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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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nur, und so konnte sie die Worte nicht verstehen. Dennoch atmete sie auf. »Der Wald ist uns nicht feindlich gesinnt, aber wir dürfen uns nicht zu lange hier aufhalten.«
    Girdhan starrte die Pfeilbüsche an und schien dem Frieden nicht so recht zu trauen. »Ich wäre an jedem Ort der Welt lieber als hier, ausgenommen vielleicht Gurrland.«
    Bei der Erwähnung dieses Namens durchlief ein Zittern die Bäume und Büsche, und es war, als würden die Zweige leise fluchen. Mera starrte die Bäume an, die mit einem Mal lebendig wurden und ihre Wurzeln ausstreckten, als wollten sie etwas zertreten.
    »Den Namen solltest du lieber nicht mehr laut aussprechen«, warnte sie Girdhan.
    »Was?«, fragte der Junge, begriff es dann aber selbst.
    »Ich halte schon den Mund.« Im Gegensatz zu dieser Ankündigung wollte er weitersprechen, doch da ertönte ein zischender Laut, der ihn zusammenzucken ließ.
    Zugleich entdeckte Mera eine Gruppe Männer, die sich dem Waldrand näherte. Es waren keine Soldaten, sondern Bauern, die Knüppel und Stricke in den Händen hielten. Am Rand des Hexenwaldes blieben sie stehen und starrten einander an.
    »Du meinst wirklich, die beiden hätten sich hier versteckt?«, fragte einer den Mann, der sie angeführt hatte.
    Dieser nickte eifrig. »Die Hexe der Königin hat es gesagt! Mit ihren magischen Kräften konnte sie die Fährte des Mädchens bis hierher verfolgen. Der Gurrländer soll bei ihr sein. Wahrscheinlich hat er sie entführt.«
    Einer der Männer wich vor Schreck zurück. »Ein Gurrländer, sagst du? Mit so einem lege ich mich nicht an!«
    »Angsthase! Wir werden wohl noch zu fünft mit einem Gurrländer fertig werden. Außerdem ist es nur ein Junge!«
    »Ein Junge? Ha! Gurrländer bleibt Gurrländer. Bei denen sollen schon die kleinen Kinder Menschen die Kehle durchbeißen können!« Der Zweifler wich noch einen Schritt zurück.
    »Unsinn! Der Kerl ist doch nur ein girdanischer Bastard. Mit dem wirst sogar du fertig. Ich war dabei, wie die Hexe auf den Marktplatz gekommen ist und den Befehl gegeben hat, die Ausreißer zu suchen. Sie will das Mädchen haben, um es auszubilden, und hat dem, der es ihr bringt, eine hübsche Belohnung versprochen. Deshalb habe ich die Beine in die Hand genommen und euchgeholt. Aber wenn wir uns jetzt nicht beeilen, kommen uns die Soldaten zuvor. Oder wollt ihr keine Goldstücke in euren Beuteln klingeln hören?«
    Der Mann trat nun unter das Blätterdach und sah sich zwischen den ersten Bäumen um. Drei andere folgten ihm, doch der Zweifler blieb draußen stehen. »Da gehe ich nicht hinein. Hört ihr es denn nicht? Der Wald flüstert und droht uns.«
    Der Anführer drehte sich mit einer verächtlichen Geste zu ihm um. »Was redest du da! Bäume sprechen nicht, und die hier werden nur dann böse, wenn man den Wald mit einer Axt betritt. Deswegen haben wir nur Knüppel und Stricke mitgenommen.«
    Als er den nächsten Schritt machte, erklang das zischende Geräusch wieder, und die Büsche schossen einige ihrer Dornen auf die Eindringlinge ab. Sie trafen erstaunlich gut. Der Anführer stieß einen Schrei aus und griff sich an den Oberschenkel, der sich rot färbte, und auch die, die ihm gefolgt waren, stöhnten vor Schmerz auf und wichen humpelnd zurück.
    »Von wegen, die Bäume tun uns nichts!«, rief der Mann, der draußen geblieben war, und warf Knüppel und Seil fort.
    Einer seiner Kameraden begann, den Anführer zu verfluchen. »Wir hätten dich verprügeln sollen, als du mit dieser hirnrissigen Idee gekommen bist, anstatt wie Schafe hinter dir herzurennen. Bei der Blauen Göttin, tut das weh!«
    Er wollte den Dorn herausziehen, kreischte aber vor Schmerzen auf und ging in die Knie. »Das Ding hat Widerhaken! Der Bader wird es mir herausschneiden müssen. Bei Ilyna, was wird meine Frau sagen? Mit dem verletzten Bein kann ich meine Arbeit nicht tun.«
    Mit viel Jammern und Gezeter humpelten die vier aus dem Wald und verschwanden schließlich in der Ferne.
    Mera drehte sich aufatmend zu Girdhan um. »Das ist noch mal gut gegangen. Ich glaube, wir sollten wenigstens ein paar Tage hier im Wald bleiben, bis die Suche abgebrochen wird. Wie du gesehen hast, beschützt er uns.«
    Der Junge winkte mutlos ab. »Gegen ein paar Bauern ja, aber die Soldaten sind gepanzert und können sich gegen die Büsche zur Wehr setzen. Das Beste wird sein, wir stellen uns freiwillig. Dann stecken sie mich in das Gefangenenlager, aber du kommst an den Königshof und wirst dort zur

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