Der Feuerthron
Positionslaternen immer wieder aufleuchten sah. Zu seinem Ärger steuerte das Schiff genau auf die Stelle zu, die er ebenfalls passieren wollte.
»Der Kapitän versteht sein Handwerk. Er weiß genau, dass wir Fischer uns immer knapp unter Land halten, weil der Wind dort am günstigsten steht, wenn man aus der Bucht von Ilynrah rauskommen will. Aber wir werden ihm eine lange Nase machen!« Kip zog das Steuer herum, so dass der Bug seines Bootes hinter das Heck des anderen Schiffes zeigte.
»Wenn du ein Gebet an die Große Blaue Göttin kennst, damit sie uns günstigen Wind schickt, solltest du es jetzt sprechen!« Ergrinste immer noch so, als wäre dies alles nur ein herrliches Spiel und kein Abenteuer auf Leben und Tod.
Girdhan hatte sich neben Mera gesetzt und hielt sie fest, damit sie beim Rollen des Bootes nicht herumgeworfen wurde. Sie war noch immer bewusstlos, doch ihr Puls klopfte so kräftig, dass er sich keine zusätzlichen Sorgen machen musste. Auch hatte er keine Angst vor dem Meer, nur vor der magischen Hand der Hexe, die immer wieder über die Wellen glitt und dabei die Gischt leicht blau färbte.
»Ich hoffe, Mera wacht nicht so rasch auf«, sagte er zu Kip, der auf der Bank des Steuermanns saß und die Planken nur mit den Zehen berühren konnte.
»Wieso meinst du das?«, fragte der Fischerjunge.
»Wegen der Hexe! Du und ich, wir sind normale Leute, die kann sie nicht fassen. Doch wäre Mera wach, würde die magische Frau sie viele Meilen weit wahrnehmen können und die Kapitäne anweisen, wo sie uns finden können.«
»Ich hatte noch nie etwas mit Hexen zu tun, bis auf Meras Großmutter halt, aber die war eine von uns. Mein Vater hat gesagt, Meralas Sturmwarnungen hätten ihm mindestens ein halbes Dutzend Mal das Leben gerettet. Eines von den hochnäsigen Dingern, die oben im Palast leben, würde sich nie um einfache Fischer kümmern.«
Kip spie über die Bordwand ins Wasser. In seinen Augen hätte es gereicht, wenn Ilna V. sich nur einen Hofmagier wie Torrix geleistet hätte. Die übrigen magisch Begabten sollten lieber als Wetterfühler, Heiler oder Tierflüsterer arbeiten.
»Überflüssige Fresser!«, brummte Kip.
»Wen meinst du?«, fragte Girdhan irritiert.
»Ach, niemand! Du musst das Segel etwas anders trimmen. Ich kann nicht vom Steuer weg, denn jetzt geht es um die Wurst. Entweder wir schaffen es, oder eines der königlichen Schiffe mischt uns auf.«
»Was soll ich mit Mera machen? Wenn sie weiterhin so hin und her geworfen wird, tut sie sich noch weh!«
»Bring sie ins Kastenhaus und binde sie auf einem der Betten fest. Aber beeil dich. Ich brauch dich hier!« Kip zog das Steuer noch stärker herum, bis das Boot so schräg lag, dass es bei höheren Wellen Gischt aufnahm. Dafür waren sie aber so schnell wie wohl selten ein anderer Fischer.
Während Kip nach den Lichtern der königlichen Schiffe Ausschau hielt und seinen Kurs so legte, dass er keinem zu nahe kam, schleppte Girdhan Mera in die Kajüte und wuchtete sie auf das einzige Bett, das eine Matratze besaß. Es war Kips alter, mit getrocknetem Tang gefüllter Sack, den er aufs Boot gebracht hatte, um die eine oder andere Nacht darauf zu verbringen.
Der Hund wollte ebenfalls mit aufs Bett, aber da Timpo protestierend fauchte, packte Girdhan das Tier, schleifte es hinaus und band es mit einer Leine an den Bug. Dabei ignorierte er das Winseln des Hundes ebenso wie seinen bettelnden Blick.
»So! Was muss ich tun?«, fragte er Kip und folgte gehorsam dessen Befehlen. Zwar war er kein Fischerjunge, aber er hatte schon vor dem Überfall der schwarzen Galeeren die eine oder andere Ausfahrt mitgemacht und wusste, was die Anweisungen seines Freundes bedeuteten.
Kip nickte zufrieden. »Wenn ich mal richtig auf Fang gehe, dann kannst du jederzeit bei mir anfangen. Ich meine – wenn es dir im ›Blauen Fisch‹ nicht mehr gefällt.«
Er fand dann aber selbst, dass dies eine dumme Bemerkung gewesen war, und entschuldigte sich. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht kränken.«
»Das weiß ich doch!« Girdhan schluckte ein wenig und sah Kip mit feuchten Augen an. »Es ist schön, wenigstens noch einen Freund zu haben, nachdem alle anderen verrückt geworden sind.«
»So schlimm ist es auch wieder nicht. Die meisten Fischer mögen dich, aber sie haben fürchterliche Angst vor Gurrland, insbesondereseit deine Landsleute uns von den Fanggründen der Goldgarnelen vertrieben und viele Fischer getötet haben.«
»Es sind nicht meine
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