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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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von Ilyndhir und Wardania.
    Im nächsten Augenblick erlosch das Licht, und Mera spürte, wie die magische Hand der Hexe nach ihnen griff. »Wir müssen sofort losfahren«, flüsterte sie und versuchte aufzustehen. Aber sie war zu schwach, um auf die Beine zu kommen.
    »Ich werde auf einmal so müde«, sagte sie noch, dann fielen ihr die Augen zu, und sie sackte in sich zusammen. Girdhan fing sie auf, bevor sie ins Wasser rutschen konnte, trug sie an Bord und legte sie auf den Boden. Der gefleckte Hund sprang ihnen nach und schmiegte sich an die Schlafende. Unterdessen schaffte Kip die Vorräte ins Boot, reichte Girdhan den Mast und das Segel und löste die Leine von dem Stein, um die er sie gewickelt hatte.
    »Mera muss sich ans Steuer setzen, während du dich um das Segel kümmerst!«, sagte er zu Girdhan.
    Da das Mädchen nicht reagierte, sprang Kip an Bord und zerrte es hoch. Doch als er Mera auf die Bank setzen und ihr die Steuerpinne in die Hand drücken wollte, rutschte sie wieder zu Boden.
    »Die ist ja völlig weggetreten!«, schimpfte er.
    »Sie hat sich anscheinend verausgabt, als sie das Boot ins Wasser gestoßen hat. Noch ist sie keine ausgebildete Hexe, sondern nur einsogenanntes wildes Talent«, erklärte Girdhan und sah Kip dabei verstört an.
    Er wusste nicht, wie es weitergehen sollte, denn er konnte nicht das Segel aufziehen und gleichzeitig steuern. Doch wenn er Mera nicht wach bekam, würden die Leute, die die Hexe der Königin bestimmt schon losgeschickt hatte, sie hier am Strand zu fassen bekommen. Was dann geschehen würde, war Girdhan klar. Niemand würde sich die Arbeit machen, ihn ins Binnenland zu schaffen. Aber er wollte nicht sterben, und er hatte Angst um Mera, die sich mit Sicherheit gegen ihre Ausbilderin und sogar gegen die Königin stellen würde, um ihn zu rächen.
    »Verdammt noch mal, so kommt ihr nicht weg!« Kip warf einen verzweifelten Blick in Richtung des Signalturms am großen Hafen, dessen Leuchtsignale in rascher Folge wechselten. Als Fischerjunge konnte er diese mindestens ebenso gut lesen wie die Matrosen der königlichen Flotte.
    »Sie wissen jetzt, dass ihr ein Boot habt, und alarmieren die Schiffe, die weiter draußen stehen, um euch den Weg zu versperren!«, sagte er, und dabei wurde ihm klar, dass die Männer, die seine Freunde verfolgten, nicht nur Girdhan töten, sondern auch das mühsam reparierte Boot beschlagnahmen oder gar zerstören würden. Also gab es nur einen Weg, seine Freunde und damit auch sein Boot zu retten.
    »He, Großer! Ich hoffe, du wirst niemals vergessen, was ich für euch riskiere!«, sagte er großspurig, stupste Girdhan an und zeigte auf das Steuer.
    »Los, übernimm du die Pinne! Mit Mast und Segel komme ich besser zurecht!«
    Im ersten Augenblick schüttelte Girdhan verständnislos den Kopf. Dann aber musste er sich ein Grinsen verkneifen, denn ihm fiel das Desaster ein, das sein Freund auf Hannez’ Boot angerichtet hatte. Allerdings hatte Kip ihm und Hannez damit letztlich das Leben gerettet, und nun würde er dies zum zweiten Mal tun.
    Erleichtert sah er Kip an und sagte: »Danke!«
    Der Fischerjunge stieg an Land und stieß das Boot mit aller Kraft vom Ufer ab. Den eigenen Schwung ausnützend, sprang er an Bord zurück und richtete den Mast auf. Draußen nahmen bereits die ersten Schiffe der königlichen Flotte Kurs auf die kleine Landzunge, doch Kip hoffte, den viel größeren und damit schwerfälligeren Schiffen noch vor der Morgendämmerung ein Schnippchen schlagen zu können.
    Als der Mast stand und der Wind das Segel füllte, fiel dem Jungen ein, dass sich soeben sein Lieblingstraum erfüllte. Endlich war er Kapitän auf seinem eigenen Schiff. Zwar handelte es sich nur um ein Fischerboot, das gerade fünf Mal so lang war wie er selbst und nicht einmal ein Deck besaß, sondern nur eine kastenförmige Kajüte hinter dem Mast, die als Schlafraum für die drei bis fünf Männer diente, die normalerweise mit einem solchen Schiffchen aufs Meer hinausfuhren. Doch es gab eine winzige Kombüse und ein großes Fass für Fische oder Goldgarnelen, die lebend an Land gebracht werden mussten. Während Kip das Segel trimmte und dann Girdhans Platz am Steuer übernahm, gab er sich ganz seiner Fantasie hin und stellte sich vor, mit reichem Fang und vor allem mit einem Fass voller Goldgarnelen nach Hause zurückzukehren.
    Die Wirklichkeit holte ihn jedoch rasch ein. Eines der königlichen Patrouillenboote war so nahe gekommen, dass er die

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