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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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Landsleute! Von Geburt bin ich ein Girdanier, und mein Volk hat sich lange gegen die gurrländischen Eroberer gewehrt. Hätten die anderen Reiche uns geholfen, wären wir vielleicht sogar mit ihnen fertig geworden.«
    Für einige Augenblicke herrschte eine gewisse Spannung zwischen den beiden Jungen, dann begann Kip zu lachen. »He, Großer, wollen wir uns über etwas streiten, wofür wir beide nichts können?«
    Girdhan schüttelte den Kopf. »Da hast du vollkommen recht! Außerdem ändert meine Herkunft nichts an der Tatsache, dass du und Mera meine besten Freunde seid.«
    »Wir sind nicht nur Freunde, sondern auch Schiffskameraden, und ich bin der Kapitän und Eigner. Damit seid ihr beide meine Matrosen. Oder stellen wir Mera nur als Schiffsjungen ein?« Kips Grinsen wurde noch breiter. Auch wenn die Sache nicht ungefährlich war, hatte er lange nicht mehr so viel Spaß gehabt.
    Er hielt wieder nach den Schiffen der königlichen Flotte Ausschau und blies so verächtlich durch die Nase wie ein alter, erfahrener Fischer, der die geschniegelten, in prachtvolle Uniformen gekleideten Herren an Bord der großen Kähne nicht ernst nahm.
    »Du musst das Segel noch einen Strich mehr in den Wind drehen, Girdhan«, kommandierte er, während er den Bug fast genau auf ein Schiff richtete, das noch ein ganzes Stück vor ihnen stand.
    »Was tust du da?«, rief sein Freund erschrocken.
    »Wenn du genau hinsiehst, wirst du bemerken, dass der Kasten dort nach Norden segelt. Bis wir seinen Kurs kreuzen, wird er bereits einige Meilen weiter sein. Da der Wind für ihn schlecht steht, kann er nicht wenden, um uns abzufangen. Wir schaffen es, Großer! Bin ich nicht ein wundervoller Seemann?«
    Nun sah Girdhan selbst, dass sie die ersten Schiffe der Blockadeflottebereits passiert hatten und ihnen nur noch dieses eine gefährlich werden konnte. Da dessen Kapitän jedoch stur die Richtung hielt, in die er laut Befehl steuern sollte, vergab auch er die Chance, der Flüchtlinge habhaft werden zu können.
2
    Eine Stunde später stieg die So nne über dem östlichen Horizont auf, und die königlichen Schiffe lagen weit hinter ihnen. Auch von der magischen Hand der Hexe war nichts mehr zu sehen. Da Girdhan nun nicht mehr dauernd die Segelstellung ändern musste, hatte er endlich Zeit, nach Mera zu schauen. Sie war immer noch bewusstlos, doch ihr Gesicht hatte eine normale Farbe angenommen, und ihre Wimpern zuckten leicht.
    »Wie es aussieht, wird sie bald aufwachen«, meldete Girdhan nach draußen.
    »Sehr gut! Dann kann sie sich gleich ums Frühstück kümmern. Weißt du, Girdhan, du kannst zwar gut Krüge austeilen, doch kochen lasse ich dich lieber nicht.« Kip klang so fröhlich wie ein Zeisig am Morgen. Er saß am Steuer seines eigenen Bootes und hatte in der Nacht etliche Schiffe der königlichen Flotte ausmanövriert. Zudem war ein herrlicher Tag voller Sonnenschein angebrochen, seine beiden besten Freunde waren bei ihm, und bald würde er ferne Gestade sehen.
    Während Kip seinen Träumen nachhing, erwachte Mera und richtete sich stöhnend auf. »Hab ich einen Hunger!«
    »Kip meint, du sollst Frühstück machen, sobald du dazu in der Lage bist!«, sagte Girdhan.
    »Kip?« Im ersten Augenblick glaubte Mera, sie befänden sich noch an Land und hielten sich in dem Boot versteckt. Doch dasrhythmische Schaukeln des Schiffchens verriet ihr, dass sie unterwegs waren. Sie pflückte Timpo von sich herunter, der es sich auf ihrer Schulter gemütlich gemacht hatte, und trat ins Freie. Der blaue, mit einem leichten Goldschimmer überzogene Himmel und die endlose Wasserfläche um sie herum faszinierten sie. Nirgends konnte sie Land entdeckten und, so weit sie schauen konnte, auch kein fremdes Segel.
    »Wir haben es geschafft!«
    »Ja, aber das war nicht dein Verdienst! Na ja, vielleicht ein bisschen, denn hättest du das Boot nicht durch Zauberkraft von den Felsen gehoben, hätten die Leute der Königin uns erwischt.«
    Mera starrte Kip verwundert an. »Was soll ich getan haben? Und weshalb bist du überhaupt mitgekommen?«
    »Ich bin schließlich der Eigner und Kapitän dieses Schiffes. Außerdem konnte Girdhan sich ja nicht zweiteilen, um die ganze Arbeit machen zu können. Jemand musste ihm helfen, nachdem du weggesackt bist.«
    »Jetzt erinnere ich mich! Ich hatte eine Riesenwut, weil das Boot nicht vom Felsen heruntergleiten wollte, und dann hat die königliche Hexe nach mir gegriffen. Sie hatte mich fast, doch dann bin ich wohl in Ohnmacht

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