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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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habt die ganze Stadt auf Trab gebracht, wisst ihr das? Sogar Ihre Majestät hat sich nicht davon abhalten lassen, einen Blick auf unser Sechstel zu werfen – natürlich nur von ihrer Prachtbarke aus und mit einem parfümierten Tüchlein vor der Nase.«
    »Was ist mit Hannez und meiner Mutter? Sind sie eingesperrt worden?«, unterbrach Mera ihn.
    »Nö! Obwohl es zu Beginn so ausgesehen hat. Die Hexe hat beide verhört, aber dann wieder laufen lassen. Zu eurem Glück, muss ich sagen! Obwohl beide scharf überwacht werden, konnte Hannez mir sagen, was er vorhatte. Er war sicher, dass ihr den Wald verlassen und hierherkommen würdet. Daher hat er mich gebeten, euch von Ilyndhir wegzubringen.«
    »Aber wie? Alle Boote werden überwacht oder sind verbrannt worden.«
    »Es gibt eines, von dem die Männer der Königin nichts wissen. Erinnert ihr euch an den Sturm im letzten Jahr, bei dem Multans Boot zwei Meilen von hier auf die Klippen geworfen wurde?«
    »Das war so kaputt, dass er es nicht einmal mehr bergen wollte«, wandte Girdhan ein.
    »Es war kaputt«, betonte Kip. »Als Multan es aufgegeben hatte, habe ich begonnen, es zu reparieren. Ich wollte ein Boot besitzen, mit dem ich selbst als Fischer aufs Meer hinausfahren kann. Erst vor ein paar Tagen habe ich die letzte zersplitterte Planke ersetzt. Der Kahn ist wieder wie neu! Aber nun könnt ihr ihn haben. Ich werde sicher ein anderes finden.« Für Augenblicke hörte Kip sich traurig an, lachte dann aber und boxte sowohl Mera wie auch Girdhan in die Seite.
    »Nachdem Hannez mich informiert hat, habe ich ein bisschen was zu essen hingebracht und einen Schlauch mit Wasser. Mit diesen Vorräten kommt ihr auf jeden Fall bis Malvone.«
    Mera zog Timpo aus seiner Tasche und suchte nach dem dünnen Faden, der ihn mit ihrer Großmutter verband. Dieser erstreckte sich jedoch nach Nordwesten und nicht nach Süden. Sie würden also gewiss nicht nach Malvone fahren, sondern den Entführern ihrer Großmutter folgen. Das sagte sie Kip jedoch nicht, sondern bedankte sich bei ihm und folgte ihm gemeinsam mit Girdhan zu dem Boot. Der gefleckte Hund, der anscheinend einen Narren an ihr gefressen hatte, kam ebenfalls mit.

 
     
     
     

1
    D as Boot war vom Sturm an einer beinahe unzugänglichen Stelle auf den Strand geworfen worden, und Kip hatte es zusätzlich mit großen Steinen gesichert, so dass es bei einer weiteren Sturmflut nicht weggespült werden konnte. Jetzt bedeutete es für die drei harte Arbeit, das schwere Ding von der Stelle zu bewegen. Sie hatten die Vorräte herausgenommen, ebenso den Mast, das Segel und jene Gerätschaften, die Kip schon für seine zukünftigen Fahrten gesammelt hatte. Dennoch brachten sie es nur in kleinen Rucken vorwärts. Wäre Girdhan nicht viel kräftiger als ein normaler Junge, hätten sie es nicht einmal um eine Handbreit bewegen können. Kip, der fast einen Kopf kleiner war als der Girdanier, verausgabte sich bis an die Grenze seiner Belastbarkeit, und Mera kämpfte, bis ihre Beine vor Erschöpfung zitterten. Kurz vor dem Wasser aber schien es, als wären alle Anstrengungen vergebens gewesen, denn nun mussten sie das Boot über eine leichte Felsschwelle wuchten. Schon beim ersten Versuch saß es so fest, als wäre es eingeklemmt worden.
    »Wir schaffen es nicht«, jammerte Kip.
    »Wir müssen es schaffen! Komm, schieb weiter!« Mera stemmte sich gegen das Boot, doch sie hätte genauso versuchen können, einen Felsblock beiseitezuräumen. Tränen der Enttäuschung traten ihr in die Augen, und in ihrer Wut warf sie sich mit der Schulter gegen den Rumpf. Obwohl der Stoß viel zu schwach war, machte das Boot einen Satz, glitt beinahe wie von selbst über das Hindernis und klatschte ins Wasser.
    Während Kip und Girdhan rasch nach der Bugleine griffen, damit das Boot nicht von der Strömung abgetrieben werden konnte, sank Mera erschöpft zu Boden. Ihr war schwindlig, und ihr Kopf tat so weh, als hätte jemand mit einem Hammer daraufgeschlagen. Als sie ihre Hände vors Gesicht hielt, konnte sie auf ihrer Haut einen leichten Widerschein des blauen Feuers sehen, das von ihren Augen ausging.
    Kip drehte sich zu ihr um und schrie erschrocken auf. »Was ist das?«
    »Mera ist eine Hexe – oder besser gesagt, ein magisch begabtes Mädchen. Sie beherrscht eben Dinge, die du und ich nie können werden«, erklärte Girdhan, der fasziniert auf Meras flammensprühende Augen starrte. Dieses geheimnisvolle blaue Feuer war das Zeichen der Magier und Hexen

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