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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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gefallen.« Mera schüttelte sich, dann ging sie wieder in die kleine Kajüte und sah sich um. Sie nahm in der Breite etwa ein Drittel des Schiffchens ein und war nicht viel länger als ein erwachsener Mensch. Unter den vier Stockbetten befand sich ein mit Brettern abgedecktes Fass mit Meerwasser für gefangene Garnelen und Fische. Obwohl Kip nicht erwartet hatte, so rasch auf große Fahrt gehen zu können, hatte er das Fass gefüllt, damit es nicht austrocknete und Risse bekam.
    Mera hatte Durst und wollte schon Wasser daraus schöpfen, als ihr einfiel, welchem Zweck das Fass eigentlich diente, und wandte sich daher an den Fischerjungen.
    »Wo hast du Trinkwasser?«
    »Unter der Plane da liegt ein Schlauch! Pass aber auf, dass duihn wieder richtig zubindest, wenn du getrunken hast. Nicht, dass er ausläuft!«
    »Und wo hast du Becher?«
    Kip sah sie mit einem spöttischen Funkeln in den Augen an. »Das ist ein Fischerboot und keine königliche Barke. Jeder Fischer besitzt seinen eigenen Becher – und übrigens auch ein Besteck.«
    »Heißt das, ich muss mit den Händen essen?« Mera hörte sich so erschrocken an, dass die beiden Jungen lachten.
    »Nein, du kannst meinen Löffel und meinen Napf haben – wenn du sie nachher sauber spülst!«
    Meras Blick hätte vernichtender nicht sein können. Trotzdem suchte sie alles zusammen, was sie brauchte, um das Frühstück zuzubereiten. Das Boot besaß sogar einen winzigen Herd, auf den allerdings nur eine Kanne oder ein Topf passten. Die Hoffnung, etwas Warmes machen zu können, musste Mera aber ohnehin aufgeben, da Kip vergessen hatte, Brennholz an Bord zu schaffen.
    »Jungs!«, sagte Mera kopfschüttelnd zu sich selbst, schnitt ein paar Scheiben Brot ab, strich etwas Butter darauf und belegte sie mit Wurst und Käse. Dann verteilte sie das Frühstück und setzte sich auf eine Kiste, die neben dem Eingang der Kajüte stand.
    »Heißen Vla müssen wir uns denken. Du hast zwar gemahlenes Pulver dabei, aber ich kann kein Wasser warm machen.«
    »Hätte ich früh genug gewusst, dass ihr auf große Fahrt gehen wollt, hätte ich alles besorgen können. So aber kam der Aufbruch etwas überraschend.«
    Kip lachte und warf ihr seinen Becher zu.
    »Mit Meerwasser auswaschen! Dann kannst du ihn benutzen. Richtige Fischer trinken aber so ...« Er öffnete den Verschluss des Wasserschlauches, hob diesen ein wenig an und ließ einen dünnen Strahl der Flüssigkeit in seinen Mund rinnen.
    Während Mera sich den Becher füllte, versuchte Girdhan es Kip gleichzutun und bekam eine saftige Dusche ins Gesicht. »Vorsicht, du verschüttest das Wasser«, schalt ihn Kip.
    »Tut mir leid.« Girdhan zog schuldbewusst den Kopf ein und ließ sich von Mera den Becher reichen.
    »Landratten!«, brummte Kip verächtlich, löste die Pinne, die er festgebunden hatte, und richtete seinen Kurs etwas weiter nach Süden.
    Unterdessen warf Mera dem gefleckten Hund ein Stück Brot hin und teilte ihr eigenes mit Timpo. Plötzlich blickte sie auf und sah Kip an. »Wohin fährst du eigentlich?«
    »Ich halte auf Teren zu. Das ist auch der Kurs nach Malvone«, antwortete der Junge.
    Mera versuchte den feinen Faden zu erkennen, der Timpo mit ihrer Großmutter verband, und atmete erst mal erleichtert auf, als sie das blaue Band wieder entdeckte. Allerdings wies er genau in die entgegengesetzte Richtung.
    Sie sprang auf, packte Kips Schulter und zeigte nach Norden. »Wir müssen dorthin!«
    Der Fischerjunge kniff verwundert die Augen zusammen. »Bist du übergeschnappt? Dort gibt es nichts außer den Inseln von Wardania, und da haben die Leute der Königin genauso das Sagen wie auf Ilyndhir.«
    »Wir müssen trotzdem in diese Richtung. Du weißt doch, dass Großmutter entführt worden ist. Da führt die Spur hin.«
    »Wenn die Gurrländer sie gefangen haben, verschleppen sie sie sicher nach Süden. Aber vielleicht kamen die Entführer gar nicht von dort. In der Nacht, als es geschah, war ich bei meinem Boot und habe ein ganz seltsames Schiff beobachtet. Es war recht groß ... glaube ich. Seltsam, ich kann mich plötzlich gar nicht mehr daran erinnern. Ich weiß nur noch, dass sich von dort eine Nebelwand ausgebreitet hat und den Fluss bis zur Stadt hochgezogen ist.«
    Je mehr Kip nachdachte, umso verschwommener wurde das Bild des fremden Schiffes in seiner Erinnerung. Nur eines war sicher: Wie eine gurrländische Galeere hatte es nicht ausgesehen. Verwirrt schüttelte er den Kopf.
    »Komisch! Ich kenne eigentlich

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