Der Feuerthron
jeden Schiffstyp, der hier in der Gegend herumschwimmt, aber so ein Ding habe ich noch nie gesehen. Willst du wegen dieses Schiffes nach Norden?«
»Ja! Wenn es uns gelingt, es zu finden, können wir vielleicht auch die Großmutter befreien. Begreif doch! Torrix ist mit ihr zusammen verschwunden. Und die Königin braucht ihren Hofmagier. Du hast doch gesehen, wie kopflos sie gehandelt hat, als er fort war.«
Von der Warte aus hatte Kip die Sache noch nicht betrachtet. Unschlüssig blickte er zu dem kleinen Windfähnchen an der Spitze des Mastes hoch. Für ihren jetzigen Kurs war die Brise ideal, aber jeder andere würde schwierig werden.
»Wir können nicht einfach in die Gegenrichtung fahren, es sei denn, du bist in der Lage, lokalen Wind zu zaubern.«
Meras Kopfschütteln sagte ihm genug. Achselzuckend zog er das Steuer herum. Fast im gleichen Augenblick verlor das Boot an Fahrt.
»Wir werden arg kreuzen müssen, um in die von dir gewünschte Richtung zu kommen«, erklärte er Mera in der Hoffnung, sie würde von ihrem Vorhaben absehen.
Doch sie war wild entschlossen, die einmal aufgenommene Spur weiter zu verfolgen. Nach den schrecklichen Ereignissen nach der Entführung ihrer Großmutter war sie nun auch ganz sicher, dass die Großmutter ihr Timpo aus einem speziellen Grund anvertraut hatte. Sie musste das magische blaue Band, das sie mit ihrem Tierchen verband, gekannt und gewusst haben, dass sie, Mera, es entdecken und ihr folgen würde. Zwar hatte sie selbst sich schon oft über das Fellbündel geärgert, aber wenn es ihr half, die Großmutter zu finden, wollte sie es für den Rest seines Lebens mit den besten Leckerbissen vewöhnen.
3
Zu Kips Erleichterung drehte sich de r Wind und blies schon bald in eine für sie günstigere Richtung. Und nicht lange danach stellte er fest, wie gut es gewesen war, ihren Kurs zu ändern. In der Ferne tauchten nämlich die Segel mehrerer Schiffe der königlichen Flotte auf, die wegen der sich verschlechternden Windverhältnisse schwerfällig nach Süden kreuzten.
»Auf die Dauer wären wir ihnen wohl nicht entkommen. Wie es aussieht, sind die Leute der Königin ganz scharf darauf, euch in die Finger zu kriegen. Aber denen haben wir jetzt erneut ein Schnippchen geschlagen«, erklärte er zufrieden.
»Aber die sehen uns doch auch!«, rief Mera besorgt.
»Iwo! Ihre Masten sind weitaus höher als die unseren, deshalb können wir ihre Segel über der Kimm erkennen. Bei denen müsste der Mann im Ausguck schon genau in unsere Richtung schauen, wenn wir auf dem Kamm der Welle sind, und selbst da bräuchte er ausgezeichnete Augen, um uns zwischen der Gischt und den Spiegelungen der Sonne auszumachen.«
Noch während Kips selbstzufriedener Erklärung wies Girdhan aufgeregt nach hinten. »Schaut, dort sind noch andere Schiffe!«
»Halt das Steuer!« Kip sprang auf und wartete nicht einmal, bis sein Freund die Ruderpinne übernommen hatte, sondern lief zum Mast und kletterte daran hoch, bis er wie eine übergroße Frucht an der Spitze hing.
»Das sind Gurrländer, drei große Galeeren, und sie halten genau auf die Unsrigen zu! Hoffentlich haben die königlichen Kapitäne genug Grütze im Kopf, um rechtzeitig abzuhauen.«
»Aber dann würden sie in unsere Richtung fahren«, befürchtete Mera.
Kip schüttelte den Kopf. »Wenn sie klug sind, werden sie jetzt rasch in Richtung Heimat entschwinden. Wir aber halten uns vomLand fern. Auf jeden Fall ist es günstig, dass die Gurrländer gekommen sind, denn jetzt achtet bestimmt keiner mehr auf uns.«
Zufrieden mit sich und der Welt stimmte Kip ein altes Seemannslied an, in das Girdhan und mit einem gewissen Zögern auch Mera einfielen.
»Ilyndhirer setzen ihre Segel!
Ilyndhirer fahren aufs Meer hinaus.
Ilyndhirer fürchten weder Sturm noch Riffe.
Denn Ilyndhirer haben die besten Schiffe.
Und die besten Matrosen dazu, ja dazu.
Wir sind Käpt’n Kip und seine Mannen!«
»He, ich bin ein Mädchen!«, rief Mera dazwischen.
»Wir sind Käpt’n Kip und seine Mannschaft.
Unser Ziel ist weit von dannen.«
»Mit Mannschaft passt der Vers nicht!« Girdhan lachte fröhlich und zerzauste Kip das kurze, borstige Haar, während dieser ebenso laut wie falsch weitersang.
»Ilyndhirer sind die Herren der Meere.
Ilyndhirer erringen Ruhm und Ehre.«
»Vor allem finden Ilyndhirer ihre Großmutter!«
Mera quietschte vor Vergnügen, weil sie Kip mit diesem Satz aus dem Konzept gebracht hatte. Er schluckte, grinste
Weitere Kostenlose Bücher