Der Feuerthron
können. Auch die Matrosen an Bord der »Ilna II.« und ihrer kleineren Begleitschiffe schöpften neuen Mut und schossen ihre magischen Kugeln auf die Feinde ab. Allerdings gelang es der Hexe nur, einen Ball bei jeder Salve zur Explosion zu bringen. Bei der dritten Galeere tat sie es um einen Wimpernschlag zu spät, denn einer der Gurrländer hatte das Geschoss gepackt und über Bord geworfen. Eine Wassersäule schoss hoch und leuchtete in glühenden Farben, doch als sie wieder zusammenbrach, setzte die Galeere ihren Weg unversehrt fort.
Ein Aufschrei der Matrosen ließ Mirzah herumfahren, und sie begriff, dass sie nicht gleichzeitig die eigenen Schiffe schützen und die des Feindes angreifen konnte. Eine Feuerkugel der Gurrländer hatte ihre Abschirmung durchbrochen und eines der Begleitschiffe in Brand gesetzt. Auch dort sprangen die Männer der Besatzung über Bord, um dem Feuer auf dem Wrack zu entkommen. Zornig und gereizt setzte sie ihre Angriffe fort. Eine weitere Galeere fiel ihrem Zauber zum Opfer, doch der Feind traf immer besser.
Mirzah spürte, wie ihre Kräfte abnahmen, und sie begriff, dass sie ein anderes Mittel einsetzen musste. Ein schneller Rundblick verriet ihr, dass die feindlichen Galeeren sich mit Rammgeschwindigkeit näherten. Mit einem wuterfüllten Aufschrei griff sie unter ihren Federmantel und holte mehrere Spruchrollen heraus, die sie und Yanga in mühevoller Arbeit mit magischer Tinte beschrieben und mit machtvollen Zauberformeln gefüllt hatten.
Mirzah zerriss die erste. Sofort füllte ein günstiger Wind die Segelihrer Schiffe und schob sie wie eine magische Hand nach vorne, so dass die Rammsporne der anstürmenden Galeeren dicht hinter den blauen Rümpfen ins Leere stießen. Nun aber waren die blauen und schwarzen Kriegsschiffe auf so kleinem Raum versammelt, dass man einen Ball von einem Ende zum anderen hätte werfen können.
Mit einem triumphierenden Blick hob Mirzah die mächtigste der Spruchrollen, die sie von Yanga erhalten hatte, und brach das Siegel auf. Für die Dauer eines Herzschlags erloschen alle Geräusche um sie herum. Dann raste eine blaue Lichtsäule mit ohrenbetäubendem Heulen gen Himmel. Noch während sie sich wunderte, wieso dieser Zauber anders wirkte, als Yanga es ihr beschrieben hatte, spürte sie die schwarze Kraft, die aus der Ferne nach ihr griff, und erahnte den tödlichen Blitz, der auf sie niederfahren würde. Im letzten Augenblick gelang es ihr, den größten Feuerball an Bord der »Ilna II.« zu entzünden. Bevor die tödliche Macht des schwarzen Fluches sie selbst einhüllte, sah sie, wie die Explosion die restlichen Geschosse an Bord erfasste und das Flaggschiff durch die Wucht des magischen Feuers in Stücke gerissen wurde.
Die zauberischen Funken und die Wrackteile der »Ilna II.« prasselten wie Hagelkörner auf die anderen Schiffe nieder und setzten sie in Brand.
Obwohl der Großteil der Flotte sich schon weit genug entfernt hatte und daher nur noch einige wenige von dem Feuersturm erfasst wurden, musste Hannez geblendet die Augen schließen. Seinen Passagieren erging es kaum besser, und die meisten schrien auf, als stünden sie selbst in Flammen.
»Was geschieht da?«, rief Hemor mit schriller Stimme.
Hannez atmete tief durch und schüttelte sich. »Unsere fünf Kriegsschiffe und die sechs Schwarzen Galeeren wurden soeben durch einen ungeheuren Zauber vernichtet. Ich glaube nicht, dass es dort Überlebende gibt.«
Ihm war klar, dass er nicht in der Lage gewesen wäre, Schiffbrüchigean Bord zu nehmen. Sein Boot war bereits überladen, und jeder Mann zusätzlich konnte es zum Kentern bringen. Mit Tränen in den Augen wandte er dem Schauplatz des schrecklichen Geschehens den Rücken zu und starrte nach vorne. Zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen hatten Kriegsschiffe der Königin ihm geholfen, den Schwarzen Galeeren zu entkommen, und langsam wurde ihm der Preis dafür zu hoch. Neben all den Offizieren und Mannschaften an Bord war auch eine der fähigsten Hexen des Reiches mit untergegangen. Diese Frau würde bei der Verteidigung der Heimat bitter fehlen.
7
Es war nur ein Hauch weißer Magie, der Mera berührte. Dennoch wachte sie auf und wollte ihre Augen öffnen. Das aber ging nicht. Es war, als habe sie keinen Körper mehr. Soweit sie es erkennen konnte, bestand sie nur noch aus einem winzigen Funken, der im Nichts schwebte. Für einige Augenblicke geriet sie in Panik, kämpfte ihre Angst jedoch rasch nieder und versuchte sich
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