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Der Feuerthron

Der Feuerthron

Titel: Der Feuerthron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hanser Verlag
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ausgehen konnte, und mit etwas Glück entging der Kahn dort unten ihrer Aufmerksamkeit.
    Als Hemor und der Großadmiral von Bord geschafft worden waren, winkte sie den Kapitän wieder zu sich. »Vier Kriegsschiffe sollen uns folgen. Für den Rest gilt das Signal ›Alles zerstreuen‹!«
    Der Kapitän kratzte sich unschlüssig im Nacken. »Glaubt Ihr wirklich, dass das richtig ist? Meiner Ansicht nach sollte die Flotte zusammenbleiben.«
    »Damit läge sie nur wie ein perfekt aufgetischtes Mahl vor den Schwarzen Galeeren!«, antwortete die Hexe mit bitterem Auflachen. »Nein, mein Guter! Diesmal sollen die Herrschaften aus Gurrland kein so leichtes Spiel mit uns haben. Es soll sie einiges kosten, unsere Schiffe zu versenken. Wenn die Flotte sich zerstreut, kann ein Teil des Heeres Gelonda oder wenigstens Malvone erreichen. Wir verfügen über mehr als zweihundert Boote und kleine Handelssegler, und wenn die Schwarzen Galeeren einzeln Jagd auf diese Schiffe machen müssen, kommen die meisten durch. Außerdem habe ich vor, den Gurrländern ihren Spaß ein wenig zu vermiesen!«
    Der Kapitän sah aus, als habe er gerade sein eigenes Todesurteil vernommen. Zwar hatte er seinen Mut zuletzt an Bord der »Trymai« bewiesen, doch da seinem neuen Schiff bei der bevorstehenden Auseinandersetzung die entscheidende Rolle mit dem Feind zufiel, würde er in Kürze wieder den Schwarzen Galeeren gegenüberstehen müssen.
    Mirzah beachtete ihn nicht weiter, sondern schritt nach vorne zum Bug und spähte in die Ferne. Ihr magischer Blick reichte weiterals die Augen des Spähers oben im Krähennest, und sie fühlte, wie jene schwarzen Ungeheuer ihre gesamten Kräfte anspannten, um über die zusammengewürfelte Flotte herzufallen.
    Auf ihr Handzeichen hin änderte der Steuermann den Kurs. Schnell überzeugte sie sich, dass die vier größten Kriegsschiffe der »Ilna II.« folgten, während der Hauptteil der Flotte immer weiter auseinanderdriftete und dabei den Wind so gut nutzte, wie es den einzelnen Schiffsführern möglich war.
    Alles lief so, wie sie es geplant hatte. Sie konzentrierte sich auf sich selbst, spürte das Strömen der Magie, die sie mit ihren Zaubersäften angesammelt hatte, und ging in Gedanken noch einmal die Formeln durch, die sie bald würde sprechen müssen.
    »Kommt nur, ihr schwarzen Bestien! Hier werdet ihr euer blaues Wunder erleben!«, flüsterte sie und streckte die Arme gen Himmel. Magisches Licht umspielte ihre Hände. Es würde auf jeden anderen Zauberer bis weit über die Kimm wie ein Leuchtfeuer wirken. Ihr war ein wenig mulmig zumute, weil sie zugleich die stärkste Waffe ihrer Flotte und den Köder darstellte, der die Feinde in die Falle locken sollte. Die Gurrländer hatten auf Gelonda hohe Verluste einstecken müssen, weil die dortigen Magier und die geflüchteten Ardhu-Hexen sich erfolgreich zur Wehr gesetzt hatten. Daher machten sie nun Jagd auf jede magisch strahlende Person. Die Schwarzen würde alles daransetzen, auch sie, Mirzah, zu vernichten.
    Ihr Magen verknotete sich zu einem glühenden Punkt, als sie spürte, dass der Feind seine Richtung änderte und nun genau auf die »Ilna II.« zuhielt. Dennoch lächelte sie grimmig. Kommt nur!, dachte sie intensiv.
    Wie gewöhnlich handelte es sich um sechs große Galeeren. Es kreiste bereits das Gerücht, die Gurrländer würden nicht mehr Schiffe besitzen und diese sechs durch Zauberkraft von einem Seegebiet ins andere versetzen, um den Anschein einer großen Flotte zu erwecken. Mirzah hielt das für dummes Gerede, aber dennochwürde der Verlust dieser sechs Schiffe den Kaiser von Gurrland schmerzen. Sie richtete ihre Sinne auf die Galeeren und spürte, wie Vorfreude in ihr aufstieg und den letzten Rest Furcht vertrieb. Bis jetzt war alles so gelaufen, wie Yanga und sie es sich ausgedacht hatten. Die Galeeren waren auf den Köder hereingefallen und würden die anderen Schiffe vorerst in Ruhe lassen. Damit war sehr viel gewonnen, insbesondere wenn es ihr gelang, den Rest des Plans in die Tat umzusetzen.
6
    Die Matrosen hatten Hemor und den Großadmiral befehlsgemäß auf das nächstgelegene Schiffchen gebracht, ohne sich darum zu kümmern, ob das Boot dem hohen Status der Herren angemessen war. Jetzt standen die beiden eingezwängt zwischen gewöhnlichen Soldaten und versuchten ihrer Empörung Herr zu werden.
    »He, du da! Bringe uns auf das Flaggschiff zurück!«, rief Hemor dem Schiffer zu. Dieser, ein drahtiger Mann mittleren Alters, kümmerte sich

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