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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Vergewaltigung,
die sich um so mehr rächen werde, als sie die Frau eines angesehenen Bürgers von Bregenz sei.
    Anton bleibt kühlhöflich und frägt: »Ihr Name ist Frau Götzele?«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ihr Gemahl hat ein Juwelier- und Goldschmiedgeschäft?«
    »Das brauchen Sie nicht zu wissen!«
    »Das genügt! Bitte, bemühen Sie sich in das Amtslokal! Die nötige Untersuchung wird eine vereidete
Frauensperson vornehmen, falls Sie nicht vorziehen, die mitgeführten Waren freiwillig herauszugeben!«
    »Ich schwöre Ihnen, ich habe nichts Zollpflichtiges bei mir!«
    »Ihre Schweizer Uhren und Schmucksachen sind zollpflichtig!«
    Die Dame wechselte die Farbe, starrte den Finanzer an und ergab sich dann dem Schicksal.
    Der Vorfall hatte natürlich Aufsehen erregt, wiewohl Sistierungen nichts Seltenes sind in Revisionshallen.
Lergetbohrer geleitete die jetzt gefügig gewordene Dame in das Amtslokal und bot ihr einen Stuhl an, den die Frau aber
ablehnte.
    »Wie Sie wünschen, gnä' Frau! Ich glaube selbst, daß durch ein Niedersetzen einige Uhren zerbrochen
werden könnten!« meinte der Oberaufseher und ließ die Revisionsfrau holen.
    Frau Götzele war schier außer sich, sie jammerte verzweifelnd und flehte um Rücksicht und Freilassung.
    »Bedaure! Der Dienst ist unerbittlich! Wenn genehm, können wir Ihren Herrn Gemahl verständigen! Das wird
sich um so mehr empfehlen, als gnä' Frau ja doch den Zoll- und Strafbetrag kaum bei sich haben werden!«
    »Großer Gott! Wieviel kann denn die Geschichte kosten?« rief die Frau aus.
    »Das kommt darauf an, wieviel an Uhren und Schmuckgegenständen Sie bei sich haben!«
    Die Dame versuchte es nun, durch Versprechungen loszukommen; sie bot die Hälfte der Konterbande an, gelobte dem
Finanzer einhundert Gulden extra zu zahlen und gestand, daß sie sechzig Uhren, vier goldene Armbänder und sechs
Ringe bei sich eingenäht habe.
    Anton schmunzelte bei diesem Eingeständnis; diesmal ist seiner scharfen Beobachtungsgabe und raschen Kombination ein
guter Fang gelungen. Den Bestechungsversuch ignorierend, gab er bekannt, daß die verkürzte Zollgebühr
annähernd die Summe von dreihundert Gulden betragen werde. Hierzu kommt als Strafe der Schätzungswert der Ware mit
fünf multipliziert.
    »Entsetzlich!« schrie die Frau, welche noch nie im Leben so rasch eine Summe im Kopf ausgerechnet hat.
    Inzwischen war die Revisionsfrau gekommen, mit welcher sich Frau Götzele in ein anderes Gemach begab. Anton verblieb
im Amtslokal und fertigte die Tatschrift aus, welcher er das Geständnis der Konterbandistin beifügte.
    Die Leibesdurchsuchung dauerte lange, was Lergetbohrer um so mehr auffiel, als die Dame doch schon ein Geständnis
über die Anzahl der geschmuggelten Waren abgelegt hat.
    Endlich kamen die Frauen wieder herein. Frau Götzele war bleich bis in die Lippen, die Revisionsfrau, welche
Vertrauensperson der Zollbehörde ist, legte den abgenähten Unterrock und die demselben entnommenen
Wertgegenstände auf den Kanzleitisch.
    »Wieviel haben Sie vorgefunden?« frug Lergetbuhrer.
    »Achtundfünfzig Uhren, zwei Armbänder und vier Ringe!« lautete die Antwort.
    Anton blieb trotz seiner Überraschung ruhig und gebot: »Wiederholen Sie Ihre Angaben auf Diensteid!«
    Die Revisionsfrau warf einen scheuen Blick auf den Finanzer, wiederholte aber ihre erste Angabe unter Berufung auf den
geleisteten Diensteid.
    Sofort schrieb Lergetbohrer diesen Vorfall in die Tatschrift ein und ließ die Revisionsfrau, welche nun dringliche
anderweitige Beschäftigung vorschützte, warten.
    Den Fall übernahm nun der Zollbeamte, der als Bekannter der Frau Götzele nicht wenig betroffen war, die Dame
sistiert und erfolgreich untersucht vorzufinden.
    Nach einigen Worten des Bedauerns mußte amtlich vorgegangen werden. Der Akt wurde fertiggestellt zur Vorlage an die
Finanzbezirksdirektion, welche den Strafbetrag auszustellen haben wird. Die Konterbande bleibt selbstverständlich neben
dem ad hoc adjustierten Unterrock konfisziert. Frau Götzele kann sich nach Unterschreibung der Tatschrift und ihres
protokollierten Geständnisses, weil persönlich bekannt und Fluchtversuch ausgeschlossen ist, entfernen.
    Ihr Gatte kam gerade recht, sie abzuholen. Der Mann war verstört, außer sich und jammerte über die
himmelschreiende Dummheit, sich von einem Finanzer ertappen zu lassen.
    Rücksichtsvoller als der Goldschmied rief Lergetbohrer ein verständliches »Habe die Ehre!« Herr

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