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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Bursch wandte sich ihm nun mit dem Gesicht zu. Beim Anblick des Mannes in
Finanzeruniform erschrak der Bursche und bekundete große Betroffenheit. Jetzt erkannte ihn Anton; der Bursch war vor
wenigen Tagen in der Kaserne zur Ausspekulierung und entfloh dank der Ungeschicklichkeit des Respizienten. Seltsam, daß
dieser Bursch im Dienste des Weinwirtes Wüsteler steht. Sollte der Bursch auf eigene Faust Ausspekuliererdienste
leisten? Oder ist es nicht viel wahrscheinlicher, daß er im Auftrage seines Brotherrn spioniert? Dann aber ist
Wüsteler unzweifelhaft das Haupt einer Schmugglervereinigung.
    Ein Ruf des Wirtes veranlaßte Anton in eine dunkle Ecke zu treten, und gleich darauf kam Wüsteler herein mit
leeren Flaschen. »Seppl, isch noch genug Spezial im Fäßle?« frug der Wirt, verstummte aber sofort auf
ein Zeichen des Kellerburschen und richtete einen forschenden Blick auf den Finanzer. »Sind Sie dienstlich hier?«
frug der mißtrauische Gastgeber. Anton verneinte. Beruhigt ging Wüsteler mit den gefüllten Flaschen wieder
hinaus in den Garten.
    Bald darauf lief flinkfüßig Zenzele herein und begrüßte freundlich den Finanzer. »Sie kommen
wegen Flock? Einen Augenblick Geduld! He, Seppl, fülle die Flaschen, sie gehören an Merkles Stammtisch, trag' sie
hinaus. Ich bin gleich wieder da!«
    Zenzele flüsterte Anton, der nicht wußte, wie ihm geschah, zu, ihr zu folgen. Das Mädchen schritt
elastisch die Treppe hinauf ins obere Stockwerk, und Anton folgte nach in den finsteren Gang. Eine Türe ward
aufgeschlossen, und gleich darauf schimmerte ein Lichtstrahl durch die halboffene Tür. Ein leiser Ruf lud zum Eintreten
ein.
    Anton stand nach wenigen Schritten in Zenzeles Stube und sah zu seinem Erstaunen, daß das Mädchen seinen Flock
behaglich gebettet und mit einem Flaumpolster zugedeckt hatte.
    »Hier isch mein lieber kleiner Patient!« sagte Zenzele.
    Flock hatte den Herrn und Gebieter schon gewittert und arbeitete sich empor, freudig winselnd. Das durchbissene
Läufchen trug das Hündchen im sorglich angelegten Verband.
    Gerührt blickte Lergetbohrer auf das Mädchen, das erglühend am Bette stand und Flock zärtlich
streichelte.
    Innig dankte Anton für die dem Hündchen erwiesene Sorgfalt und Pflege, doch Zenzele wehrte jeglichen Dank
ab.
    »Lassen Sie mir Flock, bis das Beinchen wieder heil isch! Ich will das Hundele pflegen, so gut ich nur kann! Holen
Sie Flock später, ja?!« Das klang so lieb, daß Anton die Bitte nicht abzuschlagen vermochte. Zudem machte
Flock keine Anstalten, das weiche Bettlager zu verlassen.
    »Willst du wirklich bei dem Frauele dableiben, Flock?« frug Anton und strich dem klug aufblickenden
Hündchen über den Kopf. Flock wedelte mit dem Rutenstummel und blieb im Bett liegen.
    »Sehen Sie, Flock will bei mir bleiben!« lachte Zenzele vergnügt. »Also lassen Sie mir den Hund
einstweilen!«
    »Gern! In bessere Hände könnte mein Liebling ja nicht kommen!«
    Nun drängte Zenzi aber mit dem Hinweis, daß sie die Gäste bedienen müsse.
    Anton verließ die Stube unter herzlichen Dankesworten und wartete im Gang. Zenzi deckte Flock wieder zu,
verlöschte das Licht und schloß die Stube ab. Im finsteren Gang flüsterte das Mädchen Anton zu, er
möge sich des öfteren nach Flock umsehen, und huschte dann die Treppe hinab. Verwirrt begab sich nun Anton ins
Erdgeschoß, zahlte das Viertele Wein und ging in die Kaserne zurück.
    Hier erwartete ihn eine neue Überraschung. Eiselt hatte den Befehl erhalten, seinen Oberaufseher nach Buchs
abzugeben, wo plötzlich zwei Mann des Revisionsdienstes erkrankt waren. Lergetbohrer muß also zur Aushilfe auf
einige Zeit in das schweizerische Grenzstädtchen Buchs, und zwar morgen mit dem ersten Zuge.
     

Kap. 3
     
     
    Die Meldung zum Dienst im Bahnhofe Buchs hatte Lergetbohrer ordnungsgemäß erstattet und darauf vom dortigen
Kommissär die Weisung erhalten, in besonderem Maße die vollste Aufmerksamkeit auf den schwungvoll betriebenen
Zigarrenschmuggel aus der Schweiz zu verwenden. Daß geschwärzt werde, unterliege keinem Zweifel, nur sei es bisher
nicht gelungen, jemanden trotz schärfster Kontrollierung abzufassen. Von Wien sei ein Erlaß gekommen, besonders in
Buchs scharf aufzupassen, denn es würden in der Reichshauptstadt auffällig viele Schweizer Zigarren vertrieben, die
mutmaßlich über Buchs nach Oesterreich eingegangen sein dürften. Begreiflicherweise wirkte solcher Wink von
oben in Buchs

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