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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Götzele verstand den Wink und entfernte sich mit seiner betrübten Frau.
    Der Zollassistent grinste, als das Paar draußen war, und wollte den Rest der Tatschrift überfliegen.
    »Bitte genau zu lesen!« sagte Lergetbohrer.
    »Ach was! Sie nehmen den Dienst doch gar zu genau! Was wollen S' denn noch werden bei den jammervollen
Verhältnissen? Die dreißig Kreuzer Taglohnplus werden Sie auch nicht selig und glücklich machen! Und mehr als
Respizient werden Sie auch nicht!«
    »Ich erfülle meine Pflicht, weiter nichts! Hätte jeder in unserem Berufe die gleiche Auffassung vom
Dienst, wäre es um die Finanzwache anders bestellt, insbesondere nach oben hin! Ich bitte, den Nachtrag in der
Tatschrift genau zu prüfen!«
    Der Assistent stutzte, las und hatte sofort das Manko der Angaben der Revisionsfrau im Vergleich zum Geständnis der
Konterbandistin herausgefunden.
    »Das ischt nicht übel!«
    Die Revisionsfrau wurde mit dürren Worten aufgefordert, die gestohlenen zwei Uhren, zwei Ringe und zwei
Armbänder herauszugeben, widrigenfalls um die Polizei geschickt würde.
    Das Weib leugnete beharrlich.
    Anton lachte vergnügt und beauftragte einen Wachmann, die Frau Respizientin zur Durchsuchung der Revisionsfrau zu
holen.
    »Mit dieser falschen Person will ich nichts zu tun haben!« schrie das Weib und behauptete, die genannten
Gegenstände von der Konterbandistin für die Bemühung geschenkt erhalten zu haben.
    »Geben Sie dieses ,Geschenk' nur heraus!« befahl der Assistent.
    Es nützte nichts. Die gestohlenen Gegenstände mußten der Konterbande beigefügt werden. Dann
kündigte der Assistent die zweifellos erfolgende Entlassung und ein gerichtliches Nachspiel wegen Diebstahl während
einer Amtshandlung und Meineid an.
    Schimpfend entfernte sich das Weib mit einem grimmen Hasse gegen die Finanzer in der welken Brust.
    Die Amtsgeschäfte aus diesem Anlasse waren erledigt. Lergetbohrer folgte dem Assistenten bald nach auf dem Wege zur
Stadt. Anton wollte seinen Flock holen, erinnerte sich aber, daß er in Uniform sich befindet, und eilte heim zur
Umkleidung. Im Flur der Kaserne stieß er auf den Respizienten, der ihn barsch anließ mit der Bemerkung, daß
die Finanz auch etwas Besseres zu tun wissen sollte, als eine hochanständige Bürgersfrau zu sistieren.
    »Was Sie sagen!« spottete Anton.
    »Jawohl! Eben ist es mir brühwarm mitgeteilt worden! Frau Götzele sistiert! Natürlich nichts
gefunden! O, Ihre Blamagen schreien zum Himmel!«
    »Schon möglich! Einstweilen wird aber Herr Götzele schreien, weil er annähernd zwölf- bis
vierzehnhundert Gulden Strafe zahlen muß!«
    »Waas? Mein Freund Götzele und vierzehnhundert Gulden Strafe?! Sie sind wohl verrückt geworden?«
    »Im Gegenteil! Ein guter Fang ist mir gelungen! Der Anfang ist gemacht! Doch jetzt bitte ich mich freizulassen! Ich
will mich umkleiden ...«
    »Das Zivilgehen ist der Finanzwache verboten!«
    »Ich habe vom Herrn Kommissär die Erlaubnis!«
    »Das gilt nur für ein- zum andernmal!«
    »Ich habe Erlaubnis für die laufende Woche!« »Und ich hebe diese Verfügung auf! Dieses
Herumlungern in Zivil taugt nichts! Entweder gehen Sie in Uniform aus oder Sie bleiben daheim!«
    »Guten Abend!« sprach Anton, salutierte und ging in die Wüstelersche Weinwirtschaft.
    Dort hatten sich viele Gäste eingefunden, Vater und Tochter bedienten dieselben, auch der Kellerbursch Seppl
mußte mithelfen, indem er den Wein in großen Steinkrügen vom Faß abzog und zur Schenke trug, wo die
vielen Fläschchen gefüllt wurden. Das Stimmengewirr aus dem Garten konnte man schon von der Gasse aus hören;
auch das Gastlokal im Hause war dicht gefüllt und qualmig vom vielen Rauch; die Lichtbirnen verbreiteten nur wenig Helle
im Garten wie in der Stube, man konnte die Gesichter kaum genau unterscheiden. An einem der Stammtische ging es besonders
laut her; dort führte der Kaffeeversilberer Merkle mit seiner krähenden Stimme das große Wort.
    Anton erkannte den Mann an der Stimme sogleich, obwohl der Oberaufseher noch am Garten stand. In der Empfindung, daß
es nicht opportun sei, sich jetzt in Uniform unter diese Leute zu mischen, begab sich Anton ins Haus und kam an die Schenke.
Eben war der Kellerbursch mit der Flaschenfüllung beschäftigt und stand im Licht einer Lampe. Anton hatte das
Gefühl, diesen Menschen schon bei einer Gelegenheit gesehen zu haben. Aber wo? Und bei welchem Anlasse? Der Finanzer
forderte ein Viertel Spezialwein, und der

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