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Der Finanzer

Titel: Der Finanzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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aufregend, und die Vorgesetzten schärften das strengste Vorgehen ein.
    Anton hatte schweigend zugehört; die Unterweisung ist wertvoll, doch glaubt der Oberaufseher nicht, daß
Reisende den ob der enormen Strafhöhe gefährlichen Zigarrenschmuggel betätigen, wenngleich Anton zur Stunde
nicht sagen kann, wer solchen Schmuggel, und zwar im großen betreibt.
    Nach der Entlassung vom Kommissär wurde Lergetbohrer in den Dienstturnus eingereiht, der infolge der Erkrankung
zweier Revisionsaufseher begreiflicherweise anstrengend sein muß. Jede zweite Nacht trifft Anton der Nachtdienst im
Bahnhofe, und auch tagsüber ist viel Dienst zu machen.
    Lergetbohrer benützte den nächsten dienstfreien Tag zu einem Orientierungsgang in das Städtchen. Viel ist
ja nicht zu sehen, ein kleiner Ort wie andere auch, doch belebt durch den Grenzverkehr. Beim Anblick der Zigarren- und
Tabakhandlungen, die im Gegensatze zu österreichischen Verhältnissen meist mit Spezerei- und sonstigen
Handlungsgeschäften verbunden sind, gedachte Anton unwillkürlich der Weisung, im Zolldienst auf den
Zigarrenschmuggel besonders zu achten; doch mußte der Oberaufseher lächeln bei dem sich aufdrängenden
Gedanken. So dumm wird ja doch wohl kein Mensch sein, am hellen Tage hier Zigarren kistchenweise einzukaufen und zur Bahn zu
bringen. Vollzieht sich der Schmuggel jedoch im Landwege, so hat das die Zöllner im Bahnhofe nichts zu kümmern.
    Behaglich des freien Tages sich freuend, schlendert Anton durch die Gasse und gönnt sich in einem Brauhause einen
Trunk Schweizer Bieres. Der Zufall gibt anregende Unterhaltung mit Buchser Bürgern, aus dem einen Glase wurden mehrere,
die Stunden schwinden. Ein niedergehender Platzregen vereitelte die Heimkehr; man muß warten, und so wird es Abend, als
Lergetbohrer durch die Dämmerung und den feinrieselnden Regen den Weg zum Bahnhofe antrat.
    Wie Anton abermals an einem Tabakgeschäft vorüberkommt, verläßt ein Mann den Laden, umhüllt von
einem Mantel. Vorsichtig blickt der Mann um sich und schlägt die Richtung zum Bahnhof ein. Das scheue Gebaren und die
Stellung der Arme unter dem Mantel erregen die Aufmerksamkeit Lergetbohrers. So hält man die Arme nur, wenn selbe
irgendwelche Last zu umfangen und zu tragen haben.
    Unauffällig folgt Anton jener Gestalt, die indes nicht in den Bahnhof eintritt, sondern seitlich des Gebäudes
die Schienen überquert und vor einem österreichischen Bahnpostwagen anhält. Um eine Hand frei zu bekommen,
legt der Mann eine Anzahl Pakete auf das Laufbrett, öffnet rasch die Türe, gibt den Ballast hinein und verschwindet
dann selbst im Dienstwagen.
    Überrascht steht der Oberaufseher hinter einem in der Nähe befindlichen Güterwagen und luegt vorsichtig
aus. Wenn da nicht ein postalischer Schmuggel inszeniert wird, dann versteht Anton vom Finanzdienst nicht das mindeste.
    Doch zum Einschreiten ist es zu früh. Einstweilen kann der Mann, welcher ein Ambulanzbeamter zu sein scheint, Waren
im Bahnpostwagen aufstapeln, so viel er will. Wird aber der zusammengestellte Zug morgen vor Abfahrt revidiert, dann haben
die Waren großes Interesse für die Zöllner.
    Lergetbohrer braucht nicht lange zu warten; der Mann kommt wieder aus dem Wagen und begibt sich, jetzt erheblich schlanker
an Gestalt, abermals zur Stadt zurück.
    Eine weitere Beobachtung hält der Oberaufseher für unnötig; auch ruft ihn der in einer halben Stunde
beginnende Nachtdienst zu Amt. Birgt der Bahnpostwagen Konterbande, wird sich das ja morgen vor Abgang des Zuges nach
Innsbruck zeigen.
    An nächsten Tage hatte Anton turnusgemäß den Mittagsschnellzug nach Innsbruck-Wien zu revidieren, und
dieser Dienstarbeit sah er mit großer Spannung entgegen.
    Der Zug von Paris-Zürich lief mit kleiner Verspätung ein, und alsbald entwickelte sich der übliche Rummel,
der diesmal dadurch gesteigert wurde, daß zahlreiche Russen ankamen, die von Zollrevision ihres Gepäck nichts
wissen wollten und sich nur schwer begreiflich machen ließen, daß ohne Revision das Gepäck nicht
durchgelassen werde.
    Anton stand am Zug und wartete auf den diensttuenden Assistenten zur Kontrolle des Bahnpostwagens. Der schweizerische
Bahnpostwagen war schon abgekuppelt und weggefahren worden; eben schob die Maschine den österreichischen sogenannten
Ambulanzwaggon heran, aus dessen einem Fenster der Beamte heraussah. Die Eisenpuffer erklangen hell, ein kurzes Rütteln,
der Bahnpostwagen wird angekoppelt, die

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