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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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reicht.
    Es ist thatsächlich die am weitesten nach Westen vorgeschobene meteorologische Station, an der die Sturmwellen von Amerika her zuerst anprallen.
    Endlich besitzt es ein isoliert stehendes Gebäude, wohin Lord und Lady Piborne sich führen ließen. Hier beginnt das erste Transatlantische Kabel, das zwischen der Alten und der Neuen Welt ausgespannt wurde. Im Jahre 1858 ließ es Kapitän Anderson von dem einst berühmten Riesendampfer, dem »Great-abrollen, während es 1866 zuerst fungierte – damals allein, bis später vier weitere Kupferfäden Amerika und Europa verbanden.
    Hier traf das erste zwischen einem Continent und dem andern gewechselte Telegramm ein, das vom Präsidenten der Vereinigten Staaten, Buchanan, abgesendet, als Text die Worte hatte:
    »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.«
    Armes Irland! Du hast es nicht unterlassen, dem Höchsten die Ehre zu geben, doch werden die Menschen Dir jemals den socialen Frieden sichern, indem sie Dir die Unabhängigkeit zurückgeben?

Fünftes Capitel.
Schäferhund und Jagdhund.
    Von Cahersiveen am Morgen des 11. August abgefahren, machte der Landauer, der der an den ersten Verzweigungen der Iveraghberge verlaufenden Küstenstraße folgte, nach kurzer Rast in Kells, einem Flecken an der Dingle-Bai, am Abend und für die Nacht in Killorglin Halt. Den ganzen Tag über hatte das windige, regnerische Wetter angehalten; am nächsten Tage aber wurde es geradezu abscheulich. Nur Schloßen und Sturm, unter denen Ihre Herrlichkeiten die dreißig Meilen zwischen Valentia und Killarney zurücklegen mußten, wo sie in einer ebenso abscheulichen Stimmung eintrafen, um hier die letzte Nacht auf der Reise zuzubringen.
    Am folgenden Tage bestieg die Gesellschaft die Eisenbahn und kam gegen drei Uhr, nach zehntägiger Abwesenheit, wieder in Schloß Trelingar an.
    Der Marquis und die Marquise hatten den traditionellen Ausflug nach den Seen von Killarney und durch die Berggegend von Kerry… überstanden.
    »Und das wär’ es werth gewesen, so viele Beschwerden auf sich zu nehmen! sagte die Marquise.
    – Und so entsetzliche Langweile!« setzte der Marquis hinzu.
    Findling freilich brachte eine Menge schöner Erinnerungen mit heim.
    Seine erste Sorge war es, sich bei der Kat nach Birk zu erkundigen.
    Der Hund befand sich wohl. Kat hatte ihn nicht vergessen. Jeden Abend war er nach der Stelle gekommen, wo ihn die Wäscherin nach besten Kräften fütterte.
    Noch am nämlichen Abend und ehe er auf sein Stübchen ging, begab sich Findling nach der Außenseite der Wirthschaftsgebäude, wo Birk ihn erwartete. Die Freude des Wiedersehens und die gegenseitigen Liebkosungen dabei kann man sich wohl denken. Birk erschien zwar etwas abgemagert, denn ganz satt mochte er nicht jeden Abend geworden sein, es war damit aber nicht zu schlimm bestellt und noch zeigten seine intelligenten Augen den früheren Glanz. Sein Herr versprach ihm, wenn irgend möglich, jeden Abend zu kommen, und sagte dem Thiere gute Nacht. Birk verstand, daß er sich fügen mußte und machte keine weiteren Ansprüche. Uebrigens galt es, klug zu sein. Die Anwesenheit Birks in der Nähe von Trelingarcastle war mindestens gespürt worden, denn die Hunde hier hatten wiederholt verdächtig angeschlagen. Im Schlosse begann nun das frühere Leben wieder – das Vegetieren, wie es den Insassen von hoher Geburt so vorzüglich zusagte.
     

    Der Groom, am Kopfe des Thieres stehend. (S. 268.)
     
    Der Aufenthalt hier sollte bis zur letzten Septemberwoche dauern, bis zu dem Zeitpunkte, wo die Piborne’s ihr Winterquartier in Edinburg zu beziehen pflegten, von wo sie nur zur Zeit der Parlamentssitzungen nach London übersiedelten. Inzwischen puppten sich der Marquis und die Marquise in langweiliger Vornehmheit völlig ein. Nur die Besuche in der Nachbarschaft begannen wieder mit tödtlicher Regelmäßigkeit. Dabei konnte man von dem Ausfluge nach Killarney sprechen. Lord und Lady Piborne mischten da ihre Reiseeindrücke zu denen einiger Freunde, die jene Fahrt bereits gemacht hatten. Sie mußten sich übrigens beeilen, denn schon verblichen der Marquise alle Erinnerungen, ja sie konnte sich schon nicht mehr des Namens der Insel entsinnen, von der das »elektrische Tau« abging, an dem Europa zog, um Amerika anzuklingeln, so wie sie nach John oder Marion klingelte.
    Dieses einsilbige Leben wurde Findling allgemach höchst peinlich. Er sah sich immer der schlimmen Behandlung durch

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