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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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er für arme Kinder fühlte, in sich zu verschließen, ohne die kleine Gabe eines Coppers wagen zu dürfen, so kam doch einmal die Gelegenheit, wo er die Bewegung seines Innern nicht mehr bemeistern konnte.
    Es war am 3. September. Der Graf Ashton hatte zu seiner Fahrt nach Kanturk den Dog-cart bestellt. Findling begleitete ihn wie gewöhnlich, Rücken an Rücken mit dem Herrn sitzend, der ihm befahl, sich mit gekreuzten Armen ganz bewegungslos zu halten.
    Der Wagen erreichte die Ortschaft ohne Zwischenfall. Hier lobten die Müßiggänger auf den Straßen die stolze Haltung des schäumenden Rosses, während der junge Piborne die besten Läden des Ortes besuchte. Sein Groom hielt einstweilen, am Kopfe des Thieres stehend, das muthige Pferd, das er zum Jubel der Gassenjungen, die den kleinen, reichaufgeputzten Diener beneideten, kaum zu bändigen vermochte.
    Gegen drei Uhr und nachdem er sich überall umgesehen, schlug Graf Ashton den Weg nach Trelingarcastle wieder ein, fuhr aber recht langsam dahin. Auf der Straße schwärmte die gewöhnliche Rotte kleiner Bettler umher. Ermuthigt durch die langsame Bewegung des Dog-cart, wollten sie sich näher an diesen heran drängen; das Schwirren der Peitsche hielt sie jedoch in gemessener Entfernung und sie blieben endlich zurück.
    Nur ein einziger hielt weiter aus. Es war das ein geweckter Knabe von sieben Jahren, dem die irische Fröhlichkeit aus dem Gesicht lachte. Trotz der gemäßigten Gangart des Pferdes mußte er rennen, um sich an der Seite des Wagens zu halten. Schon waren seine kleinen Füße an den Steinen des Wegs wund geworden; trotzdem trabte er, ohne Furcht vor der Peitsche, weiter mit. Dabei hielt er einen Heidelbeerzweig in der Hand, den er gegen ein Almosen anbot.
    Ein Unglück fürchtend, bemühte sich Findling – freilich vergebens – ihn durch Zeichen abzuweisen. Das Kind folgte dem Dog-cart dennoch weiter.
    Natürlich hatte auch Graf Ashton diesem schon wiederholt zugerufen, sich wegzuscheeren. Ohne das zu beachten, hielt sich der kleine Bursche, auf die Gefahr hin, zermalmt zu werden, immer dicht bei den Rädern.
    Es hätte nur einer Andeutung bedurft, um das Pferd in Trab zu setzen. Das fiel dem jungen Piborne indeß gar nicht ein. Er wollte einmal langsam fahren, und so blieb es dabei. Belästigt von der Gegenwart des Kindes, schlug er schließlich mit der Peitsche nach ihm.
    Die pfeifende Schnur schlang sich dabei um den Hals des Kleinen, der halb erwürgt einige Schritte weit geschleppt wurde und endlich loskommend zur Erde fiel.
    Findling sprang vom Dog-cart herab und eilte auf das Kind zu. Dieses hatte einen rothen Streifen um den Hals und weinte vor Schmerz laut auf. Dem jungen Knaben schwoll der Zorn und er hatte große Lust, über den Grafen Ashton herzufallen, wobei dieser, wenn auch älter als sein Groom, gewiß den Kürzeren gezogen hätte.
    »Hierher, Boy! rief er, indem er das Pferd parierte.
    – Aber das arme Kind?…
    – Hierher, sag’ ich Dir! wiederholte der junge Piborne, die Peitsche schwingend, komm sofort, oder es geht Dir nicht besser als dem da!«
    Zu seinem Glücke ließ er es bei der Drohung bewenden, denn es läßt sich nicht sagen, was sonst geschehen wäre. Jedenfalls gelang es Findling, sich zu beherrschen, und nachdem er dem Jungen einige Pence in die Tasche gesteckt hatte, eilte er nach dem Dog-cart zurück.
    »Wenn Du Dir noch einmal erlaubst, ohne Befehl abzuspringen, fuhr ihn der Graf Ashton an, dann bekommst Du eine tüchtige Tracht Prügel und wirst auf der Stelle davongejagt!«
    Findling antwortete nicht, obgleich ein Blitz in seinen Augen aufflammte. Dann entfernte sich der Dog-cart schnell und ließ das Kind auf der Straße zurück, das sich beim Klimpern der erhaltenen Geldstücke schon etwas getröstet zu haben schien.
    Von diesem Tage ab machte der boshafte Graf Ashton seinem Groom das Leben womöglich noch schwerer; er chicanierte und erniedrigte ihn auf jede Weise. Was er früher körperlich gelitten hatte, das litt er jetzt geistig, ja er fühlte sich vielleicht nicht weniger unglücklich, als früher in der Hütte der Hard oder unter der Fuchtel Thornpipe’s. Ost kam ihm der Gedanke, Trelingarcastle zu verlassen. Doch wohin sollte er sich wenden? Die Familie Mac Carthy aufsuchen, dazu fehlte ihm jeder Fingerzeig, und diese hätte jetzt ja auch nichts für ihn thun können. Jedenfalls stand sein Entschluß aber fest, im Dienste des Erben der Piborne’s nicht zu bleiben.
    Nun kam etwas hinzu, was ihn

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