Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Wachtelhunde mit noch einem Bisse vollends den Garaus und ging dann, ohne sich zu beeilen, in den Wald hinter das Unterholz zurück.
    Jetzt trat der junge Piborne mit Scarlett näher heran, und als sie auf dem Kampfplatze waren, fanden sie nur noch einen Cadaver.
    »Scarlett!… Scarlett! rief der junge Graf. Mein Hund ist erwürgt!… Er hat ihn erwürgt… jene Bestie!… Wo ist er denn?… Kommen Sie… den finden wir wieder. Ich werde ihn tödten!«
    Der Verwalter spürte sehr wenig Lust, die Verfolgung des Wachtelhundmörders aufzunehmen. Er hatte übrigens keine Mühe, den jungen Piborne etwa zurückzuhalten, denn dieser fürchtete sich ebenso vor einem Wiederauftauchen des schrecklichen Birk.
    »Seien Sie vorsichtig, Herr Graf, sagte er, bringen Sie sich dieser wilden Bestie gegenüber nicht in Gefahr!… Die Jäger werden ihn schon gelegentlich abthun….
    – Ja, wem gehört er denn eigentlich?
    – Niemand!… Das ist einer der herrenlosen Hunde, wie sie die Landstraßen unsicher machen.
    – Dann wird er uns entwischen….
    – Das ist kaum anzunehmen, denn schon seit Wochen schleicht er in der Nähe des Schlosses umher.
    – Seit mehreren Wochen, Scarlett?… Und mir hat das keiner gemeldet? Keiner hat uns von der Bestie befreit? Von diesem Thiere, das mir meinen besten Wachtelhund getödtet hat!«
    Der so selbstsüchtige, fühllose junge Mann hegte doch für seine Hunde eine Zuneigung, die ihm kein Mensch hätte einflößen können. Der Wachtelhund war sein besondrer Liebling und steter Begleiter auf der Jagd gewesen – jedenfalls zu dem Lose bestimmt, einmal durch einen ungeschickten Schuß seines Herrn getödtet zu werden – und der Zahn Birks hatte ja sein Schicksal nur beschleunigt.
    Wie dem auch sei, jedenfalls schlich der Graf Ashton, trostlos, aber wüthend und auf furchtbare Rache sinnend, nach dem Hofe zurück, wo er Befehl gab, daß der Körper des Wachtelhundes hereingeholt würde.
     

    Der Wachtelhund stürzte sich auf Birk. (S. 271.)
     
    Zum Glück war Findling nicht Zeuge dieser Scene gewesen. Vielleicht hätte er dabei das Geheimniß seiner Zusammengehörigkeit mit dem Mörder verrathen, vielleicht wäre Birk auch auf ihn zugesprungen und hätte damit dasselbe gethan. Der Knabe hörte jedoch bald genug von dem Vorfalle. Ganz Trelingarcastle hallte wider von den Klagen des unglücklichen Grafen Ashton. Der Marquis und die Marquise bemühten sich vergeblich, den einstigen Erben ihrer Besitzthümer zu beruhigen. Der wollte aber auf nichts hören. Ehe das Opfer nicht gerächt war, gab es für ihn keinen Trost. Auch das auf Anordnung des Lords veranstaltete »ehrenvolle« Begräbniß des Hundes vermochte seinen Schmerz nicht zu lindern, und als jener nach einer Ecke des Parkes getragen und dort die letzte Scholle Erde auf seine sterblichen Ueberreste hinabgerollt war, zog sich der Graf Ashton traurig und stumm nach seinem Zimmer zurück, das er den ganzen Abend nicht wieder verlassen sollte.
    Die Unruhe, die unsern Findling quälte, kann man sich recht wohl leicht vorstellen. Vor dem Niederlegen hatte er noch eine geheime Unterredung mit der Kat, die sich wegen Birks nicht weniger geängstigt zeigte.
    »Wir müssen auf der Hut sein, mein Junge, sagte die Frau, und vorzüglich nicht an den Tag kommen lassen, daß der Hund Dir gehört, das fiele auf Dich zurück… und ich weiß nicht, was daraus werden könnte.«
    Findling dachte eigentlich kaum, daß er für den Tod des Wachtelhundes verantwortlich gemacht werden könnte, sondern nur daran, daß es für ihn nun sehr schwierig, wenn nicht unmöglich würde, für Birk zu sorgen. Da der Hund sich den jetzt überwachten Wirthschaftsgebäuden ungestraft nicht mehr nähern konnte, würde auch die Kat ihn des Abends schwerlich finden und heimlich Futter bringen können.
    Der Knabe verbrachte eine schlechte Nacht – eine schlaflose Nacht, während er sich weit mehr um Birk als um sich selbst absorgte. Er überlegte auch, ob es für ihn nicht gerathen sei, den Dienst bei dem Grafen Ashton gleich morgen aufzugeben, und entschied sich nach Erwägung des Für und Wider, nun auszuführen, was ihn schon seit Wochen bewegte.
    Erst gegen drei Uhr früh schlief er ein. Bei hellem Tag wieder erwachend, sprang er aus dem Bett, verwundert, heute von der Klingel seines Herrn nicht wie gewöhnlich gerufen worden zu sein.
    Bei dem Entschlusse von der Nacht her sollte es jedenfalls bleiben. Am nämlichen Tage wollte er fortgehen unter der Angabe, daß er sich zu

Weitere Kostenlose Bücher