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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Handelsgeschäft der Knaben entwickelte sich inzwischen mehr und mehr. Ueberall wurden die jungen Hausierer willkommen geheißen. Freilich zogen sie hier durch eine der wohlhabendsten Landschaften Irlands, wo sich schon die Nähe der großen Hauptstadt bemerkbar machte. Von Arklow aus verbindet die Landstraße nämlich eine Anzahl Seebadeorte, die zur Zeit bereits von der Dubliner Gentry besucht waren. Diese ganze elegante Welt hatte wohlgefüllte Taschen. In diesen Bädern sah man mehr Guineen, als Schillinge in den Ortschaften von Sligo oder Donegal. Es bedurfte nur des Talents für den jungen Händler, um davon etwas in seine Tasche herüberzulocken. Das gelang ihm auch nach und nach, und Findling hatte die beste Aussicht, mit verdoppeltem Vermögen in Dublin anzukommen.
    Da hatte Bob einen recht guten Gedanken, der seinem großen Bruder bisher nicht gekommen war, einen Gedanken, dessen Ausführung ihm hundert Procent Nutzen abwerfen mußte, allein durch die vielen Kinder reicher Leute, die sich gewöhnlich auf dem Strande von Wicklow tummelten.
    Bob war nämlich – er hatte das schon häufig bewiesen – sehr geschickt im Ausnehmen von Vogelnestern, und solche giebt es auf den Chausseebäumen Irlands in großer Menge.
    Bisher hatte Bob seine Kunstfertigkeit im Klettern noch gar nicht ausgebeutet. Nur ein-oder zweimal verkaufte er um geringen Preis einige Vögel, die er dem Neste auf einer hohen Buche entnommen oder in einer sehr einfachen Falle gefangen hatte. Ehe sie Wicklow verließen, fiel es ihm aber ein, daraus einen Erwerb zu machen, und daher bat er Findling, einen Bauer anzuschaffen, der eine größere Anzahl Sperlinge, Meisen, Finken, Stieglitze und andre kleine Vögel aufnehmen konnte.
    »Und wozu? fragte Findling. Willst Du etwa Vögel züchten?
    – Keineswegs.
    – Was soll also damit geschehen?
    – Ich will sie wieder fliegen lassen.
    – Weshalb sollen sie dann erst in einen Käfig gesteckt werden?«
    Wenn Findling das zuerst nicht begriff, so verstand er es doch, als Bob sich etwas weiter erklärt hatte.
    Dieser beabsichtigte nämlich, den Thierchen gegen Entgelt die Freiheit zu geben. Mit den zwitschernden Vögeln im Käfig wollte er unter die nicht weniger zwitschernde Schaar von Kindern am Strande der Seebäder treten, die gewiß gern bereit waren, den oder jenen der Gefangenen Bobs für einige Peace loszukaufen; ist’s doch so reizend, einen Vogel lustig davonfliegen zu sehen, wenn man für ihn das Lösegeld bezahlt hat.
    Bob zweifelte gar nicht an dem Erfolge seiner Speculation und auch Findling erkannte die praktische Idee des Kleinen an. Ein Versuch kostete ja so gut wie nichts. So wurde also ein Käfig gekauft, und Bob war von Wicklow kaum eine Meile weit weg, da hatte er diesen schon voller Vögel, die unruhig darin umherflatterten.
    In den zahlreichen Badeorten, die jetzt viele Gäste hatten, ließ sich das Nebengeschäft sehr gut an. Während Findling seine Waaren vertrieb, erweckte Bob mit dem Käfig in der Hand das Mitleid der jungen Gentlemen und der jungen Misses für seine hübschen Gefangenen. Unter lautem Jubel der Kinder flogen die freigekauften Vögel davon; der Käfig wurde bald leer und die Tasche des findigen Knaben bald voll von den dafür vereinnahmten Pence.
    Jetzt freute er sich desto mehr über seinen einträglichen Gedanken und berechnete jeden Abend diesen besondern Gewinn, ehe derselbe der Gesammteinnahme zugeschlagen wurde.
     

    Mit Bobs Vögeln wurde ein hübsches Geld verdient. (S. 330.)
     
    Beide Knaben befanden sich, immer längs der Küste nach Dublin hinaufwandernd, am Nachmittage des 9 Juli in Bray, das nur noch etwa fünfzehn Meilen von Dublin entfernt und am Fuße eines zu der Gruppe der Wicklow-Mounts gehörigen Vorgebirges liegt, das von dem dreitausend Fuß hohen Lugnaquilla überragt wird. Dank dieser bezaubernden Lage übertrifft es hierin sogar Brigthon an der englischen Küste. So urtheilt wenigstens Fräulein de Bovet, die bei ihrer Beschreibung der Schönheiten der Grünen Insel einen sehr seinen, künstlerischen Geschmack erkennen läßt.
     

    Findling hielt ihn mit den Knien fest. (S. 332.)
     
    Ganz Bray besteht nur aus schönen Hôtels, blendend weißen Villen und zierlichen Landhäusern und zählt im Sommer mit den Badegästen gegen sechstausend Bewohner. Die Straße bis Dublin ist fast ohne Unterbrechung von hübschen Landsitzen umrahmt. Bray steht mit der Hauptstadt auch durch einen Schienenweg in Verbindung. Dieser verschwindet nicht

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