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Der Findling

Der Findling

Titel: Der Findling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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um auf ein besseres Unterkommen zu warten und bis ich mir etwas erspart hätte.
    – Nun, bemerkte O’Brien, eine Person muß doch sehr befriedigt davon sein, daß Du überhaupt in jenes Schloß gekommen warst; ich meine die Kat.
    – O, die vortreffliche Frau!
    – Und einer, der sehr zufrieden sein muß, daß Du von dort weggegangen bist, ich meine Bob, denn sonst konntest Du den nicht auf der Landstraße finden… nicht ihn retten und mit nach Cork nehmen, wo Ihr beide so tüchtig gearbeitet, wo Ihr Grip wiedergefunden habt, und heute wärst Du nicht in Dublin…
    – Und im vertraulichen Gespräch mit dem besten aller Menschen, der uns so freundlich entgegenkam! antwortete Findling, die Hand des Exkaufmanns ergreifend.
    – Der Dir auch später, wenn nöthig, mit Rath und That beistehen wird.
    – Ich danke Ihnen, Herr O’Brien, ich danke! Ja, Sie haben recht; Ihre Erfahrungen können Sie nicht trügen. Im Leben ist alles miteinander verkettet. Gebe Gott, daß auch ich allen nützlich sein könnte, die ich liebe und die mich geliebt haben!«
    Das Geschäft des Knaben blühte immer weiter, der Zudrang von Käufern verminderte sich nicht. Der Bazar erhielt vielmehr noch eine neue Einnahmequelle.
    Auf Anrathen O’Brien’s legte sich Findling noch den Einzelverkauf von Specereien zu und zu diesen wird jetzt ja vielerlei gerechnet. Der Laden wurde bald zu beschränkt, so daß noch der andre Theil des Erdgeschosses gemiethet werden mußte, und es währte nicht lange, da wollte sich das ganze Stadtviertel mit derlei Waaren nur im »Kleinen Geldbeutel« versorgen. Diese Abtheilung fiel Kat zu, und sie entledigte sich ihrer Aufgabe auch mit rühmlichstem Eifer. Nun gab’s freilich vom Morgen bis zum späten Abend sehr viel zu thun und Findling wäre mit seiner Buchführung und dem täglichen Cassenabschluß manchmal nicht fertig geworden, wenn ihm nicht der alte Kaufmann hilfreich beigesprungen wäre.
    Jetzt hätte sich unbedingt die Einstellung eines Gehilfen nöthig gemacht, und doch wollte der jugendliche Principal sich nicht entschließen, einen ganz Fremden bei sich aufzunehmen. Ja, wenn Grip dazu zu bewegen gewesen wäre! Doch daran war vorläufig nicht zu denken, obwohl dieser wie ausersehen schien, auf hohem Sessel hinter dem Pulte zu sitzen und die Conti für alle Lieferanten in Ordnung zu halten. Das war doch jedenfalls angenehmer, als sich vor den Dampfkesseln des »Vulcan« den Magen ausbraten zu lassen. Vergeblich wurde ihm das vorgestellt. Beim jedesmaligen Aufenthalt in Dublin widmete der erste Heizer zwar alle freien Stunden dem Bazar seines Freundes und unterzog sich hier gern jeder Arbeit; doch das dauerte nur eine Woche, dann fuhr der »Vulcan« wieder ab, und achtundvierzig Stunden später befand sich Grip schon Hunderte von Meilen weit entfernt von der Smaragdenen Insel. Seine Abfahrt war allemal ein Schmerz, seine Rückkehr eine Freude, so als ob ein älterer Bruder fortgegangen und wieder gekommen wäre.
    Der ältere Bruder machte nach wie vor seine Einkäufe bei Little Boy and Co. Immer kam er mit seinem ganzen Vermögen im Gürtel dahin, doch ließ er sich schließlich bestimmen, sich dieser Last und Sorge zu entledigen. Findling nahm die Ersparnisse des Freundes, aber nicht etwa für sein Geschäft, an; er brauchte das nicht, denn er besaß schon eine hübsche Einzahlung bei der Bank von Irland und ein Chequebuch, womit er alle vorkommenden Bedürfnisse bequem decken konnte. Grips Capital wurde in der Sparcasse angelegt, die mit ihrem Capital von fast vier Millionen mehr als genügend Sicherheit bot. Nun konnte Grip ruhig schlafen, und dazu vermehrten sich seine Ersparnisse noch durch die auflaufenden Zinsen, die zum Capital geschlagen wurden.
    Wenn Grip sich auch weigerte, die Seemannsjacke mit dem eleganten Comptoirrocke zu vertauschen, so hatte er doch geholfen, die Kundschaft von Little Boy zu vermehren. Alle seine Kameraden vom »Vulcan« und deren Familien kauften alles mögliche in dem billigen Bazar, und Grip hatte diesen überhaupt allen Matrosen im Hafen so warm empfohlen, als wenn er der Reisende des Hauses »Zum kleinen Geldbeutel« gewesen wäre.
    »Du wirst sehen, sagte er eines Tages, daß sich später auch noch die Rheder selbst bei Dir versorgen werden. Dann mußt Du freilich für lange Seereisen Vorräthe an Specereien und Conserven halten. Du wirst dann Großhändler….
    – Großhändler? fragte Bob dazwischen.
    – Ja freilich… mit Läden, Kellern und Speichern; wie

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