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Der Finger Gottes

Der Finger Gottes

Titel: Der Finger Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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richtigen Position ist, gibt es eine Unzahl von Parasiten, die einem den Hintern ablecken. Ich kenne nicht wenige, die halten Jonas für einen Halbgott oder geben ihm zumindest das Gefühl, einer zu sein. Und er genießt es.«
    »Und was ist mit den andern? Trauen Sie denen auch einen Mord oder Totschlag zu?«
    »Bis auf Victor und Margrit und den einfachen Hausangestellten natürlich fast jedem, vor allem den Bodyguards. Wobei natürlich weder Jonas noch Martin sich die Hände je selbst schmutzig machen würden, das besorgen schon die entsprechenden Leute. Ich rate Ihnen aber eines – seien Sie um Himmels willen vorsichtig. Jonas und Martin sind mit allen Wassern gewaschen, und ich sage es Ihnen noch mal – sie kaufen mit Geld alles, und wenn’s sein muß, auch einen Freispruch vor Gericht.«
    Brackmanns Miene war ernst, seine Kiefer mahlten aufeinander, seine Backenknochen traten hervor, er machte ein zu allem entschlossenes Gesicht. »Nein, mit Geld kann man nicht alles kaufen! Mich zum Beispiel nicht! Und man kann damit auch keine Toten wieder lebendig machen.«
    Sarah lachte erneut. »Es tut mir leid, Ihnen das sagen zu müssen, aber Martin ist ein Teufel in Menschengestalt. Er weiß nicht, was Gefühle sind. Er spielt mit jedem und benutzt jeden. Und er findet nichts Schlimmes dabei. Wenn Sie versuchen, ihm die Sache mit Alexander anzuhängen, wird er Sie zerquetschen. Erst wird er vermutlich im Guten mit Ihnen verhandeln, und wenn das nichts nützt, wird er bis zum Äußersten gehen. Und wie das aussieht, das können Sie sich leicht vorstellen. Denken Sie immer an Alexander Höllerich!«
    »Sie machen mir nicht gerade Mut, Frau Vandenberg. Dochich vertrete hier das Gesetz, und solange ich das tue, werden sich auch die Vandenbergs dem beugen müssen.«
    »Ich hätte tatsächlich nicht für möglich gehalten, daß es jemals jemanden geben würde, der den Mut aufbringt, sich ihnen entgegenzustellen. Ich werde Ihnen das nicht vergessen.«
    »Bedanken Sie sich erst, wenn Sie von hier fort sind. Vielleicht klappt es ja heute abend schon. Ich werde gleich noch mal mit meinen Bekannten telefonieren. Ich hoffe, Sie schon in einer halben oder spätestens einer Stunde von hier wegbringen zu können«, sagte er. Und an Angela gewandt: »Sagen Sie, Sie haben doch einen Wagen. Könnten Sie mir den leihen, nur für ein paar Stunden? Mit dem Streifenwagen nach Hof – das wäre vielleicht etwas zu auffällig und zu riskant.«
    Angela Siebeck nahm die Schlüssel vom Wandhaken im Flur und reichte sie ihm.
    Im Treppenhaus blieb er stehen und lehnte sich an die Wand. Engler, dieser verlogene Pfaffe! Die Verlogenheit eines ehrbaren Mannes! Was verbarg dieser Mistkerl? Ihm fiel keine Antwort ein. Aber es mußte eine geben.
     
    Trotz der abendlichen Stunde gingen die Aufräumungsarbeiten weiter, wenn auch leiser als während des Tages. Von irgendwoher zog der Duft gegrillten Fleisches durch die Luft, und Brackmann verspürte auf einmal Hunger, er hatte seit Mittag nichts gegessen. Trotz des katastrophalen Zustands, in dem der Ort sich befand, hatten sich einige junge Leute auf dem Marktplatz eingefunden, wie fast jeden Abend, sie unterhielten sich, aber sie sprachen leise und keiner lachte. Selbst bei Toni waren Gäste, der Lärm vieler Stimmen drang durch die geöffnete Tür nach draußen.
    Brackmann zog sich aus dem Automaten vor Tonis Kneipeeine Schachtel Rothhändle und rauchte auf dem Weg ins Büro eine Zigarette. Vor der Tür schnippte er sie weg. Schmidt befand sich im Dämmerschlaf. Brackmann, der nicht wollte, daß Schmidt von dem folgenden Telefonat etwas mitbekam – er traute keinem mehr über den Weg –, gab ihm den Auftrag, sich für eine halbe Stunde im Ort umzusehen. Mit einem dahingemurmelten »Okay« machte Schmidt sich davon.
    Brackmann nahm, sobald die Tür hinter Schmidt ins Schloß geschnappt war, den Hörer vom Telefon und wählte eine Nummer in Hof. Diesmal bekam er eine Verbindung. Brackmann atmete erleichtert auf. Eine bekannte Frauenstimme am anderen Ende. Brackmann erklärte in knappen Worten die Situation und wie dringend es sei, Csilla, Sarah und Josephine für kurze Zeit aufzunehmen, so lange, bis jemand aus Salzburg kam, um sie abzuholen. Die Frau sagte, Brackmann solle die Frauen noch am Abend nach Hof bringen.
    Er schloß für einen Moment die Augen, fühlte Dankbarkeit, er hatte einen winzigen Sieg errungen. Nicht alles war trostlos. Es war eben gut, wenigstens ein paar Freunde zu haben, auf

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