Der Flammenengel
ist verflucht groß.« Er sagte es vorwurfsvoll.
Im Prinzip hatte er recht. Das Feuer hatte tatsächlich getobt und gewütet wie ein hungriges Raubtier. Das Theater war bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Noch immer hüllte es eine graue Rauchwolke ein, die uns die Sicht erschwerte. Trotzdem konnten wir erkennen, dass auch das Nebengebäude gelitten hatte. Fast bis auf die Grundmauern war es ebenfalls vernichtet worden. Dahinter sah ich, wenn die Rauchdecke mal durch einen Windstoß aufgerissen wurde, ebenfalls geschwärzte Fassaden.
»Ja, da hat es noch einige Gebäude erwischt«, erklärte uns Rock Dennison.
»Sind sie vollständig verbrannt?«
»Eines so gut wie. Wir müssen den Rest abreißen.«
»Hat es Tote gegeben?« fragte ich.
»Wie durch ein Wunder nicht.« Er deutete in die Wolke hinein. »Aber das dritte Haus dort war ein besserer Puff. So ein Kontakt-Café.« Er begann zu lachen. »Da sind die Leute vielleicht gerannt, als die Flammen plötzlich hochfauchten. Einer hatte sogar vergessen, seine Hose anzuziehen. Ist auch egal.« Er winkte ab. »Das ist alles nicht mein Bier. Ich wundere mich nur als alter Fachmann darüber, wie es überhaupt möglich ist, dass so ein Riesenfeuer entstehen konnte. Oder haben Sie inzwischen eine Erklärung gefunden?«
»Nein, die haben wir nicht«, erwiderte Suko. »Aber wir würden gern die Brandstelle besichtigen.«
»Das geht nicht.«
»Weshalb nicht?«
»Weil die Asche noch heiß ist. Sie würden geröstet, und zwar beide. Tut mir leid, das können wir nicht verantworten.«
Im Prinzip hatte Dennison natürlich recht, aber ich dachte an die Feuerleiche, die wir vernichtet hatten und auch daran, welche Kräfte sie besaß. Ich konnte mir durchaus vorstellen, dass wir auch zwischen den Trümmern des niedergebrannten Theaters ein ähnliches Wesen finden würden. Darüber konnte ich mit Dennison nicht reden. Er hätte mich wahrscheinlich für verrückt erklärt. Suko hatte sich ebenfalls seine Gedanken gemacht und fragte: »Sagen Sie mal, Mr. Dennison, es gibt doch diese Asbestanzüge, die flammenfest sind. Wenn wir die überstreifen, könnten wir uns in den Trümmern umschauen.«
»Ja, das könnten Sie.«
»Dann besorgen Sie uns zwei dieser Anzüge.«
»Das werde ich nicht tun.«
Suko zog ein ärgerliches Gesicht. »Und weshalb nicht?«
»Es ist ja nicht nur die heiße Asche, die Ihnen gefährlich werden kann. Überlegen Sie mal. Das Gebäude ist zwar niedergebrannt, aber noch nicht eingestürzt. Jeden Augenblick kann ein Balken auf Ihre Köpfe fallen, wenn Sie dort herumstromern. Wollen Sie die Verantwortung übernehmen? Überhaupt, was suchen Sie eigentlich? Sie haben doch an der Leichenhalle auch nichts gefunden…«
»Sind Sie da sicher?« fragte ich.
»Moment mal.« Dennison hatte verstanden und trat einen Schritt zurück.
»Wollen Sie damit sagen, dass Sie doch etwas…«
»Wir haben eine Entdeckung gemacht, die für unsere Arbeit sehr wichtig ist«, erwiderte ich. »Und über die Sie mit mir nicht reden wollen.«
»So ist es, Mr. Dennison.«
Er hob die Hand und zeigte mit dem Zeigefinger auf mich. »Hören Sie, Sinclair, wenn Sie Ergebnisse unterschlagen, kann das für Sie beide unangenehm enden. Ich werde eine Dienstaufsichtsbeschwerde…«
»Ich sagte Ihnen doch, Mr. Dennison. Es war nichts Technisches. Für Sie uninteressant.«
»Alles, was mit der Ursache des Brandes in Zusammenhang steht, ist für mich interessant.«
»Glauben Sie an magisches Feuer?« fragte ich ihn.
»Nein… ja. Das gibt es zu Silvester.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das Feuer meine ich nicht, sondern die Flammen aus der Hölle und dass sich innerhalb dieser Flammen aus der Asche Lebewesen bilden, die man mit dem Begriff Monster umschreiben kann. Glauben Sie daran?«
»Sie sind verrückt.«
»Gut, nennen Sie es so.« Ich wechselte das Thema. »Die Brandstelle Nummer zwei ist schon erkaltet, oder?«
»Da können Sie hin.«
»Und wo liegt die genau?«
»Ich könnte Ihnen einige von meinen Spezialisten mitgeben. Bei uns dauert es noch etwas, bis wir erste Untersuchungen vornehmen. Vielleicht fahre ich auch selbst…«
»Nein, Mr. Dennison, wir wollen allein hinfahren.«
Rock Dennison war sauer. Er sah sich in seinen Aktivitäten eingeschränkt, und das war er nicht gewohnt. »Was bilden Sie sich eigentlich ein?« fuhr er uns an. »Verdammt noch mal, was bilden Sie sich ein?« wiederholte er. »Denken Sie vielleicht, Sie haben einen kleinen Jungen vor sich?
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