Der Flammenengel
Glauben Sie das nur nicht.«
»Ich weiß, Mr. Dennison. Es tut uns im Prinzip auch leid, aber es ist nun mal nicht anders zu machen, wenn Sie verstehen.«
»Nein, das verstehe ich nicht.«
»Versuchen Sie, mit Ihren Methoden die Ursache aufzuspüren, wir haben unsere eigenen.«
»Darf ich Näheres darüber erfahren?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich will Sie nicht beleidigen, aber es gibt Dinge, die müssen wir für uns behalten. Und das mit der Dienstaufsichtsbeschwerde vergessen Sie am besten. Es ist in Ihrem Interesse, Mr. Dennison. Glauben Sie mir.«
Ich hatte sehr ernst geredet. Er schaute mich an und nickte schließlich verbissen. »Es ist schon klar, Mr. Sinclair. Machen Sie, was Sie wollen. Ich weiß, welche Vollmachten Sie besitzen. Nur möchte ich Sie beide noch darauf hinweisen, dass ich für irgendwelche Folgen die Verantwortung ablehne. Wir haben uns verstanden?«
Ich lächelte ihn an. »Das haben wir.«
»Dann ist es gut.« Er drehte sich ab und ging davon.
»Dem hast du es gegeben«, meinte Suko und schaute auf die Trümmer des Theaters. »Glaubst du wirklich, dass wir bei diesem Coleman etwas finden?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte ich. »Wir können es nur mehr hoffen und sollten keine Spur aus den Augen lassen.«
»Einverstanden. Wir brauchen nur mehr die Adresse.«
Die bekamen wir auch. Einer von Dennisons Mitarbeitern gab sie uns. Sein Chef beobachtete uns inzwischen mit bitterbösen Blicken. Ich beschloss, mich bei Dennison zu entschuldigen, sollten wir den Fall zu einem glücklichen Ende führen.
***
Es war eine Insel des Schreckens inmitten einer normalen Wohnwelt. Da das Tor zum Grundstück offen stand, waren wir bis in den Park gefahren und hatten dort unseren Wagen abgestellt.
Jetzt schauten wir auf die Trümmer. Die herrlichen Bäume im Park waren zum Glück nicht in Mitleidenschaft gezogen worden. Sie standen da wie stumme Beobachter und breiteten ihr Geäst über einem braungrünen Winterrasen aus, auf dem noch feucht die Blätter klebten. Es hatte nicht aufgehört zu nieseln. So tupfte aus den Wolken rieselnder Sprüh gegen unsere Gesichter, wo er sich auf der Haut zu Tropfen sammelte.
Durch eine schweigende Welt schritten wir. Die in der Nähe stehenden Häuser konnten wir nicht erkennen. Sie wurden von dicht wachsenden Bäumen und Hecken verdeckt, aber wir nahmen den Brandgeruch wahr, der uns entgegengeweht wurde. Scharf und irgendwie bissig war er. Dazu brannte er in unserem Hals, so dass Suko und ich uns einige Male die Kehle freiräuspern mussten. Wir konnten erkennen, dass Lewis Coleman einmal ein prächtiges Haus gehabt haben musste. Jetzt war davon nicht mehr viel zu sehen, nur die Größe ließ auf eine tolle Villa schließen.
Vor dem Eingang blieben wir stehen. Die Tür hatte sich zuvor zwischen zwei Säulen befunden. Jetzt war sie verschwunden, und nur die Säulen standen noch. Sie ragten vor uns in die Höhe, während die dahinterliegenden Mauern eingestürzt waren.
Wir betraten das unmittelbare Brandgelände und zogen unwillkürlich unsere Köpfe ein. Das Haus war nicht völlig zerstört worden. Wir entdeckten Reste einer nach oben führenden Treppe, und sie sahen so aus, als würden sie jeden Augenblick zusammenbrechen. Es war der blanke Wahnsinn, über sie nach oben laufen zu wollen. Suko deutete nach vorn. »Wenn ich mich recht erinnere, sind die Menschen im Wintergarten von dem Brand überrascht worden. Lass uns da mal nachschauen.«
Wir durchquerten einen Raum, der einmal eine Diele oder Empfangshalle gewesen war. Nun konnte man ihn als Trümmerfeld bezeichnen. Alles war verbrannt. Vielleicht hatten hier mal wertvolle Möbel gestanden, jetzt war von ihnen nur mehr Asche zurückgeblieben, als hätte jemand Benzin über diese Dinge gekippt und sie restlos vernichtet.
Wir schauten uns die Asche an. Man konnte sie als normal bezeichnen. Nicht so ölig und fettig wie die in der Grube, und wir setzten unseren Weg fort, um in den ehemaligen Wintergarten zu gelangen.
»Wie viele Tote hat es hier noch gegeben?« fragte ich.
»Vier.«
»Wir könnten also davon ausgehen, dass wir es im schlimmsten Fall mit vier Feuerleichen zu tun bekommen.«
»Falls sie noch hier sind.« Suko hatte recht. Diesen Aspekt durften wir keinesfalls aus den Augen lassen.
Wir erreichten den Wintergarten, der nichts weiter als ein gläserner Anbau war. Hatten wir innerhalb des normalen Hauses noch Teile der Decke über uns gesehen, so war dies hier nicht der Fall. Wir standen
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