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Der Flammenengel

Der Flammenengel

Titel: Der Flammenengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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unter dem blanken Himmel und im Freien.
    Okay, das Glasdach war von der Hitze weggeschmolzen. Aber das Feuer hatte selbst die Konstruktion angegriffen und sie zum Teil vernichtet. Als verknickte, geschwärzte Rohre sahen wir sie, die wie stählerne Skelettarme auf einem öden Planeten standen. Das Bild glich dem eines Alptraums.
    Wieder stampften wir durch Asche und verbrannte Reste. Wir teilten uns die Aufgabe und suchten an verschiedenen Stellen nach. Unter Umständen fanden wir ähnliche Rückstände wie bei der ersten Brandstelle.
    Sosehr ich die Asche auch prüfte, ihr Aufbau war ein anderer. Ich spürte nicht mehr die öligen Schleifen zwischen den Fingern, wenn ich sie bewegte.
    Suko hatte das gleiche erlebt wie ich, kam zu mir und hob die Schultern.
    »Tut mir leid, John, ich kann dir nicht helfen, hier scheinen sie schon weg zu sein.«
    Das genau war es. Weg, verschwunden!
    Ich atmete stöhnend, als ich daran dachte. Mit der Handfläche fuhr ich durch mein Gesicht. Kleine Aschepartikel, die von unseren Füßen aufgewirbelt worden waren, hatten sich mit dem dünnen Regenschleier dort vermischt, und durch das Wischen verschmierte ich die Schicht nur noch mehr. Suko erging es nicht anders.
    »Damit stehen wir wieder am Anfang!« fasste mein Freund und Kollege sehr richtig zusammen. »Leider.«
    »Sollten wir nicht trotzdem noch in der teilweise stehen gebliebenen oberen Etage nachschauen?«
    Ich winkte ab. »Das Risiko ist verdammt groß.«
    »Gut, lassen wir es.«
    »Außerdem glaube ich nicht«, fügte ich noch hinzu, »dass irgendwelche Feuerleichen sich da versteckt halten. Die werden, wenn sie entstanden sind, einen Auftrag haben. Zumindest den, diesen Ort ihrer Geburt so rasch wie möglich zu verlassen.«
    »Und wohin sollen sie sich wenden?«
    »Vielleicht zu Uriel.«
    »Dann müsste es einen Platz geben, an dem sie sich versammeln.«
    »Sehr richtig«, bestätigte ich.
    Suko hatte heute seinen nachdenklichen Tag. »Lassen wir uns den Faden doch einmal weiterspinnen. Wenn es also einen Platz gibt, wo sie sich treffen, haben sie irgend etwas vor. Was das sein könnte, wissen wir nicht, aber ich frage mich schon die ganze Zeit über, weshalb die Brände gerade an diesen Orten aufgeflammt sind. Einmal das Leichenhaus, dann dieser Bau hier und das Theater. Drei verschiedene Orte in London, und es hat immer Leute erwischt, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben. Wenigstens nicht beim ersten flüchtigen Hinschauen.«
    »Das ist wahr.«
    »Wo gibt es eine Gemeinsamkeit?«
    Ich hob die Schultern. »Um das zu wissen, müssten wir uns mit dem Vorleben der Toten beschäftigen.«
    »Falls uns nichts anderes mehr einfällt, könnten wir das ja in Angriff nehmen. Es ist mir lieber, als hier noch länger im Regen zu stehen.«
    Ich verstand Sukos Wink, nickte und sagte: »Okay, lass uns verschwinden.«
    Auch nach einem letzten Blick in die Runde konnte ich nichts Aufregendes mehr feststellen. So blieb uns nichts anderes übrig, als den alptraumhaften Ort zu verlassen. Wieder stiefelten wir zurück und mussten über Balken, verkohlte Bretter und Mauerreste hinwegsteigen. Suko, der vorgegangen war, blieb plötzlich stehen.
    »Was hast du?« sprach ich ihn an.
    Er drehte den Kopf. »Verdammt, da ist einiges nicht in Ordnung.« Mit dem Zeigefinger deutete er die halb zerstörte Treppe hoch. »Ich habe von dort oben ein Geräusch gehört.«
    »Was denn?« hauchte ich.
    »Kann ich nicht sagen. Hörte sich aber an, als wären es Schritte gewesen.«
    »Wenn das stimmt, scheinen die Feuerleichen es trotz allem nicht so eilig gehabt zu haben.«
    »Möglich.« Suko zog seine Dämonenpeitsche, schlug einmal den Kreis und ließ die drei Riemen hervorrutschen. »Meinetwegen können die oder kann er kommen.«
    Wir stellten uns nach den Worten so hin, dass wir von einer über die Treppe nach unten gehenden Gestalt nicht sofort entdeckt wurden. Wenn die Stufen jetzt zusammenbrachen, fiel ein Teil auf unsere Köpfe. Bisher hatte sich das Geräusch nicht wiederholt. Es verstrichen ungefähr dreißig Sekunden, dann hörten wir die Laute abermals. »Das sind Schritte!« wisperte ich.
    Suko grinste scharf und nickte. Er freute sich, dass er sich nicht getäuscht hatte. Und die Schritte wurden lauter. Sie hörten sich an, als stammten sie von einer menschlichen Person, die versuchte, sich vorsichtig zu bewegen, was bei diesen Verhältnissen ganz natürlich war. Eine ungemein starke Spannung hielt uns umklammert. Wir hatten die

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