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Der Flatbootmann

Titel: Der Flatbootmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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aber von einem solchen nicht zu hoffen, und so erbarmungslos jener ›Massa Hoof‹ auch sein mochte, an kalter Grausamkeit wurde er fast noch von seinen Helfershelfern überboten.
    Den Verkauf besorgte übrigens Poleridge mit seiner Frau ganz allein, denn zwei Augen waren jedenfalls nötig, auf die sonst fast zu geschickten Hände der Neger aufzupassen, Mrs. Betsy Poleridge schien aber gerade die rechte Persönlichkeit für ein derartiges Geschäft, und es wäre keinem der schwarzen Burschen zu raten gewesen, auch nur eine unrechte Bewegung nach einem etwa dortliegenden Gegenstand zu machen. Dabei mußte sie in dem Dämmerlicht, das in dem niederen Raum herrschte, wahre Eulenaugen haben, denn füllte sie selber irgendein Gefäß, so verschüttete sie nie auch nur einen Tropfen und hatte doch die Augen dabei ganz woanders. Auch magere Hühner oder Enten durfte ihr keiner bringen, wenn er nicht den Preis auf die Hälfte heruntergedrückt haben wollte, und trotzdem sprach sie nie ein lautes Wort. Der ganze Handel wurde in einem halben Flüstern abgemacht, und die Leute, die im anderen Teil des Boots schliefen, hätten wohl die Stimmen hören, aber doch nicht verstehen können, was dort vorging. Übrigens kümmerten sie sich auch gar nicht darum. Daß der Alte heimlichen Handel mit den Negern trieb und sich vortrefflich dabei stand, wußten sie. Sie selber hatten aber ebenfalls, solange das Boot an irgendeiner Plantage liegenblieb, Feiertage, und das beste dabei - der Alte war nicht geizig mit dem Whisky. Weshalb sollten sie sich also in Sachen mischen, die sie gar nichts angingen?
    Die Neger hatten sich diesmal aber vor einer Überraschung gesichert und nicht etwa Posten um das Boot her, sondern gleich vor die Wohnung ihres Aufsehers gestellt, bei dem seine beiden Negertreiber schliefen. Sowie sich jemand dort regte, warnte sie das verabredete Zeichen, und sie konnten dann immer das Orangendickicht erreichen, ehe einer ihrer Wächter imstande gewesen wäre, selbst mit dem schnellsten Pferd hier herauf zu galoppieren.
    Wie mißtrauisch der Overseer aber auch das Boot betrachtete, und wie begründeten Verdacht er haben mochte, daß es, trotz der Versicherung vom Gegenteil des Kapitäns, doch Whisky enthalte, soviel setzte er auf die Furcht, die seine ihm untergebenen Sklaven vor ihm hatten. Gestern abend war ihnen noch einmal bei strenger Strafe verboten worden, an Bord zu gehen, wenn sie nicht dahin geschickt würden, und er glaubte zu wissen, daß keiner der Burschen es wage, seinem Befehl zu trotzen. Morgens schliefen sie überdies wie die Dachse.
    Darin hatte er sich jedoch geirrt, denn wenn die Burschen aufstehen wollten, konnten sie es recht gut. Jetzt galt es überdies, sich für längere Zeit einen Vorrat von Whisky und Tabak anzulegen, denn es kam nicht häufig vor, daß ihretwegen Boote hier landeten und sich der Gefahr aussetzten, gestraft zu werden. Alle möglichen Gefäße schleppten sie dazu herbei: Krüge und Fäßchen, Kalebassen, Blechtöpfe und was sie nur eben in der Eile hatten auftreiben können. Wie die Bienen schwärmten sie von dem Boot ab und zu, bis Salomo, einer der Tätigsten unter ihnen, das Zeichen zum Aufbruch gab. Eben tauchte der Morgenstern drüben aus dem Wald auf, und es blieb ihnen nur noch Zeit, ihre Hütten wieder zu erreichen und was sie eingehandelt in Sicherheit zu bringen, ehe einer der Negertreiber aufstand und die verhaßte Morgenglocke läutete. Eine Stunde später, dann mußten alle zur Arbeit ausrücken.
    Mr. Poleridge und seine Frau hatten in der Zeit aber ebenfalls alle Hände voll zu tun, um die eingehandelte lebendige Fracht in Sicherheit und so unterzubringen, daß sie nicht im Weg war. Wieder einmal im Strom, nahm der Yankee das Geflügel allerdings an Deck; jetzt aber durfte er das noch nicht tun und den Overseer unnötigerweise aufmerksam machen. Unten im Raum, wo überdies schon Fässer, Säcke und Kisten genug standen, mußte deshalb eine Stelle für sie hergerichtet werden. Als die Leute dann morgens aufstanden, war schon alles in Ordnung und sogar das Frühstück für sie hergerichtet. Nach diesem hatten sie aber, wie ihnen der Alte sagte, freie Hand, am Ufer herumzulaufen, soviel sie wollten, da er den heutigen Tag noch hier liegenbleiben wolle.
    Das ließen sich die Leute denn auch nicht zweimal sagen und schlenderten bald, des langen Bootlebens müde, erst am Ufer hin und dann die erste Quergasse hinauf, die durch die Fenzen in einem rechten Winkel abführte,

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