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Der Flatbootmann

Titel: Der Flatbootmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Gerstäcker
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Neger hinab bis zum Frucht- und Eiermarkt. Auch die Plantagen kannte er, mit wenigen Ausnahmen, wie sie am Mississippi lagen, und wenn er dabei auch nicht mit den Pflanzern selber verkehrte, stand er sich desto besser mit den ›Aufsehern‹ und - den Negern. Welcher Gefahr er sich dabei aussetzte, wußte er recht gut, aber eben weil er es wußte, fürchtete er sie nicht und ging dem gesetzlichen wie ungesetzlichen Verkehr hier geradeso ruhig entgegen, als ob er daheim auf seiner Farm eine Ladung Mais an einen Nachbar verkauft hätte.
    Auf dieser Plantage, der sich das Boot jetzt langsam näherte, war er allerdings seit langen Jahren nicht gewesen, aber mit kundigem Blick hatte er sich, schon vom Strom aus, die ihm am besten scheinende Stelle zum Landen ausgesucht, und wenn das jetzt auch seinen Leuten nicht gerade die bequemste schien, wußte er selber doch recht gut, was er tat und - was er wollte.
    Bill, ein echter Flatbootmann, der den Mississippi schon seit fünfzehn Jahren befahren und trotzdem, daß er jedesmal schwur, dies solle seine letzte Reise sein, doch immer nicht von dem Leben lassen konnte, hatte selber einen vortrefflichen Blick für einen sicheren Landeplatz und schon eine Weile den Kopf geschüttelt, daß ihr ›Alter‹ so hoch ansteuerte. Weiter unten wäre der Landeplatz für sie jedenfalls passender gewesen. Er mochte aber nichts sagen, bis das Steuer, das ihr ›Kapitän‹ in Händen hielt, den Bug des Boots fast stromauf drehte und sie der Gefahr aussetzte, durch die Strömung auf ein paar weiter unten aus dem Wasser ragende Stämme getrieben zu werden.
    »Hol's der Teufel, Kapitän«, rief er da, »fallt doch ein wenig ab und gebt dem verdammten Holz da unten Raum. Da drüben in der Gegenströmung liegen wir doch, beim Teufel, besser, als hier unter der hohen Bank!«
    »Du könntest recht haben, mein Bursche«, lachte aber der Alte störrisch vor sich hin. »Wenn ich eben nicht gerade dort hinauf wollte. Fest, Burschen, fest - legt euch in die Ruder, wir treiben sonst wahrhaftig auf, und ihr habt nachher die halbe Nacht zu arbeiten, um wieder loszukommen!« Es war auch wirklich nicht viel Zeit mit Reden zu verlieren, denn wie der Bug des Boots nun einmal gehalten wurde, brauchten sie alle ihre Kräfte, die gefährliche Stelle zu vermeiden. Bill selber sah das am allerbesten ein und legte sich mit vortrefflichem Willen in sein Ruder. Das hinderte ihn indessen nicht, die gotteslästerlichsten Flüche dabei auszustoßen und alle ungeschickten Menschen, von dem Erzvater Abraham an bis herab zu Jonathan Poleridge, zu verdammen.
    Der Alte am Steuer hörte das wohl, kümmerte sich aber entsetzlich wenig darum. Solange die Leute auf seinem Boot nur ihre Schuldigkeit taten, mochten sie reden, was sie wollten - daß sie aber taten, was ihnen oblag, dafür wußte er schon zu sorgen. Nach harter Arbeit gelang es ihnen auch wirklich, den Platz zu erreichen, den der Alte zu ihrer Landung bestimmt hatte. Mit den Rudern würden sie es aber trotzdem nicht erzwungen haben, denn die Strömung setzte gerade hier ziemlich stark ein, wäre nicht Bill, keck und tollkühn wie diese Leute immer sind, mit dem vorn aufgerollten und an Bord befestigten Tau, ganz rücksichtslos um seine eigenen Gliedmaßen und gerade im entscheidenden Augenblick, auf einen dort in den Strom gestürzten Baum gesprungen. Allerdings konnte er auf dem sein Gleichgewicht nicht bewahren und stürzte auf der anderen Seite ins Wasser; unter dem Baum aber durchtauchend, gelang es ihm, das Tau darumzuschlingen. Im nächsten Moment hing das Boot fest, und mit einer zum Ufer gebrachten Leine wurde es ihnen jetzt nicht schwer, den unbehilflichen Kasten sicher und fest dorthin zu bringen, wohin ihn ihr ›Alter‹ haben wollte.
    Dieser hatte den tollkühnen Sprung seines Bill, ohne eine Silbe dabei zu äußern, ohne eine Miene zu verziehen, mitangesehen. Er half dabei mit dem Steuer soviel als möglich nach und gab mit lauter Stimme die jetzt nötigen Befehle. Die Ruder wurden dann aus- und an Bord gehoben, und Bill kam triefend von Wasser und Schlamm wieder aufs Deck zurück.
    »Das habt Ihr einmal gescheit gemacht«, rief er dabei, mit einem Kernfluch zwischen den zusammengebissenen Zähnen durch, »und wenn das nicht der ungeschickteste Platz am ganzen Mississippi für eine Landung ist, will ich mein Leben lang Wasser saufen wie eine Kuh!«
    Der Alte lächelte still vor sich hin und sagte dann:
    »In deiner Art magst du recht haben, Bill, und

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