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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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hier gleich um die Ecke, das Crescent«, sagte Harry.
    Sandra zuckte mit den Schultern. » Whatever!«
    Auf dem Weg zum Hotel kaufte Harry noch in einem Getränkemarkt zwei Flaschen Jim Beam.
    Der Nachtportier des Crescent musterte Sandra von Kopf bis Fuß, als sie an der Rezeption vorbeigingen. Er sah aus, als wolle er etwas sagen, aber Harry kam ihm zuvor.
    »Haben Sie noch nie eine Under-Cover-Agentin gesehen?« Der Nachtportier, ein junger Asiate in feinem Anzug, lächelte unsicher.
    »Also, vergessen Sie, daß Sie sie gesehen haben und geben sie mir meinen Zimmerschlüssel! Wir haben noch zu arbeiten.«
    Harry zweifelte daran, daß der Portier ihm seine gelallten Ausflüchte abnahm, doch er bekam ohne weitere Proteste den Schlüssel.
    Im Zimmer öffnete Harry die Minibar und nahm alle alkoholhaltigen Getränke heraus.
    »Die nehm ich«, sagte Harry und nahm eine Miniaturflasche Jim Beam. »Den Rest kannst du haben.«
    »Du scheinst ja wirklich ein großer Freund von Whiskey zu sein«, sagte Sandra und öffnete eine Dose Bier.
    Harry schaute sie etwas perplex an.
    »Darf ich?« fragte er.
    »Die meisten mögen ja alle möglichen Sachen. Allein schon wegen der Variation, nicht wahr?«
    »Ach ja? Trinkst du?«
    Sandra zögerte.
    »Eigentlich nicht. Ich versuche damit aufzuhören. Ich bin auf Diät.«
    »Eigentlich nicht«, wiederholte Harry, »du weißt also nicht, wovon du redest. Hast du Leaving Las Vegas gesehen mit Nicolas Cage?«
    »Häh?«
    »Vergiß es. Es ging um einen Alki, der sich vorgenommen hatte, sich zu Tode zu saufen. Daran konnte ich glauben. Das Problem war, daß der Typ alles Mögliche trank. Gin, Wodka, Whiskey, Bourbon, Brandy . . . die ganze Palette. Das ist okay, wenn man keine Alternative hat. Aber dieser Kerl stand in dem weltbesten Schnapsladen in Las Vegas, hatte Geld wie Heu und keine Vorlieben. Ich habe nicht einen einzigen Alki getroffen, dem es egal war, was er trank! Wenn du erst einmal deine Droge gefunden hast, dann bleibst du ihr treu, nicht wahr? Er wurde sogar für einen Oscar nominiert!«
    Harry legte den Kopf in den Nacken, trank die Miniaturflasche leer und öffnete die Balkontür.
    »Wie ging es weiter?« fragte Sandra.
    »Er hat sich zu Tode gesoffen«, sagte Harry.
    »Ich meine, hat er den Oscar gekriegt?«
    »Nimm dir eine Flasche aus der Tüte und komm her. Ich möchte mit dir auf dem Balkon sitzen und über die Stadt schauen. Ich hatte gerade ein déjà vu.«
    Sandra nahm zwei Gläser und die Flasche und setzte sich, den Rücken an der Wand angelehnt, neben Harry.
    »Laß uns für einen Augenblick vergessen, was der Teufel bei lebendigem Leib gemacht hat. Laß uns auf Andrew Kensington anstoßen.« Harry füllte die Gläser.
    Sie tranken schweigend. Harry begann zu lachen.
    »Nimm, zum Beispiel, den Typ von ›The Band‹, Richard Manuel. Er hatte Riesenprobleme, nicht nur mit dem Trinken, sondern mit dem . . . tja, ganzen Leben. Zum Schluß konnte er nicht mehr und erhängte sich in einem Hotelzimmer. Daheim in seinem Haus fand man zweitausend Flaschen, alle die gleiche Marke – Grand Manier. Sonst nichts. Verstehst du? Scheiß Apfelsinenlikör. Das war ein Mann, der seinen Stoff gefunden hatte. Nicolas Cage – hah! Das ist eine merkwürdige Welt, in der wir leben!«
    Er schlug mit der Hand in Richtung der Sterne über Sydney, und sie tranken weiter. Harry begannen die Augen zuzufallen, als Sandra eine Hand an seine Wange legte.
    »Hör mal, Harry, ich muß wieder an die Arbeit. Ich glaube, du bist reif fürs Bett.«
    »Was kostet eine ganze Nacht?« Harry schenkte sich nach. »Ich glaube nicht . . .!«
    »Bleib hier. Wir trinken aus, und dann treiben wir es. Ich verspreche dir, daß ich ganz schnell komme !« Harry kicherte.
    »Nein, Harry, ich gehe jetzt.« Sandra stand auf und blieb mit verschränkten Armen stehen. Harry rappelte sich auf, verlor aber das Gleichgewicht und taumelte zwei Schritte auf das Balkongeländer zu, bevor Sandra ihn zu fassen bekam. Er schlang seine Arme um ihre dünnen Schultern, lehnte sich schwer auf sie und flüsterte:
    »Kannst du nicht ein bißchen auf mich aufpassen, Sandra? Nur heute nacht. Wegen Andrew. Ach, was sage ich, wegen mir!«
    »Teddy wird sich schon fragen, wo ich . . .«
    »Teddy wird sein Geld bekommen und die Klappe halten! Bitte !«
    Sandra zögerte, seufzte dann aber:
    »Okay, aber erst ziehen Sie mal diese Fetzen aus, Mr. Holy.«
    Sie bugsierte ihn ins Bett, zog ihm die Schuhe und dann die Hose aus.

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