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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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gesagt, weil sich das vielleicht ein bißchen wilder anhört, eher wie .. . drei. Die eine der beiden ist, nach allem, was sie mir gesagt hat, als wir uns das letzte Mal getroffen haben, ohnehin auf dem Weg zurück zu ihrem Ex-Freund. Sie hat sich bei mir bedankt, daß die Beziehung so unkompliziert gewesen sei .. . oberflächlich, würde ich sagen. Bei der anderen handelt es sich um eine Frau, die ich einmal für mich gewinnen wollte und die jetzt darauf besteht, daß ich, da ich es war, der die Beziehung später beendete, ganz einfach die Pflicht hätte, dafür zu sorgen, daß sie, solange keiner von uns eine neue Beziehung eingeht, wenigstens ein Minimum an Sexualleben hat. Aber Moment mal . . . Warum soll ich mich verteidigen? Ich bin ein braver Kerl, der keiner Fliege ein Haar krümmt. Willst du damit sagen, daß ich versuche, dich zu . . .?«
    »O ja, das versuchst du. Versuch das bitte nicht zu leugnen.«
    Harry leugnete es nicht.
    »Okay. Wie stelle ich mich dabei an?«
    Sie nahm einen großen Schluck Wein und dachte nach. »Gut, glaube ich. Brauchbar, auf jeden Fall. Nein, ich denke gut . . . ziemlich gut.«
    »Das hört sich an wie zwei minus.«
    »Etwa so, ja.«
     
    Unten am Hafen war es dunkel und fast menschenleer. Frischer Wind kam auf. Auf der Treppe zum beleuchteten Opernhaus hatte sich ein ungewöhnlich dickes Brautpaar vor einem Fotografen aufgestellt. Er dirigierte sie hin und her, und die beiden Frischvermählten schienen keinen großen Gefallen daran zu haben, ihre schweren Körper zu bewegen. Schließlich einigten sie sich aber, und die nächtliche Fotosession vor der Oper endete mit einem Lächeln, Lachen und vielleicht mit einer kleinen Träne.
    »Das muß es sein, was man mit ›vor Glück platzen‹ meint«, sagte Harry. »Oder sagt man so etwas auf schwedisch nicht?«
    »Doch, man kann so glücklich sein, daß man auch auf schwedisch platzt.« Birgitta löste das Band, das ihre Haare zusammenhielt, und stellte sich vor dem Opernhaus an das Geländer der Kaimauer.
    »Doch, das gibt es«, wiederholte sie, fast wie zu sich selbst. Sie drehte ihre Sommersprossennase zum Meer, und der Wind wehte ihr die Haare nach hinten aus dem Gesicht.
    Sie sah aus wie eine Feuerqualle. Harry hatte nicht gewußt, daß Feuerquallen so schön sein konnten.

 
    4 Eine Stadt mit Namen Nimbin,
    eine Kaffeemaschine und Angeline Hutchinson
     
     
    D er große Zeiger von Harrys Armbanduhr zeigte eindeutig auf die Elf, doch die Stimme der Stewardeß, die durch den Lautsprecher erklang, bestand darauf, daß es erst zehn war.
    »Hier in Queensland gibt es keine Sommerzeit«, erklärte Andrew. »Das war hier oben eine große politische Sache. Es fand schließlich eine Volksabstimmung statt, und die Bauern waren dagegen.«
    »Mein Gott, mir scheint, wir sind im Land der Rednecks.«
    »I'd say, mate. Bis vor kurzem durften Langhaarige diesen Staat nicht betreten. Es war ganz einfach verboten.« »Du machst doch Witze?«
    »Queensland ist eben anders. Bald ist es hier wahrscheinlich verboten, Skinhead zu sein.«
    Harry strich sich zufrieden über seinen kurzgeschorenen, blonden Schädel. »Gibt es noch etwas, das ich über Queensland wissen sollte?«
    »Tja, wenn du Marihuana in den Taschen hast, solltest du es besser im Flugzeug lassen. In Queensland sind die Gesetze, was Drogenmißbrauch angeht, härter als in den anderen Teilstaaten. Nicht von ungefähr wurde das Aquarius-Festival nach Nimbin verlegt. Die Stadt liegt unmittelbar hinter der Grenze zu New South Wales.«
    Sie fanden das Büro des Avis-Autoverleihs, wo man ihnen mitteilte, daß ein Wagen für sie bereitstünde.
    »Dafür hat Queensland aber solche Orte wie Fraser Island, wo Inger Holter Evans White getroffen hat. Die Insel sieht eigentlich aus wie eine riesige Sandbank, aber im Inneren findet man Regenwald und Süßwasserseen mit dem saubersten Wasser der Welt. Der Sand dort ist so weiß, daß man meinen könnte, die Strände bestünden aus Marmor. Quarzsand nenntman das, weil der Siliciumgehalt so viel höher ist als bei normalem Sand. Wahrscheinlich kannst du den direkt in deinen PC schütten.«
    »The land of plenty, ay?« sagte der Mann hinter dem Tisch und reichte ihnen den Schlüssel.
    »Ford Escort?« Andrew verzog die Nase, unterschrieb dann aber doch. »Gibt's die immer noch?«
    »Special rate, Sir.«
    »Das bezweifle ich nicht.«
     
    Die Sonne brannte auf den Pacific Highway herab und ließ Brisbanes gläserne Skyline in der Ferne glitzern wie

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