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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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wahr? Leg diesen Stein hier unter dein Kopfkissen. Er wird alle negative Energie aus dem Raum entfernen. Er kostet eigentlich 65 Dollar, aber ich bin wirklich der Meinung, daß du diesen Stein haben solltest, also sagen wir 50 Dollar.«
    Sie drehte sich zu Andrew um.
    »Und du mußt Löwe sein?«
    »Äh, nein, gute Frau, ich bin Polizist.« Diskret hielt er seine Marke hoch.
    Sie wurde blaß und schaute ihn entsetzt an.
    »Wie schrecklich. Ich hoffe, ich habe nichts falsch gemacht.«
    »Nicht, daß ich wüßte, Ma'am. Ich nehme an, Sie sind Margaret Dawson, frühere White? Wenn dem so ist, können wir vielleicht ein paar Worte mit Ihnen wechseln?«
    Margaret Dawson hatte sich schnell wieder unter Kontrolle und rief nach einem der Mädchen, das die Kasse übernahm. Dann geleitete sie Harry und Andrew in den Garten, wo sie sich an einen weißen Holztisch setzten. Zwischen zwei Bäumen war ein großes Netz gespannt. Harry hatte zuerst geglaubt, daß es sich um ein Fischernetz handelte, doch bei genauerem Hinsehen stellte es sich als ein gewaltiges Spinnennetz heraus.
    »Es scheint Regen zu geben«, sagte sie und rieb sich die Hände.
    Andrew räusperte sich.
    Sie biß sich auf die Unterlippe.
    »Tut mir leid, Konstabel. Das macht mich nur so nervös.«
    »Ist schon in Ordnung. Ein gewaltiges Netz haben Sie da.«
    »Ach das, das ist das Netz von Billy, unserer Mäusespinne.
    Sie liegt sicher wieder irgendwo und schläft.«
    Harry zog unwillkürlich die Beine an.
    »Mäusespinne? Heißt das, daß sie . . . Mäuse frißt?« fragte er.
    Andrew lächelte.
    »Harry ist aus Norwegen. Dort ist man keine großen Spinnen gewöhnt.«
    »Oh, da kann ich Sie trösten. Die großen sind selten die gefährlichen«, sagte Margaret Dawson. »Ganz im Gegenteil. Wir haben hier ein winzigkleines tödliches Tierchen, das redback heißt. Aber dem gefällt es in der Regel besser in den Städten, wo es sich sozusagen in der Menge verstecken kann. In dunklen Kellern und feuchten Ecken.«
    »Hört sich fast an wie jemand, den ich kenne«, sagte Andrew. »Aber zurück zur Sache, Mrs. Dawson, es geht um Ihren Sohn.«
    Jetzt wurde sie wirklich blaß.
    »Evans?«
    Andrew warf Harry einen Blick zu.
    »Soweit wir wissen, hat er bislang noch nichts mit der Polizei zu tun gehabt, Mrs. Dawson«, begann Harry.
    »Nein, nein, bestimmt nicht. Gott sei Dank.«
    »Wir sind eigentlich vorbeigekommen, weil Ihre Anlage hier quasi auf unserem Rückweg nach Brisbane liegt. Wir fragen uns, ob Sie jemanden mit Namen Inger Holter kennen?«
    Sie zögerte ein wenig, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Evans kannte nicht so viele Frauen. Wenn er eine kennenlernte, brachte er sie hierher, um sie mir vorzustellen. Nachdem eine von ihnen . . . dieses blöde Kindchen, an deren Namen ich mich wirklich nicht erinnern will . . . ihm ein Kind vermacht hat, habe ich ihm verboten . . . habe ich ihm gesagt,daß ich der Meinung sei, er solle ein wenig abwarten. Bis er die Richtige findet.«
    »Warum sollte er warten?« fragte Harry.
    »Weil ich ihm das gesagt habe!«
    »Und warum haben Sie das gesagt?«
    »Weil . . . weil das nicht paßte« – sie warf einen Blick in Richtung Boutique, als wolle sie ein Zeichen geben, wie kostbar ihre Zeit war – »und weil Evans ein so sensibler, so leicht verletzbarer Junge ist. In seinem Leben hat es soviel negative Energie gegeben, und er braucht eine Frau, auf die er sich voll und ganz verlassen kann. Nicht diese . . . Luder, die ihn nur verwirren.«
    Ein grauer Schleier hatte sich über ihre Iris gelegt. »Treffen Sie Ihren Sohn oft?« fragte Andrew.
    »Evans kommt, so oft es nur geht. Er braucht den Frieden hier. Er arbeitet so hart, der Arme. Haben Sie etwas von den Kräutern, die er verkauft, probiert? Manchmal bringt er etwas davon mit hierher, ich verwende es dann für den Tee im Restaurant.«
    Andrew räusperte sich wieder. Aus den Augenwinkeln sah Harry eine Bewegung zwischen den Bäumen.
    »Wir sollten uns wieder auf den Weg machen, Mrs. Dawson. Nur noch eine letzte Frage.«
    »Ja?«
    Andrew hatte sich bestimmt verschluckt – er räusperte sich unentwegt. Das Spinnennetz hatte zu schwingen begonnen. »Waren Sie immer so blond, Mrs. Dawson?«
     
    Am späten Abend landeten sie wieder in Sydney. Harry war todmüde und sehnte sich nur noch nach seinem Hotelbett. »Einen Drink?« schlug Andrew vor.
    »Nein, danke«, sagte Harry.
    »Im Albury?«
    »Das ist ja fast Arbeit«, sagte Harry.
    »Eben drum.«
     
    Birgitta lächelte, als sie

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