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Der Fledermausmann

Der Fledermausmann

Titel: Der Fledermausmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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anschaute. Aus seinem Nasenloch troff zähes, dunkles Blut. Harry hielt sich seine rechte Hand. Dann hob er sie an, um noch einmal zuzuschlagen, entschied sich schließlich aber anders.
    »Es tut so verdammt weh, zuzuschlagen! Kannst du nicht einfach aufgeben?« fragte er.
    Der Messermann nickte und setzte sich neben Rod, der den Kopf noch immer zwischen den Beinen hatte.
    Als Harry sich umdrehte, sah er, daß Borroughs den ersten Mann mit einer Pistole in Schach hielt, während Andrew leblos zwischen umgestürzten Tischen auf dem Boden lag. Ein Teil der anderen Gäste hatte sich aus dem Staub gemacht, andere standen da und schauten neugierig zu, die meisten aber saßen noch immer ganz einfach an der Bar und sahen fern. Es lief das Cricket-Match zwischen Australien und England.
     
    Als die Krankenwagen kamen, um die Verletzten abzuholen, sorgte Harry dafür, daß Andrew den ersten Wagen bekam. Harry blieb an seiner Seite, als sie ihn auf einer Bahre hinaustrugen. Andrew blutete noch immer aus dem einen Ohr, und es rasselte gräßlich, wenn er atmete, aber er war mittlerweile bei Bewußtsein.
    »Ich wußte nicht, daß du Cricket spielst, Andrew. Ein feiner Wurfarm, aber war es wirklich nötig, so hart vorzugehen?«
    »Du hast recht. Ich habe die Lage vollkommen falsch eingeschätzt. Du hattest ja alles unter Kontrolle.«
    »Nein«, sagte Harry, »ich sollte ehrlich sein und zugeben, daß das nicht stimmt!«
    »Okay«, sagte Andrew. »Und ich gebe zu, daß ich verdammt üble Kopfschmerzen habe und mich ärgere, daß ich überhaupt aufgetaucht bin. Es wäre richtiger, wenn du jetzt hier liegen würdest. Und das meine ich jetzt wirklich so.«
    Die Krankenwagen kamen und fuhren wieder weg, und schließlich waren nur noch Harry und Borroughs in der Bar.
    »Ich hoffe, wir haben nicht zu viel Inventar zerschlagen«, sagte Harry.
    »Nein, das war nicht so tragisch. Außerdem legen meine Gäste Wert auf ein bißchen Live-Unterhaltung zwischendurch. Aber Sie sollten in der nächsten Zeit vielleicht ein wenig auf der Hut sein. Der Chef der Jungs wird nicht sonderlich glücklich sein, wenn er davon erfährt«, sagte Borroughs.
    »Aha?« erwiderte Harry. Er ahnte, daß Borroughs ihm etwas zu sagen versuchte. »Und wer ist ihr Chef?«
    »Ich habe nichts gesagt, aber der Kerl auf dem Bild, mit dem Sie da rumgewedelt haben, sieht ihm verdammt ähnlich.« Harry nickte einvernehmlich.
    »Darauf hätte ich vorbereitet sein sollen und entsprechend bewaffnet. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich noch einen extra Grillspieß mitnehme?«

 
    9 Zwei Exhibitionisten, ein Alki,
    ein Schwuler und Black Snake
     
     
    H arry fand in King's Cross tatsächlich einen Zahnarzt, der einen Blick in seinen Mund warf und feststellte, daß da einige Instandsetzungsarbeiten notwendig seien, um den einen, in der Mitte durchgebrochenen Schneidezahn wieder in Ordnung zu bringen. Er machte ein Provisorium und verlangte ein gewaltiges Honorar, das Harry hoffte, später einmal, in einer wohlgesonnenen Stunde, vom Osloer Polizeipräsidium erstattet zu bekommen.
    Im Büro erfuhr er, daß der Cricket-Schläger Andrew drei Rippen gebrochen und eine kräftige Gehirnerschütterung verpaßt hatte und daß dieser kaum vor Ablauf der nächsten Woche das Krankenbett verlassen würde.
    Nach dem Lunch bat Harry Lebie, ihn bei ein paar Krankenbesuchen zu begleiten. Sie fuhren zum St. Etienne Hospital, wo sie sich in die Besucherliste, ein dickes Buch, eintragen mußten, das aufgeschlagen vor einer noch dickeren Nonne lag, die mit verschränkten Armen hinter ihrer Luke thronte. Harry versuchte sie nach dem Weg zu fragen, aber sie schüttelte nur den Kopf und zeigte den Gang hinunter.
    »Sie spricht kein Englisch«, erklärte Lebie.
    Sie kamen zu einer Rezeption, an der ein junger, lächelnder Mann sogleich die Namen in seinen PC eingab, ihnen die Zimmernummern mitteilte und erklärte, wie sie dorthin kamen.
    »Vom Mittelalter ins EDV-Zeitalter in zehn Sekunden«, flüsterte Harry.
    Sie wechselten ein paar Worte mit einem gelbblauen Andrew, der aber schlechte Laune hatte und sie nach fünf Minuten bat zu verschwinden. Auf der Etage darunter lag der Messermann in einem Einzelzimmer. Er ruhte mit geschwollenem Gesicht, den Arm in einer Schlinge, in den Kissen und schauteHarry mit dem gleichen verletzten Blick wie bei ihrer letzten Begegnung an.
    »Was willst du, du Scheißbulle?« brummte er.
    Harry setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett.
    »Ich will wissen, ob Evans White

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