Der Fliegende Holländer
unterrichten.«
Die letzte Bemerkung riß Jane aus ihrer Erstarrung. »Welche andere Geschichte?«
Kusine Shirley warf ihr einen abfälligen Blick zu und fauchte: »Mister Clough ist schließlich unser Steuerberater.«
»Wir haben uns darüber Gedanken gemacht, unsere Firma in eine GmbH umzuwandeln«, meldete sich Julian unerwartet zu Wort. »Aber George meint, wir sollten wegen der steuerlichen Erleichterungen lieber noch ein Jahr damit warten.«
Was Jane anging, war der Fall damit erledigt, und sie hielt lieber wieder den Mund.
Auf der Fahrt zum Flughafen erklärte ihr Mr. Clough, daß es ganz einfach gewesen sei, sie zu finden. Moss Berwick waren als Steuerberater für die Werbeagentur tätig, in der Julian früher gearbeitet hatte. Da die Agentur ein sehr wichtiger Kunde war, hatte sich Mr. Clough persönlich ihr angenommen; zumindest ließ er die Arbeit seine direkten Untergebenen erledigen, erschien aber stets persönlich zu den weit wichtigeren Geschäftsessen. Als sich Julian entschieden hatte, aus der Werbebranche aus- und in die etwas bodenständigere Strickwarenmanufaktur einzusteigen, hatte er bei einem Essen in einem Feinschmeckerrestaurant etwas von seinen Plänen gegenüber Mr. Clough erwähnt. Mr. Clough, dessen Gier nach Kunden unersättlich war, ernannte sich daraufhin selbst umgehend zum Steuerberater des geplanten Unternehmens, erhielt für die ersten Kosten einen Verrechnungsscheck über eintausend Pfund und übergab die Angelegenheit einer weiblichen Auszubildenden. Folglich waren Julian und Shirley nicht sonderlich überrascht gewesen, als Mr. Clough eine halbe Stunde vor Janes Ankunft in der Tür aufgetaucht war und sie in ein Gespräch über Steuererleichterungen und derzeit günstige Abschreibungsmöglichkeiten verwickelt hatte. Sie hatten ihm lediglich einen weiteren Scheck über eintausend Pfund ausgehändigt und ihm jedes Wort geglaubt, so wie es Leute zu tun pflegen, wenn sie sich mit ihren Steuer- oder Wirtschaftsberatern unterhalten.
»Und was geschieht jetzt als nächstes?« fragte Jane.
»Das wird Ihnen Mister Gleeson erklären«, antworte Mr. Demaris.
Jane verschlug es die Sprache, und sie starrte nach draußen. Mr. Gleeson galt als der Seniorpartner schlechthin; man munkelte sogar, er würde die Bücher Gottes führen. Laut Gerücht soll es Mr. Gleeson gewesen sein, der Gott als erster auf die Idee gebracht hatte, das himmlische Königreich in einen anständigen Konzern von Holdinggesellschaften umzuorganisieren. Die Vorstellung, sich persönlich mit Mr. Gleeson zu unterhalten, war mehr, als Janes Verstand verkraften konnte.
»Wirklich?« fragte sie.
»Er erwartet uns bereits am Flughafen«, bestätigte Mr. Clough.
Während Janes Verstand erneut eine ganze Serie von Purzelbäumen absolvierte, dachte Mr. Demaris angestrengt über irgend etwas nach und sagte schließlich: »Ich hab von ein paar Leuten gehört, daß Sie keinen Geruchssinn besitzen. Stimmt das?«
Jane räumte ein, daß ihr Geruchssinn nicht besonders gut ausgeprägt sei.
Mr. Clough blickte Mr. Demaris geheimnisvoll an und sagte dann: »Ich denke, es ist an der Zeit, daß wir uns einmal über Ihr Gehalt unterhalten sollten.«
5. KAPITEL
»Kann ich jetzt mit Professor Montalban sprechen?« brüllte Vanderdecker in den Hörer.
In meinem langen Leben bin ich schon mit vielen saublöden Einfällen konfrontiert worden, sann der Fliegende Holländer nach, aber zwei davon sind hinsichtlich ihres Schwachsinns eine absolute Klasse für sich. Der eine war der Hof König Ludwigs II. von Bayern, und der zweite ist der privatisierte britische Telefondienst.
Aus großer Entfernung, zweifellos von einem anderen Kontinent und sehr wahrscheinlich sogar aus einer anderen Dimension, bat ihn eine schwache Stimme, den Namen zu wiederholen.
»Montalban«, sagte er. »M wie Maus …«
Das Schöne war, daß Vanderdecker in einer Telefonzelle in Sichtweite des Haupteingangs zum Kraftwerk stand. Wenn er noch ein bißchen lauter brüllte, brauchten die gar kein Telefon mehr, um ihn zu hören.
»Wer ist am Apparat, bitte?« fragte die Stimme.
»Mein Name ist Vanderdecker«, stellte sich Vanderdecker vor.
»Entschuldigung«, entgegnete die Stimme, »ich hab Sie nicht ganz ver …«
»VANDERDECKER … Oh, tut mir leid, ich wollte nicht schreien, aber die Verbindung ist nicht besonders gut … Wie? Ach so, ich verstehe. Wann erwarten Sie ihn zurück?«
»Professor Montalban ist nach Genf abgereist«, erklärte die
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