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Der Fliegende Holländer

Der Fliegende Holländer

Titel: Der Fliegende Holländer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Holt
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öffnet. Er lehnte höflich ab und sagte, daß er bereits fast dort sei.
    Gott sei Dank erkundigte sich das Mädchen nicht, wo dort war, sondern staunte nur: »Ich versteh noch immer nicht, wieso Sie sich nicht verletzt haben.«
    »Glück«, entgegnete der Fliegende Holländer. »Reines Glück. Aber dürfte ich Ihnen auch mal eine Frage stellen?«
    »Selbstverständlich«, antwortete das immer noch skeptische Mädchen.
    »Riechen Sie irgend etwas?«
    »Riechen?«
    »Richtig.« Vanderdecker hatte eigentlich etwas anderes fragen wollen, aber es war ihm einfach herausgerutscht, und da das nun einmal passiert war, hätte er auch selbst auf die Antwort kommen können.
    »Nein, aber ich hab einen ausgesprochen schlechten Geruchssinn, und Sie sollten vielleicht lieber jemand anders fragen.«
    »Ich verstehe. Sie müssen schon entschuldigen, aber ich hab mir wirklich eingebildet, etwas gerochen zu haben. Wissen Sie zufällig, wie ich von hier aus am besten zum Dounreayer Atomkraftwerk komme?«
    »Leider nein«, antwortete das Mädchen, und Vanderdecker hätte schwören können, daß es ihn trotz der Dunkelheit von oben bis unten musterte. »Ich komme nämlich auch nicht von hier. Aber ich hab eine Karte im Auto …«
    Vanderdecker erinnerte sich an die Innenbeleuchtung und lehnte höflich ab. »Das geht schon in Ordnung. Ich will Sie auch nicht länger aufhalten. Auf Wiedersehen.« Kurz darauf wurde er von der Dunkelheit verschluckt.
    Jane Doland blickte ihm verdutzt hinterher, und erst als sie die Sinnlosigkeit ihres Tuns bemerkte, stieg sie wieder ins Auto. Gut dreißig Kilometer lagen noch vor ihr, und es war schon spät. In Lybster – oder war es in Thurso? – hatte sie sich verfahren und danach die ganze Zeit hinter einem Milchwagen gehangen, der hinter einem Traktor hergefahren war, der seinerseits seit Melvich versucht hatte, eine Planierraupe zu überholen, und sie wußte, daß ihre unausstehliche Kusine Shirley gegen halb sieben ins Bett zu gehen pflegte. Während der Fahrt versuchte sie herauszufinden, was ihr derzeit eigentlich wirklich zu schaffen machte. Ob man es glaubt oder nicht, es war nicht die Tatsache, daß sie gerade mit über sechzig Kilometern pro Stunde einen Mitmenschen von der Straße gefegt hatte, und ebensowenig der bemerkenswerte Umstand, daß dieser Zusammenprall auf ihr Opfer keinerlei Auswirkungen gehabt hatte. Es war das vage, aber dennoch sichere Gefühl, ihn schon einmal vor langer Zeit gesehen, besser gesagt, gehört zu haben.
    Eine Stunde später fuhr sie in dem malerisch gelegenen, aber extrem windigen Dorf Mey vor dem Bungalow ihrer Kusine Shirley vor, zog die Handbremse an und ließ sich in den Sitz zurückfallen. Sie brauchte etwas Zeit für sich und wollte sich vor dem Zusammentreffen mit Shirley ein wenig sammeln, zumal sie ihre Kusine wie keine zweite Verwandte haßte. Dabei hatte Jane damals gehofft, ihre Kusine in diesem Leben nie mehr sehen zu müssen, nachdem Shirley diesen abgeschafften Werbefuzzi geheiratet hatte und mit ihm nach Caithness gezogen war, um dort Schafe zu züchten und kratzende Pullover zu stricken. Sie rief sich eine Stelle aus einer Pflichtlektüre für höhere Schulen ins Gedächtnis zurück, in der es geheißen hatte, daß selbst die größten Abscheulichkeiten unter gewissen Umständen positive Aspekte in sich bergen, aber leider konnte sie sich nicht mehr daran erinnern, worum es sich bei diesen gewissen Umständen gehandelt hatte, und sie ließ es dabei bewenden.
    Als sie sich gerade innerlich auf das Hineingehen vorbereitete und sich allmählich einigermaßen dazu gewappnet fühlte, öffnete jemand die Fahrertür. Sie blickte nach oben und erwartete, in Shirleys Gesicht zu sehen, aber da stand jemand anders. Vielleicht können Sie als Leser mittlerweile die ganze Bedeutung der Tatsache beurteilen, daß Jane sehr viel lieber Shirley gesehen hätte als die Person, die sie nun wirklich erblickte.
    »Sind Sie Jane Doland?« fragte der mysteriöse Türöffner; ein großer dicker Mann mit grauem Haar und einem Gesicht, das alles andere als beruhigend auf Jane wirkte. Sie blickte sich rasch zur Beifahrertür um, aber diese war bereits auch geöffnet worden.
    »Mein Name ist Clough«, sagte der erste Türöffner, »und das da auf der anderen Seite ist mein Partner Mister Demaris. Wir möchten uns gern mit Ihnen ein wenig über Bridport unterhalten.«
     
    Als dankbare Erwiderung auf die Sonne machte der Kater einen Buckel und rollte sich zusammen, um zu

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