Der Fliegende Holländer
das?« fragte er.
»Gazelle? Luchs? Sea King? Ich denke, Sea Kings sind sehr bequem.«
»Das hört sich gut an. Dann kann ich also einen mieten, oder?«
»Davon will ich nichts hören«, entgegnete die Stimme. »Ich werde selbst einen ordern. Auf diese Weise geht es viel schneller.«
»Ach so …« Danny runzelte überrascht die Stirn. »Das ist sehr freundlich von dir.«
»Überhaupt nicht«, widersprach die Stimme. »Gar kein Problem. Wozu hat man denn einen Schreibtisch mit sechs Telefonen, wenn man sie doch nie benutzt? Wo wollt ihr abgeholt werden?«
»Wo immer es dir recht ist«, sagte Danny, um nicht zurückzustehen. »Ich weiß nicht, wo der nächste Flugplatz ist, aber …«
»Ach, Flugplätze!« wehrte die Stimme energisch ab. »Wer braucht die schon? Geht einfach runter zum Strand, und ich sorge dafür, daß euch dort jemand abholt. Gib mir eine halbe Stunde.«
Die Leitung wurde unterbrochen. Danny steckte sich das restliche Wechselgeld in die Tasche und ging an den Tresen, um sich etwas zu trinken zu bestellen, doch im selben Augenblick wurden wieder die Handtücher über die Zapfhähne gehängt.
Cornelius und Sebastian ruderten Jane im Beiboot an Land und setzten sie an einer abgelegenen Stelle ab, um nicht aufzufallen. Der anschließende Fußmarsch zur Straße über steiniges und schwieriges Gelände war alles andere als nach Janes Geschmack, zumal sie von den Anstrengungen des Tages auch schon ohne körperliche Ertüchtigungsübungen ziemlich am Ende war.
Montalban zu finden war viel leichter gesagt als getan – als bräuchte sie lediglich in den Gelben Seiten unter ›Alchimisten‹ nachzusehen. Es war ebenfalls leichter gesagt als getan, dem Professor Vanderdeckers Nachricht zu übergeben, sobald sie Montalbans Aufenthaltsort kannte. Die Wirklichkeit könnte sich durchaus als sehr viel verzwickter herausstellen. Womöglich war der Professor noch nicht einmal aus Genf zurück.
Kaum hatte sie die Landstraße erreicht, wurde sie von dem Luftwirbel der Rotorblätter eines gewaltigen Hubschraubers, der anscheinend nur wenige Zentimeter über ihrem Kopf vorbeidonnerte, beinahe in den Graben gefegt. Jane rief ihm ein paar nicht druckreife Ausdrücke hinterher, aber es war sehr unwahrscheinlich, daß die Besatzung bei dem Lärm der Rotorblätter etwas davon mitbekommen hatte, was wahrscheinlich auch gut so war.
Nach einem langen Fußmarsch erreichte sie die Ortschaft West Bay. Dort ging sie zu ihrem Wagen, setzte sich hinein und zog sich die Schuhe aus. Dann schrieb sie Vanderdeckers Nachricht auf die Rückseite eines Briefumschlags, um sicherzugehen, daß sie sie nicht vergaß. Montalban. Wen kannte sie, der wissen könnte, wo dieser Professor zu finden war?
Eigenartigerweise fiel ihr diesbezüglich nur Peter ein. Letzten Endes gab es nicht viel, was Peter wußte. Mit der weiblichen Psyche kannte er sich jedenfalls nicht besonders aus, soviel stand fest, und Jane hatte sogar ihre berechtigten Zweifel, ob er das Binden seiner eigenen Schnürsenkel sicher beherrschte, aber er war Wissenschaftler. Und welch ein Wissenschaftler! Er lebte in einem kleinen weißen Häuschen am nördlichen Stadtrand von Oxford und arbeitete an der Erforschung von Halbleitern, was immer das sein mochte. Jane wußte darüber lediglich, daß diese Dinger weder etwas mit in der Mitte durchgesägten Leitern noch mit Heimleitern zu tun hatten.
Jedenfalls schien Peter eine geeignete Anlaufstelle zu sein, um mit den Nachforschungen zu beginnen. Sie brauchte jetzt nur noch seine Telefonnummer herauszubekommen. Das hätte eigentlich nicht mehr Mühe machen sollen, als die Quelle des Nils zu finden, vorausgesetzt, sie hätte daran gedacht, ihr Adreßbuch mitzunehmen.
Als sie endlich eine Telefonzelle entdeckte, rief sie zunächst notgedrungen die Auskunft an und wählte dann Peters Nummer. Dort war besetzt. Das reicht mir, sagte sie sich. Essen.
Die mit Abstand beste Möglichkeit, in West Bay und Umgebung etwas zu essen zu bekommen, besteht darin, nach Bridport zu fahren, wo einem im Cherry Tree Café mit Vergnügen das ein oder andere Sandwich verkauft wird, wenn man den Betreibern und Angestellten des Lokals genügend Respekt entgegenbringt. Nachdem Jane dies begriffen hatte, überlegte sie sich bei einem Sandwich und einer Tasse Kaffee, die man versehentlich mit hellbraunem Öl gefüllt zu haben schien, ihre nächsten Schritte. Peter anrufen, Montalbans Koordinaten bekommen, hinfahren, ihn treffen, die Nachricht
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