Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der fliegende Weihnachtskater

Der fliegende Weihnachtskater

Titel: Der fliegende Weihnachtskater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
etwas unscharf wirkte. Vielleicht war es ein Geisterschnurren?
    »Shardul, sie hat dir das Leben gerettet.«
    »Hat sie nicht …« Doch, hatte sie.
    Hatte sie, denn in dieser furchtbaren Halle wäre er umgekommen, langsam aber sicher. Oder man hätte ihn getötet, wie Ungeziefer.
    Wieder zuckte mein Fell, vom Nacken angefangen bis zum Schwanz.
    »Ich geh raus und probiere es.«
    »Danke«, flüsterte Meena. »Denk an den Silberfaden und an sie. Und nicht mehr den Teppich verprügeln. Der kann nichts dafür. Der ist nur ein Transportmittel. Für das eine oder andere. Denk an Amita, dann wirkt das Wort, dann wirst du sie finden.«
    Ich nickte und sprang aus dem Zimmer, durchquerte den Wohnraum und ließ die Katzenklappe hinter mir zuscheppern.
    Auf der Terrasse hatte sich matschiger Schnee angesammelt, ein nasskalter Wind wehte mich an. Ich schlitterte zur Brüstung. Kam gerade noch zum Halten. Trotzdem näherte ich mich diesmal dem Teppich mit gebührender Achtung. Ich schnupperte und schnüffelte, bis ich vermeinte, den silbernen Faden erspürt zu haben. Ganz dicht hielt ich meine Nase an diese Stelle, und dann konzentrierte ich mich auf Amita.
    Ihr Duft fiel mir als Erstes ein. Für einen Kater ist der Duft eines weiblichen Wesens sehr wichtig. Und – ja, ich gab es mir gegenüber selber zu – sie roch gut. Ein bisschen nach Heimat, nach Gewürzen, warm und traulich, aber auch nach Blüten im Sommerwind. Und dann fiel mir die Sahne ein. Mhmmm. Sie hatte gemerkt, dass ich die mochte. Und in Butter gedünsteten Lachs. Und kleine Häppchen geräucherte Putenbrust. Und cremigen Käse.
    Ja, sie hatte alles das für mich bereitgehalten – neben dem ganz normalen Futter.
    Und dann – heilige Bastet, nun gut, ich gebe es zu. Manchmal, wenn sie tief schlummerte, war ich zu ihr ins Bett gehüpft. Wo es warm und kuschelig war. Schön geträumt hatte ich da an ihrer Seite. Fehlte mir so, ein Rudelgefährte, an den man sich schmiegen konnte.
    Plötzlich wurde die Sehnsucht in mir unermesslich groß.
    Sie war in Gefahr.
    Ich musste ihr helfen.
    Ich konnte ihr helfen.
    Ich setzte mich auf und sprach die magischen Worte.
     
    Remo packte die kalte Angst. Unten auf dem Flugfeld sah er das blaue Flackern der Rettungsfahrzeuge, die Richtung Landebahn rasten. Alarm herrschte auf dem gesamten Gelände. Er hört der Controllerin zu.
    »Sie sinkt ziemlich schnell«, sagte sie, und auch über ihrer Nasenwurzel hatte sich eine kleine Falte gebildet. »Es ist ein Druckverlust aufgetreten.«
    »Kann sie es noch schaffen?«
    »Ehrlich gesagt, der Wind … Es wird wohl verdammt knapp.«
    »Über der Stadt … O Gott!«
    »Von wo kommt sie rein?«
    »Über Potsdam.«

16:15 Uhr
     
     
    Janina hatte die Sauerstoffmaske abgelegt. Man konnte ganz normal atmen. Aber sie hielt noch immer die schweißnasse Hand von Herrn Andersen, der sich so sehr vor dem Fliegen fürchtete, dass er ganz blass geworden war und blaue Lippen hatte. Sie plapperte auf ihn unablässig ein. Über ihre Weihnachtsgeschenke für ihren Vater und Amita und die Häkelmaus für Shardul. Aber sie bemerkte auch, dass der Flugbegleiter leise auf die Passagiere an den Notausgängen einredete.
    Es war also ernst.
    »Janina, komm mit«, flüsterte Eva neben ihr.
    Sacht löste sie die Hand aus der des Mannes und streichelte seine Schulter.
    »Das wird schon, Herr Andersen. Ganz bestimmt«, munterte sie ihn noch mal auf. In ihren vielen Gesprächen über das Fliegen hatte sie gelernt, dass man immer zuversichtlich sein sollte.
    Aber sie war es jetzt auch nur noch ein klitzekleines bisschen.
    Eva machte die Tür zum Cockpit auf.
    »Janina ist hier.«
    »Setzt dich, Janina, hinter mir auf den dritten Sitz. Eva hilft dir beim Anschnallen.«
    Das war etwas komplizierter als auf den Passagiersitzen, und Janina war dankbar für Evas Hilfe.
    »Weiß Papa es schon?«, fragte sie, und es klang seltsam heiser.
    »Er weiß es, und sie werden alles bereit machen für unsere Landung.«
    Janina sah aus dem Fenster, Hier vorne im Cockpit sah es ganz anders aus als durch die kleinen Seitenfenster.
    »Man sieht nicht viel«, sagte sie, und wieder klang es heiser.
    »Nein, wir befinden uns in der Wolkendecke. Das ist wie dichter Nebel.«
    Das Flugzeug sackte abrupt ab.
    Janina schnappte nach Luft.
    Und dann sah sie, dass auch Amitas Fingerknöchel weiß waren.
    Die Wolken verzogen sich, unter ihnen Lichter.
    »Das ist nicht der Flughafen«, wisperte Janina.
    »Nein, wir sinken zu schnell.«
    Der

Weitere Kostenlose Bücher