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Der Fliegenfaenger

Der Fliegenfaenger

Titel: Der Fliegenfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willy Russell
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Meinung sagt, mein Gott, da hätt ich sie am liebsten hochgehoben und geküsst! Vergnügungen! Mein Gott, schon dafür, wie sie diese Vergnügungssucht hasst, liebe ich sie heiß und innig!«
    Ich konnte es kaum glauben! Ralph sprach von meiner Oma, als würde er sie kennen! Er sprach von ihr, als sei sie noch am Leben!
    Und dann fragte er: »Kommt sie bis zum Ende vor?«
    Ich starrte ihn ratlos an.
    »In der Geschichte«, erklärte er. »Kommt sie bis zum Ende der Geschichte immer wieder vor?«
    Ich nickte. »Natürlich«, sagte ich. »Sie ist ja meine Oma! Natürlich kommt sie immer wieder vor, bis -«
    Aber da rief Ralph plötzlich: »Nein!« und fuhr mit erhobenen Händen fort: »Sag’s nicht! Ich will es nicht wissen, verrat’s mir nicht! Lass es mich selbst herausfinden, wenn ich dann irgendwann das Ganze lese.«
    Ralph nickte wieder. »Ich hab nämlich aufgehört«, sagte er. »Ich hab mich gezwungen, mit Lesen aufzuhören, weil ich wusste, dass es etwas ganz Persönliches ist, eine Art privates Manuskript. Deshalb habe ich es nur zum Teil gelesen. Aber ich würde es sehr gern fertig lesen, wenn du es erlaubst.«
    Jetzt hatten wir den Holzzaun am Durchlass erreicht. Ralph lehnte am Zaun, blickte zum Haus zurück und sagte: »Obwohl ich dein Manuskript nur auszugsweise gelesen habe, Raymond, habe ich gemerkt, dass ich es hier mit einem Jungen zu tun habe, der unbedingt schreiben muss .«
    Ralph sah mich an, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    Dann nickte er seufzend zum Haus hinüber und meinte: »Siehst du das Haus dort? Sag’s bitte nicht weiter, Ray, aber die Leute in diesem Kurs – nette Leute, reizende Leute! wahrscheinlich bessere Menschen als wir beide hier -, aber die meisten von ihnen möchten nur gerne schreiben.«
    Er schüttelte betrübt den Kopf. Dann wandte er sich um und sah mich an.
    »Kannst du dir vorstellen«, fragte er, »wie sehr ich mich gefreut habe, als ich sah, hier ist jemand, der schreiben muss !?«
    Ich zuckte nur die Achseln. Ich verstand ihn nicht so ganz.
    Aber er nickte nur, schaute wieder zum Haus rüber und meinte: »Ich glaube, bei zwei oder drei andern im Kurs ist es genauso. Jo gehört dazu. Ich glaube, sie ist wirklich begabt. Sie hat tiefe Einsichten und kann sie auch ausdrücken. Aber ich mache mir Sorgen, dass ihr der Kurs vielleicht nicht allzu viel bringt. Zum Teil besteht das Problem darin, dass keiner der Teilnehmer auch nur annähernd in ihrem Alter ist. Und ich glaube, das braucht sie. Sie muss sich mit jemandem austauschen können, der ihr vom Lebensgefühl, von den Interessen her näher steht.«
    Ralph sah mich wieder an. »Das ist einer der beiden Gründe, warum ich hoffe, dass du hier bleibst. Ich glaube, es würde Jo sehr gut tun, wenn sie jemanden in ihrem Alter hätte.«
    Ich sah ihn stirnrunzelnd an. »Und der zweite Grund?«, fragte ich.
    Ralph lächelte. »Dass ich dann dein Buch fertig lesen kann«, antwortete er. Er stieß sich vom Zaun ab. »Und«, fügte er hinzu, als wir uns wieder auf den Rückweg machten, »dass ich dir helfen kann, zu dem zu werden, was du sein kannst.«

    Schau, Mam, deshalb komme ich jetzt noch nicht nach Hause. Aber ich wollt dir schreiben, dass du dir keine Sorgen mehr machen musst. Ich weiß schon, was Onkel Jason sagen wird: dass ich mit einem Haufen von Möchtegern-Poeten und Stückeschreibern durchs Land zieh, so faul und nutzlos wie immer. Aber ich bin nicht nutzlos, Mam, und auch nicht faul; hier nicht. Und deshalb brauchst du dir jetzt keine Sorgen mehr zu machen. Ich bin glücklich, Mam. So glücklich, dass ich mich fast fürchte, es auszusprechen. Manchmal traue ich mich kaum zu atmen, aus Angst, schon ein sanfter Hauch könnte alles zerstören.

    Mit ganz, ganz lieben Grüßen
Raymond

23. Juni 1991
Swallowbrook,
Heaton Wold,
N. Lincs

    Lieber Morrissey,

    ich weiß, ich hab gesagt, ich würd dir nicht mehr schreiben. Aber das kam bloß, weil ich unter diesem fürchterlichen Druck stand und mich anpassen wollte und wegen lauter so albernen Gründen. Ich weiß, ich muss mich bei dir entschuldigen, denn das muss ja so ausgesehen haben, als ob ich mich von dir abwenden würde. Und in gewisser Weise hab ich das ja auch wirklich versucht. Aber es geschah aus den falschen Gründen, Morrissey, und auf die falsche Art. Tatsache ist, Morrissey, dass du, egal wohin ich gehe, egal was ich mache, egal was aus mir wird und wie lange ich lebe, immer zu meinem Leben gehören wirst. Das spür ich jedes Mal, wenn einer

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