Der Fluch Der Bösen Tat
Kleidern und Haaren. Selbst die Schafe kauerten sich in den Windschatten der Trockenmauern. Die Regentropfen kamen immer häufiger und wurden stetig dicker. Sie hatte nicht mal ein Kopftuch dabei und würde sicherlich durchnässt werden. Ein eigenartiges, unangenehmes Gefühl breitete sich zwischen ihren Schulterblättern aus, wie es manchmal der Fall ist, wenn man spürt, dass man verfolgt wird. Immer häufiger warf sie Blicke hinter sich, doch die Straße lag so leer und verlassen wie zuvor. Ein, zwei Mal wurde ihre Aufmerksamkeit von den Schafen gefesselt, die unvermittelt laut blökten und wie in Panik über die Weide davonrannten. Vielleicht hatte ihr Anblick sie erschreckt, auch wenn Meredith kein Grund dafür einfallen wollte. Sie hatte das Gefühl, dass sie beobachtet wurde, und es wollte nicht von ihr weichen. Wer beobachtete sie? Nur die Schafe. Die wenigen Kühe auf ihren Weiden lagen alle und käuten wieder, während sie ergeben auf den Regen warteten. Sie interessierten sich nicht für eine einzelne menschliche Gestalt, die über die Straße eilte.
»Reiß dich zusammen, verdammt!«, sagte sie streng zu sich selbst. Der Regen hatte endgültig eingesetzt, und sie konnte ihm nicht ausweichen. Sie musste ihn genauso ertragen, wie es die Tiere taten. Er strömte ihr über das Gesicht, durchnässte ihre Bluse und ihre Jeans, die unangenehm an ihren Beinen klebte. Meredith stapfte entschlossen voran, so schnell sie konnte, doch zu ihrem Unbehagen kam immer mehr die Frustration hinzu, dass sie den vertrauten Wagen Alans nicht entgegenkommen sah. Wo steckte er nur? Wie lange brauchte er auf dieser Farm? Vor ihr lag eine Biegung, und dort stand ein Holzschild. Endlich! Sie überflog die Worte
»Greenjack Farm« und bog auf den Feldweg ein. Das Farmtor versperrte ihr den Weg und erweckte in ihr ein Gefühl wie in einem Flüchtling beim Anblick eines Grenzbaums. Dann jedoch, als sie niemanden auf dem Hof sehen konnte und – bedeutsamer noch – immer noch keine Spur von Alans Wagen entdeckte – sank ihr Mut. Sie blieb verwirrt stehen und runzelte die Stirn. Er war ihr nicht begegnet. Es gab nur diesen einen Weg hinunter ins Dorf. Er schien wie vom Erdboden verschluckt. Vorsichtig überquerte Meredith den Hof und bemühte sich, den offensichtlichsten Kuhfladen auszuweichen, doch ihre Schuhe versanken trotzdem in dem übel riechenden Morast, und die Erinnerung daran würde noch lange an ihnen haften, nachdem die Schuhe längst wieder sauber und poliert waren. Sie läutete an der Tür, und eine Frau von ungefähr vierzig Jahren öffnete. Sie starrte Meredith nicht wenig überrascht an, was wahrscheinlich auch nicht anders zu erwarten war. Meredith wusste, dass ihr durchnässtes Erscheinungsbild und ihr Auftauchen aus dem Nichts nach einer Erklärung verlangte, die sie nicht zu geben vermochte, daher fragte sie einfach:
»Ist Superintendent Markby hier?« Die Frau starrte Meredith immer noch verwirrt an, während sie den Kopf schüttelte.
»Nein. Er ist vor ungefähr zehn Minuten gegangen.«
»Gegangen?«, rief Meredith ungläubig aus.
»Aber ich bin ihm nicht begegnet auf dem Weg vom Dorf hierher!« Die Frau blinzelte.
»Möchten Sie vielleicht reinkommen?«, fragte sie.
»Hier draußen werden Sie klatschnass.« Sie spähte an Meredith vorbei.
»Wo haben Sie Ihren Wagen?«
»Ich … ich bin zu Fuß hier. Und danke, nein, ich möchte nicht reinkommen. Ich bin mit Alan nach Lower Stovey gekommen, mit Superintendent Markby, meine ich, und ich muss ihn ganz dringend finden!« Ein weiteres überraschtes Blinzeln.
»Nun ja, vielleicht kommt er noch mal zurück. Oder ich könnte Sie ins Dorf fahren, falls nicht. Sie sind eine Polizistin?«
»Nein.« Meredith schob sich die nassen Haare aus der Stirn.
»Hören Sie, sind Sie ganz sicher, dass er weg ist? Er ist nicht mehr irgendwo auf der Farm oder so?«
»Höchstens, wenn sein Wagen noch da ist.«
»Ist er nicht.«
»Dann ist er weggefahren.« Diese Unterhaltung drehte sich im Kreis und führte nicht weiter, und Meredith spürte, wie sie von Sekunde zu Sekunde verzweifelter wurde.
»Wohin kann er denn gefahren sein?«, fragte sie, immer noch in dem unerschütterlichen Glauben, dass Alan irgendwo auf der Farm stecken musste. Die Frau bedachte sie mit einem eigenartigen Blick.
»Wenn Sie ihm nicht auf der Straße begegnet sind, dann muss er am Ende der Zufahrt rechts abgebogen und zum Waldrand gefahren sein.« Zum Wald. Natürlich. Markbys Besessenheit vom
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