Der Fluch Der Bösen Tat
Er ist zur See gefahren, nur um rauszukommen. Meine Schwester hat einen Soldaten geheiratet und ist mit ihm nach Deutschland gegangen. Ich hab den kurzen Strohhalm gezogen, wie es aussieht.« Dilys’ Blick, hart wie Glas, begegnete dem von Dave Pearce.
»Die Angst verschwindet nicht einfach so, wenn man älter wird. Ich war vielleicht zu groß geworden, um von ihm verprügelt zu werden, aber ich hatte immer noch Angst vor ihm. Er hatte ein Druckmittel gegen mich, verstehen Sie? Ich wusste nicht, wo ich sonst hätte wohnen sollen. Ich wusste nicht wohin. Ich musste alles mitmachen, was er sich einfallen ließ.« Dilys’ war leiser geworden, und ihr Blick ging zu ihren Händen, die auf dem Tisch ruhten.
»Ich wusste immer, wann er unterwegs gewesen ist und mit diesen dummen Mädchen rumgemacht hat. Ich konnte es riechen, wenn er nach Hause kam. Ich hab es an seinen Sachen gerochen, wenn ich die Wäsche gewaschen hab. Ich hab die Flecken gesehen. Er zeigte mir die Sachen, die er den Mädchen abgenommen hatte. Er mochte wohl den Ausdruck in meinem Gesicht. Er mochte es, dass er mir alles erzählen konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass ich damit zur Polizei gehen würde. Er war ein gemeiner alter Mistkerl, und das ist eine Tatsache. Aber ich habe mich um Ma gesorgt, und ich wollte nicht, dass sie etwas davon erfährt. Sie hatte ein richtiges Hundeleben bei ihm. Sie war vollkommen fertig, und sie konnte nicht noch mehr Ärger vertragen. Ich hatte überhaupt keine Zeit, mir wegen dieser anderen Mädchen den Kopf zu zerbrechen.«
»Hat er Sie ebenfalls belästigt, Dilys?«, fragte Ginny Holding leise. Dilys eisiger Blick wanderte zu ihr.
»Er stand wahrscheinlich nicht auf mich, schätze ich. Ich war nie etwas anderes als ein dicker Klumpen, der kochen und putzen konnte.«
»Nichtsdestotrotz haben Sie bei ihm und unter seinem Dach gewohnt. Sie waren nicht in der Position zu protestieren, wie Sie selbst gesagt haben. Es wäre nicht weiter überraschend, wenn er das ausgenutzt hätte, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich verstehe sehr genau, was Sie meinen!« Dilys’ Mund klappte zu wie eine Falle. Schweigen breitete sich aus. Dilys sah nicht aus, als wollte sie noch etwas sagen. Ihre Augen blickten leer. Pearce gab Ginny Holding einen Wink. Es war nicht gut, wenn Dilys ausgerechnet jetzt anfing zu schweigen.
»Was geschah, nachdem Ihre Mutter gestorben war?«, fragte Ginny leise. Dilys blinzelte, und verschlagenes Misstrauen kehrte in ihre Mimik zurück.
»Nachdem Ma gestorben war? Was hätte ich tun sollen? Ich blieb da. Ich hab für ihn gekocht und geputzt. Er hat nicht ein einziges Mal Danke gesagt, nicht ein Wort. Ich wusste immer noch nicht, wo ich hinsollte, und solange Dad am Leben war und im Cottage wohnte, hatte ich ein Dach über dem Kopf. Ich wusste, dass der alte Mr. Jones Dad nicht auf die Straße setzen würde, und ich wusste auch, dass Kevin es nicht tun würde, jedenfalls nicht, solange Martin Jones am Leben war. Aber Martin Jones wurde älter, genau wie Dad. Wenn der alte Jones gestorben wäre, hätte der junge uns vielleicht rausgeworfen. Oder wenn Dad gestorben wäre. Ich war schließlich nicht die Mieterin. Das war Dad. Ich wusste, dass Dad niemals in ein Altersheim gehen würde. Er wollte nicht mal ins Krankenhaus. Also war es in meinem eigenen Interesse, mich um den alten Teufel zu kümmern und ihn am Leben zu halten, oder?« Ihr ausdrucksloser Blick wanderte wieder zu Pearce. Dave spürte, wie in ihm eine Depression aufstieg.
»Also schön«, sagte er leise.
»Erzählen Sie mir von Simon Hastings.«
»Dad hat ihn nicht umgebracht!«, rief sie überraschend vehement.
»Nicht absichtlich! Nicht so, wie Sie meinen! Es war ein Unfall. Hätte jedem passieren können!«
»Erzählen Sie weiter.« Dilys hatte aufgehört zu reden, als erwartete sie, dass Pearce Zustimmung äußern würde.
»Wieso war es ein Unfall?«, fragte er stattdessen. Der Anwalt mischte sich erneut ein.
»Meine Mandantin vermag es nicht zu sagen, weil sie es nicht weiß. Sie war nicht dabei, als Simon Hastings starb.«
»Ich weiß, was Dad mir erzählt hat!«, sagte Dilys aufsässig in seine Richtung.
»Selbstverständlich, Mrs. Pullen, aber Sie wissen nicht, ob es tatsächlich so gewesen ist. Sie waren keine Zeugin. Ihr Vater hat Ihnen möglicherweise nicht alles gesagt oder seinen Bericht beschönigt.«
»Sie meinen, er hat mich belogen?« Dilys funkelte den Anwalt an.
»Und was soll ich jetzt tun? Hier
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