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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Nachforschungen anzustellen. Ich nehme an, wenn es einmal wirklich schlimm war, wurden sie zu Hause festgehalten, bis die blauen Flecken verschwunden waren. Es gab immer wieder Tage, an denen Dilys nicht zur Schule kam. Wenn sie dann wieder da war, hieß es immer, sie hätte eine Erkältung gehabt, aber ich hab sie nie schniefen sehen.«
    »Die Schule«, sinnierte Markby.
    »Dilys und Sandra Twelvetrees. Zwei kleine rothaarige Mädchen.«
    »Ja«, sagte Ruth überrascht.
    »Sie hatten rote Haare. Dilys färbt sich die Haare heute noch rot, weil sie ziemlich früh grau geworden ist.« Sie hob die Augenbrauen.
    »Aber woher wissen Sie das?«, fragte sie.
    »Geraten«, sagte Markby geheimnisvoll, während er an die Fotografien auf dem Kaminsims im Haus der Twelvetrees’ dachte. Drei kleine Kinder, alle rothaarig, und das Foto von Sandra, die für die Kamera in Disneyland posierte, das Foto, auf dem die Sonne ihre roten Haare leuchten ließ wie Feuer.
    Der Pflichtverteidiger, ein blassgesichtiger, ernst dreinblickender junger Mann, sah unglücklich aus.
    »Meine Mandantin möchte Ihre Fragen offen und ohne Vorbehalt beantworten. Nichtsdestotrotz werde ich sie darauf hinweisen, wenn sie nicht dazu verpflichtet ist.«
    »Meinetwegen«, erwiderte Pearce gleichmütig. Der Zahn
    machte ihm wieder einmal Probleme. Er betastete ihn mit der Zungenspitze und zuckte zusammen. Ginny Holding neben ihm musterte ihn mit einem wissenden Blick.
    Pearce zwang sich, nicht mehr an den Zahn zu denken, und konzentrierte sich stattdessen auf die vor ihm liegende Vernehmung.

    »Also schön, Dilys, fangen wir am Anfang an. Wann haben Sie herausgefunden, dass Ihr Vater der Sexualtäter von vor zweiundzwanzig Jahren war?«

    »Diese Frage müssen Sie nicht beantworten!«, funkte der Pflichtverteidiger, augenblicklich an Dilys gewandt, dazwischen. Und an Pearce gewandt, fuhr er fort:
    »Sie haben keine Beweise, dass der verstorbene Mr. Twelvetrees für die Straftaten verantwortlich war! Warum sollte meine Mandantin glauben, dass er der Täter war?«

    »Die Schachtel«, grollte Pearce.
    »Was für eine Schachtel meinen Sie? Meines Wissens nach ist sie verschwunden. Und falls sie überhaupt je existiert hat …«, fuhr er mit einem selbstgefälligen Grinsen fort,
    »dann handelt es sich der Beschreibung nach lediglich um eine Sammlung von Objets trouvés. Der verstorbene Gentleman kann diese Dinge überall gefunden haben, am Boden, irgendwo in den Wäldern.« Pearce stieß ein leises Stöhnen aus. Es versprach wieder einmal einer jener Tage zu werden. Doch Dilys ignorierte den Rat ihres Anwalts.
    »Ich hab überhaupt nichts herausgefunden. Ich hab es von Anfang an gewusst. Es fing an, als meine Mutter bettlägerig war. Sie konnte nichts mehr machen, sich nicht selbst waschen und kaum selbst essen. Sie wurde dicker und dicker, und Dad hasste sie dafür. Er stand in der Tür zum Schlafzimmer und hat sie beschimpft. Aber er ist nie weiter als bis zur Tür gekommen, dafür hab ich gesorgt. Ich bin nach Hause zurückgekommen und hab dort gewohnt, weil mein Mann mich verlassen hat. Er ist mit einer Kellnerin weggelaufen, mit irgend so einer Schlampe, die im Pub in unserem Dorf gearbeitet hat. Viel Glück für sie, sage ich, und Gott sei Dank, dass der Kerl weg ist! Ich wusste nicht, wo ich sonst hingekonnt hätte, also bin ich wieder nach Hause gegangen. Ma hat sowieso nur noch im Bett gelegen. Irgendjemand musste sich um sie und ihn kümmern, den alten Mistkerl. Es hat jedenfalls alles gepasst. Aber dann hat er mit diesen Kapriolen im Wald angefangen.«
    »Mrs. Pullen …«, flehte der Verteidiger.
    »Es ist unklug und unnötig, diese Fragen zu beantworten.«
    »Was haben Sie für Ihren Vater empfunden, Dilys?«, fragte Ginny Holding mit sanfter Stimme.
    »Er war ein alter Teufel. Und als er jung war, war er ein junger Teufel. Wir hatten alle Angst vor ihm, wir Kinder. Man musste ihm nur falsch in die Augen sehen, und schon hatte man eins hinter den Ohren. Wenn er betrunken aus dem Pub nach Hause kam, ist er die Treppe raufgekommen, hat uns aus den Betten gezerrt und vermöbelt.«
    »War das alles, was er getan hat, Dilys?«, fragte Ginny leise.
    »Wenn er zu Ihnen ins Kinderzimmer kam?« Dilys funkelte sie an.
    »Reicht das vielleicht nicht? Ma klammerte sich an seinen Arm und bettelte ihn an, uns in Ruhe zu lassen, und er hat sie mit der Faust ins Gesicht geschlagen! Mein Bruder William, der, den sie Young Billy nennen, ist mit siebzehn weggegangen.

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