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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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Wir haben ein paar Mal an der falschen Stelle angehalten, bevor wir dort ankamen, wo der Tote nach Dads Meinung liegen musste. ›Hier irgendwo ist es, Dilys‹, sagte er zu mir. ›Geh und sieh dich um.‹ Na ja, ich hatte nicht die geringste Lust, unter den Bäumen rumzulaufen, ohne zu wissen, was da draußen lauerte, und über einen Toten zu stolpern. Also hielt ich die Laterne hoch und leuchtete damit herum, und ich will verdammt sein – da war sie!« Der Anwalt sog hörbar die Luft ein. Ginny Holding war in gebannter Aufmerksamkeit erstarrt. Pearce spürte einen Schauer der Erwartung.
    »Sie meinen die Leiche?«, flüsterte er. Dilys bedachte ihn mit einem eigenartigen, spöttischen Blick.
    »Nein, nicht die Leiche. Die Hand.«
    »Die Hand?«, ächzte der Anwalt.
    »Ja, die Hand. Sind Sie taub? Ich hab einen Arm gesehen und die Hand am Ende. Sie zeigte hinauf in die Bäume. Sie ragte aus einem Haufen von Blättern und Ästen, die Dad über den Toten gezerrt hatte, und zeigte nach oben in den Himmel wie ein Wegweiser, der uns sagen wollte, wo er lag. ›Du hast ihn lebendig begraben‹, sagte ich zu Dad. ›Er hat sich bewegt! Er hat versucht, sich aus dem Grab zu befreien!‹ ›Nein, hat er nicht!‹, sagte Dad. Er meinte, es wäre die einsetzende Leichenstarre gewesen.«
    »Gütiger Gott!«, murmelte der Anwalt. Dilys, die seinen Ausruf möglicherweise als Mangel an Begreifen interpretiert hatte, setzte zu einer Erklärung an.
    »Leichenstarre ist das, was passiert, wenn jemand gestorben ist. Dad hat es bei Schafen und Vieh gesehen. Die Gliedmaßen werden steif und stehen in alle möglichen Richtungen ab. Der Arm von diesem Kerl stand einfach so in der Luft, als hätte er ein Eigenleben. Die Blätter, mit denen Dad ihn zugedeckt hatte, waren nicht schwer genug gewesen, um ihn festzuhalten. Aber Dad war sauer, weil er ihn nicht so einfach begraben konnte mit dem abstehenden Arm und so. Also holte er mit dem Spaten aus und versetzte ihm einen mächtigen Schlag. Ich hab gehört, wie die Knochen brachen, aber der Arm ging nicht runter, weil die Muskeln ihn an Ort und Stelle hielten. Dad hat wie ein Irrer auf ihn eingeprügelt, bis er endlich flach am Boden lag. Dann hat er sich gebückt und den Siegelring genommen, der an einem der Finger war. Er meinte, er würde gut zu den anderen Sachen passen. Ich sagte ihm, er wäre ein Narr. Der Ring war ein Beweisstück. Er sagte nur, ich solle die Klappe halten. Aber ich hatte Recht, nicht wahr? Der Ring war ein Beweisstück?« Dilys’ Frage war an den überraschten Anwalt gerichtet.
    »Das war er doch?«
    »Sie hatten Recht«, sagte der Anwalt schwach. Sie schien zufrieden und nickte.
    »Und dann hat Dad ein Grab ausgehoben, an einer anderen Stelle. Wir haben den Kerl hingerollt und zugedeckt. Am Ende haben wir noch den umgestürzten Baumstamm über die Stelle gezerrt, damit er nicht von irgendeinem Tier wieder ausgegraben werden kann. Wir haben trockene Blätter über die Stelle gestreut, wo der Baum vorher gelegen hat, damit niemand bemerkt, dass er nicht mehr am alten Platz liegt. Mit der Zeit muss irgendwas trotzdem Teile von ihm ausgegraben haben, weil dieser Doktor die Knochen in einem Fuchsbau gefunden hat, jedenfalls habe ich gehört, wie er das dem Coroner erzählt hat. Und der Coroner war der Meinung, dass es sich um einen Unfall gehandelt hat, oder? Er hat gesagt, es gäbe keine Beweise für ein Verbrechen. Sie versuchen jetzt was anderes daraus zu machen, aber der Coroner hat schon gesagt, es war keins. Wir sind nach Hause gegangen, Dad und ich, und zum ersten Mal in meinem Leben hab ich mich gegen ihn gestellt. Ich hab ihm gesagt, dass er keinen Unsinn mehr machen sollte mit den Frauen oben im Wald oder auf der alten Viehtrift. Wenn jemals was rauskommen würde, hab ich ihm gesagt, dann würde die Polizei nie im Leben glauben, dass der tote Wanderer ein Unfall war. Sie würde glauben, dass Dad ihn ermordet hätte, weil er Dad dabei gesehen hätte, wie er was mit einem Mädchen gemacht hatte. Und Dad hat so einen Schrecken bekommen, dass er nachgegeben hat, ohne zu widersprechen. Ohne einen Ton. Das war das Ende des Kartoffelmanns.« Pearce bemerkte, dass er den Atem angehalten hatte. Jetzt stieß er ihn in einem langen Seufzer aus.
    »Erzählen Sie mir von Hester Millar«, sagte er. Dilys seufzte gleichermaßen und ließ die Schultern hängen.
    »Ach, das. Das war einfach nur Pech. Sie war so eine nette Lady. Ich hatte nichts gegen sie. Aber sie kam an

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