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Der Fluch Der Bösen Tat

Der Fluch Der Bösen Tat

Titel: Der Fluch Der Bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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ihn nicht im Geringsten, dass es wieder einmal so weit war. Dazu, so pflegte er hin und wieder ironisch zu sagen, war er schließlich da. Doch sie spürte einen Anflug von Wärme und Zuneigung, als sie seine klaren, tröstenden und zugleich instruierenden Worte vernahm. Warte dort, bei der Tür. Lass niemanden sonst in die Kirche. Wenn jemand darauf beharrt, geh mit ihm und sorge dafür, dass er nichts wegnimmt oder anfasst. Als Alan aufgelegt hatte, fiel Meredith ihre Verabredung mit Mrs. Scott ein, die nun vergeblich in Old Vicarage auf sie warten würde. Sie rief an, erklärte, dass es einen Notfall gegeben hätte und sie sich verspäten würde. Vielleicht schaffte sie es an diesem Tag überhaupt nicht mehr.
    »Was denn, einen Notfall hier im Dorf?«, erkundigte sich Mrs. Scott hellhörig.
    »Wurde irgendjemand verletzt?« Meredith war verblüfft. Woher wusste die Frau, wo sie war? Andererseits hatte sie Meredith bereits erwartet, in Lower Stovey. Sie war durch das gesamte Dorf spaziert, und sie war zwar niemandem begegnet, doch das bedeutete noch lange nicht, dass niemand sie gesehen hatte.
    »Sozusagen«, antwortete sie ausweichend wie vorhin der Wirt vom Fitzroy Arms.
    »Wo sind Sie jetzt?«, fragte Mrs. Scott mit einer Stimme, die keine Ausrede duldete. Schwach antwortete Meredith, dass sie vor der Kirche stand.
    »Ruth Aston ist von dieser verdammten Leiter gestürzt, habe ich Recht? Es würde mich nicht überraschen.«
    »Nein, das ist es nicht. Es hat nichts mit ihr zu tun.«
    »Hm«, sagte Mrs. Scott und warf den Hörer auf die Gabel. Wenige Minuten später stand sie leibhaftig vor Meredith. Sie kam durch das Tor und über den Kirchhof gestürmt wie ein Racheengel, gekleidet in einen Strickpullover und einen schlaff herabhängenden Rock, die langen grauen Haare vom Wind zerzaust.
    »Was hat das zu bedeuten?«, fragte sie schroff.
    »Ich darf Sie nicht hineinlassen.« Meredith versperrte den Zugang, indem sie die Arme ausbreitete.
    »Die Polizei hat gesagt, ich soll niemanden in die Kirche lassen. Ich warte auf ihr Eintreffen.«
    »Polizei?« Mrs. Scott hob verblüfft eine Augenbraue.
    »Keine Sanitäter?«
    »Die Polizei bringt einen Arzt mit.« Mrs. Scott stemmte die Arme in die breiten Hüften.
    »Also ist jemand gestorben, wie?«, erkundigte sie sich ein wenig ungehalten.
    »Wer?«
    »Ja, jemand ist gestorben.« Für Meredith war es eine Erleichterung, die Wahrheit zu gestehen.
    »Ich weiß nicht, wer es ist.«
    »Ich sehe mir das besser an«, sagte Mrs. Scott und rückte so entschlossen gegen Meredith vor wie ein Panzer.
    »Und erzählen Sie mir nichts von wegen der Cops und dass niemand in die Kirche darf. Natürlich wissen Sie nicht, wer der Tote ist. Aber ich weiß es wahrscheinlich, das heißt, wenn es sich um einen Einheimischen handelt.« Damit hatte sie Recht, und der Polizei konnte es nicht ungelegen kommen, so bald wie möglich zu erfahren, um wen es sich bei dem Opfer handelte. Meredith verspürte zwar kein Verlangen, zum Ort des Geschehens zurückzukehren, doch sie willigte zögernd ein.
    »Ich muss mit Ihnen kommen«, sagte sie.
    »Keine Frage«, antwortete ihre Begleiterin.
    »Sie müssen dafür sorgen, dass ich nicht überall meine Fingerabdrücke hinterlasse oder Beweise einstecke, richtig?« Meredith wurde klar, dass Mrs. Scott wahrscheinlich ein Fan von Kriminalromanen war. Sie hatte viele Jahre Krimis gelesen, und jetzt hatte sich zu ihrer großen Freude ein Verbrechen direkt vor ihrer Haustür ereignet.
    »Es ist nicht wie in den Büchern«, sagte Meredith entschieden.
    »Das sage ich doch gar nicht. Nun kommen Sie schon!« Sie betraten den kühlen, düsteren Innenraum. Die zusammengesunkene Gestalt kauerte genauso dort, wie Meredith sie verlassen hatte. Sie näherten sich schweigend und so leise, wie sie konnten, als könnte das Geräusch ihrer Schritte die Tote aufschrecken. Als sie bei ihr angekommen waren, stieß Mrs. Scott ein Ächzen aus. Meredith blickte sie an. Die gesunde Gesichtsfarbe von Mrs. Scott war einem hellen Grau gewichen. Meredith verspürte einen unwürdigen Wunsch,
    »Ich hab’s doch gleich gesagt« zu sagen. Stattdessen bemerkte sie, obwohl es auf das Gleiche hinauslief:
    »Ich habe Sie gewarnt, es ist kein schöner Anblick.« Mrs. Scott machte eine ungeduldige Handbewegung.
    »Ich hab schon früher unschöne Anblicke gesehen. Das ist es nicht. Es ist nur niemand, mit dem ich gerechnet hätte.«
    »Dann kennen Sie die Tote nicht?«
    »Selbstverständlich kenne

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