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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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und wie sie zog. Er tat es nur ungern. Dänemark war ein kleines Land, in dem die Menschen dicht aufeinanderwohnten, deshalb war es schwer, einen geeigneten Ort zu finden, um sie zu testen, aber leider unumgänglich. Schweden wäre dazu besser geeignet, aber er war nicht so töricht, eine Pistole über eine internationale Grenze schaffen zu wollen. Das Risiko war zu groß.
    Vuk nahm die S-Bahn nach Hillerød und stieg in die kleine Privatbahn um, die ihn durch Seelands größten Wald, den Gribskov, fuhr. Bis auf zwei Gymnasiasten, die leise über Kameraden und Lehrer diskutierten, war er der einzige im Zug. An der Station Gribsø stieg er aus und ging in den Wald. Nach zwanzig Minuten hatte er den Eindruck, von öffentlichen Wegen weit genug entfernt zu sein. Auf der einen Seite befand sich ein kräftiges Nadelbaumdickicht und auf der anderen alter Buchenbestand. Die Bäume würden den Knall dämpfen. Die Lichtung war etwa zwanzig Quadratmeter groß. In den Spalt eines alten Stammes, der vom Blitz getroffen worden war, stellte er in Kopfhöhe drei große Tannenzapfen im Abstand von zehn Zentimetern nebeneinander. Er trat zehn Schritte zurück, entsicherte und schoß. Die Pistole zog ein kleines bißchen nach rechts. Der Knall war nicht sehr laut, aber trotzdem flatterte schreiend ein Vogel auf. Die Kugel war nur wenig über dem rechten Zapfen ins Holz eingeschlagen. Er hielt die Beretta mit beiden Händen, zielte über die ausgestreckten Arme und schoß wieder. Der Tannenzapfen zerstob in einer Staubwolke. Er trat zwei Schritte vor und drückte dabei viermal schnell hintereinander den Abzug. Die beiden anderen Zapfen zersplitterten ebenfalls. Er ging zu dem Baum. Die Projektillöcher befanden sich in einer waagerechten Reihe nebeneinander.
    Er steckte die Pistole zurück in die Umhängetasche, in der er sie transportierte. Sie war aus festem blauen Stoff und sah aus wie jede andere auch. Schnell verließ er den Wald auf entgegengesetztem Weg und ging dann zu der S-Bahnstation zurück, wo er eine halbe Stunde auf den Zug warten mußte. Er begegnete keinem Menschen und saß den größten Teil des Weges nach Hillerød allein im Zug.
    Wieder in der Villa reinigte er die Pistole und füllte das Magazin auf. Er lud auch das Reservemagazin. Dann machte er Tee mit viel Zucker und einem Spritzer Rum und schmierte sich Brote mit Butter, Käse und Salami. Er packte sie in Folie ein und legte sie mit der Thermoskanne Tee und einer Flasche Wasser in den wasserdichten Sack, den er sorgfältig verschloß. Er packte die Pistole und das Reservemagazin in eine Plastiktüte und legte sie zusammen mit einem Kugelschreiber und einem Notizblock in die Umhängetasche. Es blieb noch Platz für Zahnbürste und Zahnpasta und einen Kamm sowie Toilettenpapier. Das restliche Bargeld, Paß und Kreditkarte steckte er in den kleinen wasserdichten Beutel, den er um den Hals tragen würde.
    Im Bad schwärzte er mit dem Haarfärbemittel sein Haar und seinen kurzen, aber dichten Bart. Das Waschbecken säuberte er gründlich und warf die Tube in den Mülleimer vor dem Haus, ehe er den Kälteschutzanzug anlegte, der mit einer Kapuze versehen war. Seine Mütze setzte er trotzdem auf.
    Vuk mußte das Schlauchboot hochkant nehmen, um es aus der Kellertür zu bugsieren und in den hinteren Garten hinaufzutragen. Regen schlug ihm ins Gesicht, als er auf das glitschige Gras trat und das Boot zum Sund hinunterzog, der mit kleinen krabbligen Wellen dunkel am Ende des Gartens lag. In seinen schwarzen Seglerschuhen, die er ohne Strümpfe trug, ging er zum Keller zurück, holte den Außenbordmotor und montierte ihn an das Schlauchboot, bevor er den Rucksack und den wasserdichten Sack am Bootsboden verzurrte. Die Boje band er mit der Ankerleine am Rucksack fest, dergestalt daß der Anker selbst auf dem Rucksack saß.
    Er war bereit.
    Vuk ging noch einmal zum Haus. Der Regen nahm zu, und er fror ein wenig an Füßen und Fingern, aber das würde vorübergehen. Plötzlich fuhr er zusammen. Das Telefon klingelte. Er verharrte einen Augenblick, ließ es klingeln, dann verschloß er die Kellertür und verließ das Haus durch die Eingangstür, die zugezogen werden konnte. Er ging nach hinten in den Garten, schob das Schlauchboot ins Wasser, entfernte sich mit dem kurzen Paddel vom Ufer, ehe er beim vierten Versuch den Außenbordmotor in Gang bekam. Sein Geräusch wurde auf dem dunklen Sund schnell verschluckt. Vuk schaute auf seinen Leuchtkompaß und die Seekarte, die er in

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