Der Fluch der bösen Tat
erledigen gehabt.
Zwei Tage zuvor hatte er am frühen Morgen im Avis-Hauptbüro in Kopenhagen einen Mittelklassewagen gemietet. Er hatte seinen britischen Paß und Führerschein sowie seine britische Mastercard vorgelegt. Er hatte eine Adresse im südlichen London angegeben und gesagt, er brauche das Auto sieben Tage. Er werde es in Stockholm abgeben, wo er sich im SAS-Hotel einmieten wolle. Innerhalb von zehn Minuten bekam er die Schlüssel ausgehändigt, nachdem er den Wagen telefonisch vorbestellt hatte. Die Eurocardnummer war untersucht und für korrekt befunden worden.
Als erstes fuhr Vuk nach Østerbro, wo er einige Tage zuvor an einem Sportgeschäft vorbeigekommen war, das sich auf Taucherausrüstungen spezialisiert hatte. Er wurde von einem jungen, durchtrainierten Mann mit Reklamelächeln bedient, der sich aber in der Sache als äußerst kompetent erwies. Vuk brauchte eine ganze Stunde, um seine Ausrüstung auszusuchen. Er sprach deutsch mit dem jungen Mann. Erklärte nur ganz kurz, er sei aus Tschechien und es sei für ihn weitaus billiger, seine Ausrüstung in Dänemark zu kaufen, da er die Mehrwertsteuer an der Grenze zurückerstattet bekomme. Dem Verkäufer war das egal. Er bekam Provision für alles, was er an den Mann brachte, und merkte rasch, daß Vuk wußte, wovon er sprach, und zusammen suchten sie den passenden Kälteschutzanzug aus. Der funktioniert so, daß man Wasser eindringen läßt, das eine millimeterdicke Schicht zwischen Haut und Anzug bildet und somit gegen die Kälte des ihn umgebenden Wassers isoliert. Er kaufte auch eine Maske mit Schnorchel, Flossen, einen Bleigürtel und ein funktionsbereites Sauerstoffgerät mit dazugehöriger Aufhängung sowie eine kleine Boje, die am Gürtel des Tauchers oder am Anker des Bootes befestigt werden konnte, um vorbeifahrenden Schiffen anzuzeigen, daß ein Taucher im Wasser war. Er schaffte sich auch eine starke Spezialstableuchte an, die über und unter Wasser benutzt werden konnte, und einen kleinen wasserdichten Beutel, den man um den Hals tragen konnte. Er bezahlte in bar.
Anschließend fuhr Vuk zu einem Segelsportgeschäft, in dem er eine detaillierte Seekarte des Gebiets zwischen Kopenhagen und Schweden, dem Flakfort und Saltholm kaufte samt Anker und Ankerkette. Er verstaute die Sachen im Gepäckraum des Mietwagens und ging in das Wandergeschäft Spejdersport, wo er einen Leichtgewichtschlafsack, eine Isomatte und einen wasserdichten Rucksack, eine Campinglampe mit Batterie und einen fluoreszierenden, wasserdichten Kompaß kaufte, der um das Handgelenk zu tragen war und von Tauchern viel gebraucht wurde. Im Jagdgeschäft Hunter’s House besorgte er sich einen großen, wasserdichten Sack, der per Reißverschluß und Kordel vollständig zugemacht werden konnte. Er bezahlte überall in bar. Er schloß seine Einkaufstour im Magasin du Nord ab, dem Kaufhaus, das ihm aus seiner Kindheit und Jugend noch vertraut war. Hier kaufte er eine schwarze Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover, eine ebensolche Strickmütze und schwarze Segelschuhe. In der Lebensmittelabteilung kaufte er Toastbrot, Salami und Käse und in der Parfümabteilung schwarzes Haarfärbemittel.
Er stellte alles in der Küche in Hellerup ab und machte eine kurze Runde durchs Haus, um nach dem Rechten zu sehen. Es gab keine Anzeichen, daß jemand eingedrungen war, im Briefkasten lag nur Werbung, während einige Schreiben in der Mailbox des Rechners waren. Er überflog sie rasch. Sie waren für Mikael und unverdächtig.
Vuk fuhr nach Helsingør und nahm die Fähre nach Helsingborg. Es gab keinen Andrang, so daß er sofort an Bord fahren konnte. Er hielt seinen dänischen Paß bereit, aber am schwedischen Ufer gab es gar keine Kontrolle. Er fuhr an Malmö vorbei nach Süden und stellte das Auto in einer Villenstraße ohne Parkbeschränkung in der Nähe des Hafens von Limhamn ab. Von dort nahm er die Fähre nach Dragør auf Amager. An Bord aß er ein Beefsteak mit Zwiebeln und las die dänischen Zeitungen. Auf der Fähre waren nur wenige Passagiere, überwiegend Rentner, die in Schweden eingekauft hatten.
Vuk nahm den Bus ins Kopenhagener Zentrum und die S-Bahn weiter nach Hellerup. Die Villa lag in der beginnenden Dunkelheit, und eine erneute Runde zeigte ihm, daß alles normal war. Er goß sich aus der Bar im Wohnzimmer einen Wodka ein und nahm das Glas mit in die Küche, wo er den Fernseher anschaltete, um die Nachrichtensendung um 18.30 Uhr zu sehen. Die Meldungen kamen vor
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