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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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und ein hellblaues Hemd und legte sie ebenfalls hinein. Als nächstes kamen ein leicht gemusterter Schlips, ein Paar dunkle Socken und ein kleiner Spiegel, den er im Badezimmer gefunden hatte. Zum Schluß legte er die schwarze Jeans, den Rollkragenpullover und ein dickes Baumwollunterhemd darauf. Das Ganze steckte er mit einem großen Badetuch fest.
    Im Keller nahm er das schwarze Schlauchboot von den Haken. Die beiden Leichen unter der Persenning würdigte er keines Blicks. Er konzentrierte sich auf das Boot. Es war in Ordnung, wenn auch etwas schlaff, als wäre es eine ganze Weile nicht benutzt worden. Auf dem Boden des Bootes lagen zwei kleine Kanuruder und ein kurzes Paddel. Er sah sich im Keller um. In einer Ecke stand die Fußpumpe, und mühelos pumpte er das Boot auf. Es hatten vier Mann darin Platz. Es war ein Militärmodell bester Qualität. Er untersuchte den Außenbordmotor. Er schien gut gepflegt und relativ neu zu sein. Draußen auf dem Sund herumzutuckern und Schiffe zu beobachten war – außer den Computern natürlich – eins von Mikaels wenigen Interessen. Das war Vuks Glück. Im Hobbyraum fand er einen vollen Benzinkanister und füllte den Tank des Außenbordmotors auf. Nach einem Tag vollster Konzentration spürte er langsam die Müdigkeit. Während seiner Einkaufstour hatte er die ganze Zeit nach eventuellen Verfolgern Ausschau gehalten oder einfach nach Leuten von früher, die ihn wiedererkennen könnten.
    Den Rest des Abends und einen Teil der Nacht verbrachte Vuk im Hobbyraum, wo er an der gut ausgerüsteten Drehbank zwei Dietriche anfertigte. Dann trank er noch einen Wodka und legte sich schlafen. Er schlief ruhig und ohne Angst vor Alpträumen. Er kannte sich gut genug, um zu wissen, daß sowohl sein Bewußtsein als auch sein Unterbewußtsein sich ganz auf die Sache konzentrieren und allem anderen keinen Raum lassen würden. Wäre die Aufgabe erfüllt, würden die Dämonen zurückkehren, aber im Augenblick ließen sie ihn in Ruhe. Er fühlte sich völlig sicher in dem Haus. Keiner wußte, daß er im Lande war, und keiner wußte, daß er den Zeitplan kannte, nach dem der Aufenthalt der zum Tode verurteilten Schriftstellerin in Dänemark ablief.
    Am nächsten Morgen erwachte Vuk früh, aber ausgeruht. Als er aus dem Fenster schaute, sah er, daß der Meteorologe recht gehabt hatte. Die Wolken hingen tief und schienen regenschwer, aber es blieb trocken. Er kochte Kaffee und guckte beim Frühstück CNN. Dann räumte er den Tisch ab und holte seine Waffen. Das Gewehr legte er in den Koffer zurück. Er wollte es nicht benutzen. An den alten Kanonenluken wären zweifellos Scharfschützen postiert. Daß sein Fluchtweg funktionierte, war davon abhängig, ob er es schaffte, in den wenigen entscheidenden Minuten ein ausreichend großes Durcheinander zu inszenieren.
    Er nahm die Pistole. Er hatte sie überprüft und alles in Ordnung gefunden, aber lieber einmal zu viel! Sie konnte gekauft oder gestohlen sein. Da sie nicht sehr selten war, war sie sicher legal erworben worden. Es war eine italienische schwarze Beretta, Modell 92 F, die den Wettbewerb der amerikanischen Armee für ihre neue Pistole gewonnen hatte. Sie löste den alten Colt 45 ab, der ihr sehr ähnelte. Aber sie war stabiler und sicherer zu handhaben. Eigentlich zog Vuk Revolver den Pistolen vor. Sie waren robuster und konnten viel mehr aushalten als die komplizierten Pistolen, die gerne mal klemmten, wenn man es am wenigsten gebrauchen konnte, aber sein Lieblingsrevolver Smith and Wesson hatte nur fünf Schuß, und das war zu wenig, wenn sein Fluchtweg nicht frei war. Und die Beretta war eine gute Waffe, mit der er vertraut war. Sie konnte fünfzehn Patronen im Magazin aufnehmen und eine in der Kammer, und das war entscheidend. Er lud das Magazin mit fünfzehn 9 mm Patronen und schob es in den Schaft. Er überprüfte, ob sie gesichert war, und hielt die Pistole mit beiden Händen in Schußstellung. Die etwas mehr als ein Kilo schwere Waffe ließ sich gut im Gleichgewicht halten. Vuk wußte, daß das Projektil den Lauf in einer Geschwindigkeit von 390 Metern in der Sekunde verlassen würde, und aus der Entfernung, aus der er die Waffe zu gebrauchen gedachte, würde es direkt durchs Ziel gehen und auf seinem Weg furchtbare Verheerungen im menschlichen Körper anrichten. In ein oder zwei Sekunden konnte er das Ziel dreimal treffen. Vuk ging zwar davon aus, daß die Waffe ausprobiert worden war, aber er mußte selbst erleben, wie sie reagierte

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