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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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finsteren, kalten Raum. Ein saurer, muffiger Geruch schlug ihm entgegen. Er hielt inne und lauschte. Er hörte nur seine eigenen Atemzüge. Er legte den Sack, die Umhängetasche und die brennende Taschenlampe in den Raum und machte die Tür zu. Es drang kein Licht heraus.
    Er holte seine Taschenlampe wieder, ging zum Haupteingang, kniete sich hin und wedelte sorgfältig mit der Handfläche über den Staub, der den Zementboden bedeckte, um seine Spuren zu verwischen. Er kehrte zu der Munitionskammertür zurück, verwischte davor ebenfalls sämtliche Spuren, dann trat er ein, zog die schwere Metalltür zu und verschloß sie von innen mit der Eisenkette.
    Er machte die Campingleuchte an, die den ganzen Raum erleuchtete, trockene, fahle Zementwände in einem niedrigen Gelaß. In der Ecke, in der der Zement an einem Luftloch verwittert war, bemerkte er eine rasche Bewegung. Die Ratte sah ihn an, als ob sie darüber spekulierte, wer da nach so vielen Jahren in ihr Reich eingedrungen war. Vuk ließ seine Hand zur Wade hinuntergleiten, sie umfaßte das Messer und stieß zu. Die Messerspitze traf die Ratte in die Seite, als sie versuchte, am Mauerwerk entlangzulaufen. Als sie durchbohrt wurde, stieß sie einen kurzen Schrei aus. Vuk stach sie in den Hals und den Bauch, machte die Eisentür auf und schmiß sie hinaus. Sie sah aus wie ein Opfer der gewalttätigen Kämpfe ums Territorium, in die Ratten immer verwickelt sind. Langsam sickerte ihr Blut in den Staub.
    Er rollte die Isomatte aus und legte den Schlafsack darauf. Er breitete den Kälteschutzanzug zum Trocknen aus, setzte sich in den Schlafsack und massierte seine kalten Füße. Die Anstrengungen und die ständige Konzentration hatten ihn erschöpft. Er hatte Lust auf eine Zigarette, aber der Rauch wäre weithin zu riechen, und er kannte das Lüftungssystem der Kasematten nicht. Statt dessen goß er sich Tee in den Becher der Thermoskanne und aß seine Brote, während er auf den Morgen wartete.

21
    ALS LISE SCHRIE, drehte Per Toftlund sich um. Er hatte die Persenning von den Spülbecken gezogen und starrte auf die Leichen von Mikael und Ole. Ihr Schrei war schrill und ging in jammerndes, japsendes Schluchzen über. Die Leichenstarre war schon wieder vorbei. Die Leichen waren blaß und hatten Flecken vom abgesunkenen Blut, die Augen waren eingefallen und leer.
    Per nahm Lise in den Arm und ließ sie an seiner Schulter weinen. Er streichelte ihr Haar und strich ihr über die kalte, klamme Wange. Der junge Polizist stand wie angenagelt auf der Stelle und blickte abwechselnd von ihnen zu den Toten. Er hatte schon Tote gesehen. Dazu brauchte man auf den Polizeirevieren nicht sehr alt zu werden. Aber es waren überwiegend Selbstmörder oder ältere Menschen, die einsam gestorben waren. Eine Leiche, deren Kehle von einem Stahldraht durchtrennt worden war und die zusammengefaltet in einem uralten Spülbecken steckte, hatte er noch nie gesehen.
    »Ruf die Mordkommission an, Mensch!« fuhr Per ihn an, während er Lise fest im Arm hielt, die am Rande eines Schocks stand. »Und nimm das Telefon. Keinen Funk«, fügte er hinzu. Er wußte, daß die Redaktionen der Tageszeitungen den Polizeifunk abhörten. Sie hatten bald bessere Scanner als die Polizei selber. Aber er wollte die Sache zumindest 24 Stunden lang geheimhalten.
    »Das ist Ole. Das ist mein Mann«, wiederholte Lise zum dritten Mal. »Warum liegt er hier? Warum habe ich nicht auf ihn aufgepaßt?«
    »Lise, Lise, Lise. Es ist nicht deine Schuld«, sagte Per, und ihr Schluchzen nahm wieder zu.
    Er führte sie nach oben, setzte sie in die Küche und gab ihr ein Glas Leitungswasser, das sie gierig trank. Sie hatte verquollene und rote Augen, aber das Weinen hatte nachgelassen. Sie schnappte beim Trinken nach Luft, trank aber alles aus, und Per füllte das Glas wieder auf.
    Sie sah ihn an.
    »Ich kenne ihn«, sagte sie.
    »Wen?«
    »Den Jungen auf dem Klassenfoto. Den sie Janos nennen.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Er war bei uns. Er nannte sich Carsten.«
    »Wann?«
    »Neulich. Er schien ein neuer Freund von Ole zu sein.«
    Als sie Oles Namen nannte, schluchzte sie wieder, aber Per fand, daß sie sich gut im Griff hatte. Oder war sie stärker, als er dachte?
    »Auf einmal, als ich Ole sah, hab ich das Bild mit dem Mann bei uns zu Hause in Verbindung gebracht. Warum bin ich da nicht etwas eher drauf gekommen? Warum, Per? Dann wär das hier nicht passiert!«
    »Das Gedächtnis spielt uns oft einen Streich. Das eine oder

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