Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
Vom Netzwerk:
Berlin.
    Vuk holte sich noch einen kleinen Whisky und trank ihn in der Küche. Im Fernseher in der Ecke hatte er CNN angemacht. Aus Bosnien kamen nach wie vor nur schlechte Nachrichten. Dann schaltete CNN zu einer neuen Reportage weiter. Vuk sah den tibetanischen Führer Dalai Lama aus einer Tür kommen und auf die wartende Presse zugehen. Er war von Menschen umgeben, die sich um ihn drängten, während seine Mitarbeiter versuchten, ihn zu schützen. Ein paar uniformierte Polizisten wollten die Journalisten, Fotografen und Kameraleute zurückhalten, aber sie drängten nach vorn, um an den Mönch heranzukommen, der in seinem orangefarbenen Gewand klein und schutzlos aussah. Wie lange Lanzen streckten sie ihm ihre Mikros entgegen, und Vuk betrachtete interessiert das Schauspiel. Er verstand das Drängeln, Rempeln und Rufen der Journalisten nicht. Ihre Ungeduld und Rücksichtslosigkeit brachten ihn auf eine Idee, über die er nachdachte, als er in derselben Nacht Oles Wagen zurückfuhr und ihn abgeschlossen vor seiner Wohnung in Østerbro abstellte. Er warf die Autoschlüssel in einen Gulli und fuhr mit der S-Bahn zu dem Haus in Hellerup zurück.
    Er ging nach oben und schaltete den Rechner ein. Für Mikael war Post angekommen, denn im Briefschlitz des E-Mail-Symbols steckte ein Brief. Er öffnete das Programm. Es waren acht neue Briefe. Vuk schaute sich einen an. Er kam aus Australien und handelte von einem neuen Programmierungswerkzeug, das Vuk nicht kannte. Auch in der übrigen Post ging es um Computer und Programme. Keiner von ihnen erwartete prompte Antwort, aber aus der Briefliste konnte Vuk ersehen, daß Mikael eine umfassende Korrespondenz geführt hatte. Er schloß das Mail-Programm, formatierte die Diskette aus Lises Wohnung und steckte sie zwischen einen Stoß neuer Disketten, der auf dem Schreibtisch lag.
    Er holte die Whiskyflasche und ein Glas aus dem Wohnzimmer und ging wieder nach oben. Im ersten Stock waren mehrere Zimmer. Das große Schlafzimmer der Eltern ging zum Öresund hinaus. Der nächste Raum sah aus, als würde er als Rumpelkammer benutzt. Dann kam ein großes Bad und schließlich ein Gästezimmer mit gemachtem Bett, auf dem eine gemusterte Decke lag. Vuk zog die Gardinen vor und legte sich mit der Flasche aufs Bett. Er mußte zwei große Whisky trinken, ehe er spürte, wie der Schlaf angeschlichen kam. Er fürchtete ihn und die mangelnde Kontrolle über sein Unterbewußtsein, aber er schlief ruhig und ohne Alptraum. Für die letzten Vorbereitungen hatte er zwei volle Tage. Sein Plan stand nun fest, er wußte genau, was er zu tun hatte.

19
    LISE CARLSEN stand auf dem Balkon von Per Toftlunds Wohnung und rauchte eine Zigarette. Sie war aufgestanden, weil sie nicht schlafen konnte. Per hatte zwar gesagt, sie dürfe in seiner Wohnung rauchen, aber sie tat es nur ungern. Seine Ordnung war ungemütlich. Sie fühlte sich in der strengen, männlichen Wohnung nicht zu Hause. Sie dachte an Ole. Letzte Nacht war sie im Zorn gegangen und hatte wohl mehr zu sich selbst als zu ihm gesagt, daß sie nicht zurückkehren werde, ehe er die Wohnung verlassen habe, aber das war wohl kaum zu machen. Sie gehörte ihnen beiden und mußte von beiden verkauft werden. Wenn Saras Besuch überstanden war, mußte sie sich nach etwas anderem umsehen. In Pers Wohnung konnte sie nicht bleiben. Sie war zu klein und gehörte zu sehr ihm, und sie würden sich schnell auf die Nerven gehen, wenn sie nicht mehr die meiste Zeit miteinander im Bett verbringen würden. Mit ihrem Einkommen allein könnte sie es sich kaum leisten, die große Wohnung zu behalten, aber das mußte sie nochmal nachrechnen. Irgend etwas mußte sie immer. Unter allen Umständen mußte sie morgen – oder wohl eher heute – nach Hause und frische Wäsche holen. Sie hatte Pers dicken Bademantel an, aber darunter war sie nackt, und die Nacht war kühl. Sie fröstelte und blickte über den dunklen Westwald und die blinkenden Lichter in der Ferne und dachte, irgendwo da draußen lauert ein Meuchelmörder. Falls es stimmte. Die Polizei hatte sich im Milieu umgehört, wie Per sagte. Sie hatten eine große Zahl von Hotels überprüft, ihre Spitzel ausgehorcht und die Besatzung der Streifenwagen darauf angesetzt, wenn sie sowieso in den Kopenhagener Untergrund gerufen wurden, aber ohne Ergebnis. Sie dachte an den Killer, den Meuchelmörder, den Attentäter. Wie auch immer man den namenlosen, dänisch sprechenden Ausländer nennen sollte, der vielleicht irgendwo in

Weitere Kostenlose Bücher