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Der Fluch der bösen Tat

Der Fluch der bösen Tat

Titel: Der Fluch der bösen Tat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif Davidsen
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dänisch kochte, wie sie es nannte. Plötzlich schien er den Geschmack von Hacksteak mit gedünsteten Zwiebeln, Bratwurst mit Rotkohl, Frikadellen und gebratenem Speck mit Petersiliensoße im Mund zu haben und ihre kleine Küche zu riechen. Vermutlich lebte sie nicht mehr, Mikael hatte sie nicht erwähnt. Er wurde ein wenig sentimental und erlaubte sich einen Hauch von Nostalgie. Vieles in seinem Leben hätte anders sein können, wenn er andere Entscheidungen getroffen hätte. Falls nicht ohnehin schon alles von vornherein feststand.
    Er wurde aus seinen Träumen gerissen, als er den Koch aus der Küche treten sah. Er rauchte eine Zigarette, und als er Vuk erblickte, kam er an seinen Tisch.
    »Na, hat’s geschmeckt?« fragte er.
    »Wie Sie gesagt haben. Sehr gut.«
    Der Koch nickte.
    »Jetzt fahren Sie wohl auch mit dem Boot nach Hause?« fragte Vuk.
    »Gottbewahre. Nicht vor Sonnabend. Wir sind von Dienstag bis Sonnabend hier.«
    »Ist das nicht hart?«
    »Man gewöhnt sich an fast alles«, sagte der Koch.
    »Ja, wahrscheinlich«, sagte Vuk und griff nach seinem Portemonnaie, um zu zahlen.
    Er fuhr zum Hotel zurück, zog seine bessere Hose und das Sakko an, knotete seinen Schlips und packte den Koffer. Die Taschen mit den Waffen waren nicht angerührt worden. Er band sich die Scheide mit dem zweischneidigen Messer um die Fessel und untersuchte das Zimmer sorgfältig, ehe er die Rezeption anrief und mitteilte, daß er leider kurzfristig abreisen müsse, aber selbstverständlich die kommende Nacht noch bezahlen werde. Er wäre in zehn Minuten unten und würde in bar bezahlen.
    Dann rief er Ole Carlsen an, der schon nach dem ersten Klingeln abnahm, als hätte er nur darauf gewartet.
    »Hier ist Carsten«, sagte Vuk.
    »Ach, du bist’s.« Ole klang enttäuscht, als ob er auf Lise gehofft hätte.
    »Danke für den Abend neulich«, sagte Vuk.
    »Das war ja nicht so doll«, sagte Ole.
    »Nein, war’s wohl nicht.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wo sie ist.«
    »Ich hab das Gefühl, es ist meine Schuld«, sagte Vuk.
    »Unsinn. Das ist verkehrt.«
    »Ich wollte fragen, ob du mir einen Gefallen tun kannst.«
    »Ja, bestimmt. Ich hab ja nichts anderes zu tun.«
    »Ich hab die erste Etage in einer Villa in Hellerup gemietet …«
    »Das hört sich ja gut an. Willst du nach Kopenhagen ziehen?«
    »Nein, aber ich bin mittlerweile so oft hier, daß ich mein eigenes Domizil haben wollte. Ich hab von Hotels die Nase voll.«
    »Sehr vernünftig.«
    »Ich dachte … du hast doch ein Auto und … mit meinen Koffern und so … vielleicht könntest du …?«
    »Klar. Wo bist du?«
    »Kannst du in einer halben Stunde an der Ecke Istedgade und Reventlowsgade sein?«
    »Ja, sicher. Wär ja noch schöner. Ich lasse Lise eine Nachricht da.«
    »Hat sie das verdient?«
    Ole lachte ohne Freude.
    »Nee, eigentlich nicht.«
    Sie fuhren schweigend. Ole roch schwach nach Alkohol, aber er wirkte sicher am Steuer, und er sprach klar und deutlich. Das fehlte gerade noch, daß sie ihn fänden, weil Ole in eine Alkoholkontrolle geriete. Er schien zwar traurig, aber abgeklärt. Als ob er wüßte, daß es vorbei war. Der Abend war dunkel und kalt, und der Asphalt glänzte feucht. Die Bäume bogen sich im Wind, er war stärker geworden.
    Vuk wies ihm den Weg, und Ole parkte vor dem Gartentor. Vuk hatte den Koffer in den Kofferraum gelegt. Er ließ Ole ihn tragen, während er selbst den abschließbaren Samsonite und die Sporttasche nahm. Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig führte eine ältere Dame ihr Hündchen an der Leine. Sie trat durch das Gartentor des Hauses vis-à-vis und sah zu den beiden herüber.
    »Das ist ja ein sehr schönes Haus«, sagte Ole. »Schwein gehabt.«
    Vuk antwortete nicht, sondern ging die kleine Treppe zur Haustür hinauf. Er stellte sein Gepäck ab und schloß auf. Er trat einen Schritt zur Seite, machte Licht und ließ Ole an sich vorbeigehen.
    »Hast du den ganzen ersten Stock?«
    »Ich hab alles«, sagte Vuk. Etwas in seiner Stimme warnte Ole, er drehte sich um und wollte Vuk fragend ansehen, aber es war zu spät. Vuk rammte ihm die Faust hart in den Kehlkopf, Ole kippte röchelnd gegen den Türrahmen, an dem er langsam hinunterrutschte. In seinen Augen leuchtete die unausgesprochene Frage: Warum?
    » You know me, idiot! «sagte Vuk und versetzte ihm noch einen heftigen, kurzen und präzisen Schlag, und aus Ole Carlsens Augen schwand jedes Licht.
    Vuk schleifte Oles Leiche durch die unaufgeräumte Küche und zur

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