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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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einer der Ihren, und so zerrten sie ihn zurück in ihre Welt, wo sie ihn abermals töteten. Boiorix starb – immer und immer wieder starb er …« Keuchend, als wäre sie eine lange Strecke gerannt, beendete Rascil ihre Schilderung. Trotz des warmen Morgens hatten die Schrecken ihrer Geschichte eine Gänsehaut über den Körper des Krüppels gejagt. Es wäre eine gute Geschichte gewesen für einen kalten Winterabend, wenn das Feuer hoch brannte und Met in mit Stierköpfen verzierten Trinkhörnern kreiste, nicht jedoch für die Nüchternheit eines sonnigen Morgens.
    »Ist das alles wahr?«, krächzte der Helvetier.
    Boiorix hob die Achseln. »Meine Erinnerungen sind in vielerlei Hinsicht verschwommen, aber ja, so muss es gewesen sein. Rascil und Nando waren beide dabei. Erst Rascil gelang es, mich mit ihren Beschwörungen zurück ins Wachsein zu zerren, nachdem mein Herz bereits ausgesetzt hatte zu schlagen. Donar sei Dank!«
    »Das göttliche Blut in Euch war zu stark für die Ränke einer hinterlistigen Druidin«, murmelte Rascil bescheiden. »Mein Zauber war lediglich das Werkzeug.«
    Am liebsten hätte der Krüppel kein Wort geglaubt. Er war sich sicher, Rascil übertrieb irgendwo, dass sie die Realität ihren eigenen Wünschen anpasste, aber ihre Lügen schienen winzig neben der Wahrheit zu stehen, sonst hätte Boiorix niemals zugelassen, dass sie ihn und seine Schrecken der Nacht so vorführte. Offenbar hatte der König keinen Grund oder tatsächlich genügend eigene Erinnerung, um nicht an Rascils Darstellung zu zweifeln. Woher wären auch sonst diese schrecklichen Traumbilder gekommen, wenn nicht von ihm selbst?
    »Ihr habt keinen Schaden davongetragen, Herr?«, vergewisserte er sich.
    »Keinen, außer meinem Gleichmut. Ihr seid ein Helvetier, Krüppel, ein Kelte. Allein deshalb würde ich Euch momentan gerne in der Luft zerreißen.«
    Der Krüppel ignorierte das. »Euer Herz?«
    »Ein paar verpasste Herzschläge bringen einen Krieger nicht um.«
    »Könnte es sein, dass Sumelis das alles nicht beabsichtigt hat? Ein Unfall?«
    »Das wäre möglich, aber ist das noch von Belang? Was sagt Ihr dazu, Priesterin?«
    »Sumelis wusste, was sie tat. Eine Frau mit ihrer Macht weiß das immer.«
    »Jetzt hat sie also plötzlich Macht?« Die Gedanken des Krüppels rasten. Vielleicht war Boiorix noch nicht überzeugt, vielleicht konnte er ihn umstimmen. »Das habt Ihr bis jetzt doch immer bezweifelt, nicht wahr, Rascil? Dass Sumelis Macht besitzt?«
    »Ich habe ihr niemals vertraut. Zu Recht, wie sich gerade gezeigt hat.« Die Priesterin betrachtete den kleinen Mann mit dem schläfrigen Blick einer sattgefressenen Wildkatze. Der Krüppel schreckte vor der trägen Herausforderung, die er darin las, zurück.
    »Was gedenkt Ihr, nun mit Sumelis zu tun, Herr?«, fragte er mit plötzlich trockenem Mund.
    »Das habe ich noch nicht entschieden.« Boiorix hatte sich abermals nach seinen verzierten Beilen gebückt und wog nun eines von ihnen nachdenklich in der Hand. Er stand leicht nach vorne gebeugt, daher konnte der Krüppel den geschwungenen Bogen einer Zeichnung aus rötlich brauner Farbe auf seiner Brust erkennen. Wahrscheinlich irgendein nordisches Schutzzeichen ähnlich einem in die Haut tätowierten Amulett.
    »Bis jetzt war Sumelis die Einzige, die die Wirkung des Fluchs und der Träume, die er schickt, auf mich mildern konnte. Andererseits hat sie versucht, mich zu töten.« Der Kimbernkönig hielt kurz inne, bevor er stirnrunzelnd zugab: »Selbst wenn das womöglich keine Absicht war.«
    »Herr, ich bin sicher, sie war sich dessen, was geschah, vollauf bewusst!«
    »Sumelis hat also gezeigt, wie unkontrollierbar sie ist«, fuhr Boiorix fort, Rascils Einwand mit einem Achselheben zur Kenntnis nehmend, »
nachdem
sie sich zunächst als wertvoll erwiesen hatte. Töte ich sie, gibt es niemanden mehr, der die Auswirkung der Alpträume dämpfen kann. Lasse ich sie am Leben und weiterhin in meine Nähe, riskiere ich, dass sich so etwas wie letzte Nacht wiederholt.«
    »Ihr könntet sie einfach ziehen lassen, mein König.«
    »Und riskieren, dass sie all meinen Feinden von meinem kleinen Problem erzählt? Dass man sie womöglich gegen mich verwendet, da sie mich jetzt so gut kennt? Eine keltische Zauberin?« Boiorix stieß die Luft durch die Nase aus. »Nein, das kommt nicht in Frage!«
    »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit.« Rascils Tonfall war ungewohnt demütig. »Eine andere, bessere Möglichkeit. Lasst mich

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