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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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ruckendem Kopf auf die Kuchenbrösel zu starren, die neben Sumelis zu Boden gefallen waren.
    »Boiorix war sein Schwager. Der Bruder seiner ersten Frau. Sie haben sich wohl nie gut verstanden. Anfangs waren sie nur Rivalen, aber dann änderte Boiorix seinen Namen – er hieß früher anders, wusstest du das? – und begann seinen Aufstieg an die Spitze des Kimbernheers. Ich weiß nicht, was zwischen den beiden vorgefallen ist, jedenfalls sagte sich Boiorix von meinem Vater und dem Rest ihres Stammes los. Boiorix wollte nicht nur der Kriegsführer eines kleinen Stammes sein, der neben der Masse der Kimbern kein Gewicht hatte, er gierte nach mehr. Und dann, in irgendeiner Schlacht, hat er Vater verraten. Männer starben, viele Männer, die Krieger meines Vaters. Seitdem waren sie Feinde.« Sumelis zuckte mit den Achseln. Es fiel ihr nicht auf, wie still Nando auf einmal geworden war, wie bewegungslos er dasaß, eine Säule, auf deren Stirn Schweißtropfen glänzten.
    »Boiorix hielt meinen Vater für einen Schwächling und Verräter, weil er die Kimbern verlassen hat. Aber der wahre Verräter ist Boiorix. Er hat seinen Stamm dem eigenen Aufstieg geopfert!«
    Der Ruf eines Falken, der über der freien Fläche vor dem Waldrand kreiste, unterstrich Sumelis’ letzte Worte. Gedankenverloren betrachtete sie seinen langsam kreisenden Flug, bis er sich auf einem der obersten Äste eines Baumwipfels niedergelassen hatte. Versöhnlicher fügte sie hinzu: »Es ist eigenartig, dass aus ihm trotzdem ein guter König geworden ist, denn andernfalls würdest du ihn niemals dermaßen respektieren, nicht wahr?«
    »Dein Vater –« Nando räusperte sich. »Er ist …«
    »Vom Rabenvolk. So wurden sie jedenfalls früher genannt, bevor zu wenige von ihnen noch übrig waren, um ein eigener Stamm zu sein. Was einst ein Stamm war, sind nur noch wenige Sippen. Selbst unsere Häuser, das, was wir Heimat nennen, steht jetzt auf der Erde eines anderen Stammes.«
    Der Falke verschwand beinahe vollkommen hinter den Blättern des dichten Geästs, dennoch war Sumelis sicher, dass er noch immer dort saß, die aufmerksamen Augen auf die freie Fläche vor sich gerichtet. Ob er sie und Nando wohl gerade beobachtete?
    »Kennst du das Rabenvolk noch, Nando?«, fragte sie, als er nichts erwiderte. »Du warst damals alt genug, um dich erinnern zu können, nicht wahr?«
    Nando antwortete nicht. Er war aufgestanden und zu den Pferden getreten. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, die Sonne blendete sie.
    »Ich war nicht dabei, als das Rabenvolk die Kimbern vor zehn Jahren verließ«, sagte er schließlich. Er sprach leise, so dass sie ihn kaum verstand. »Ich war damals nicht beim Zug. Ich war zu ihm unterwegs. Zu Boiorix. Meinem König. Dem ich – dem meine Familie Treue schuldete. Einer zumindest.«
    Die Anspannung in Nandos Stimme bereitete Sumelis ein ungutes Gefühl. Etwas stimmte nicht, das spürte sie deutlich, obwohl sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Sie hätte sich ohrfeigen können. Wieso hatte sie das Thema überhaupt auf Boiorix gebracht? Wie dumm war sie eigentlich?
    »Ich hätte dir das schon früher erzählt, aber es schien mir nicht wichtig. Außerdem war ich mir nicht sicher, ob du es nicht deinem König erzählen würdest. Ich meine … Es tut mir leid! Ich hätte dir vertrauen sollen.«
    Er lachte einmal kurz auf. Es war ein hässliches Geräusch. Verunsichert nestelte Sumelis an ihren Haaren.
    »Wenn Boiorix gewusst hätte, wessen Tochter ich bin, wäre das nicht gut für mich gewesen, meinst du nicht auch?«
    »Atharics Tochter.«
    »Ja.« Jetzt lächelte sie wieder. Der Gedanke an ihre Eltern wärmte sie, nun, da sie wusste, sie würde sie schon bald wiedersehen. Es kam ihr nicht in den Sinn, zu hinterfragen, wann sie Nando gegenüber den Namen ihres Vaters erwähnt haben sollte. »Genau. Atharics Tochter.« Alles andere zählte nicht. Sie würde ihm die ganze Wahrheit schon noch erzählen. Irgendwann. Diese Geschichte eilte nicht. Hatte es nie getan.
    Sumelis erhob sich, kleine Äste von der Kleidung klopfend. »Sollen wir weiterreiten? Es wird spät.«
    Einen weiteren Moment Stille, dann ein scharfes Nicken. Mit einem Satz sprang Nando auf sein Pferd und griff nach den Zügeln. Er schlug dem Fuchs die Fersen in die Flanken, der ohne Zögern mit einem gewaltigen Sprung nach vorne schoss. Ein Schößling zerknickte unter den trampelnden Hufen; trockener Humus spritzte auf. Sumelis folgte langsamer. Sie ließen das Gebüsch

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