Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
Vom Netzwerk:
auf die Pferde, die schnaubend die Hälse schüttelten. Das Geräusch vermischte sich mit Nandos leisem angespanntem »Wozu?«.
    »Weil ich nicht weiß, ob ich ohne dich gehen würde.« Ihre Lippen zitterten. Sumelis legte eine Hand auf seine rauhe Wange und flüsterte: »Weil ich nicht glaube, dass ich stark genug bin, um einen Teil meiner Seele einfach hier zurückzulassen und fortzugehen.«
    Einen Herzschlag lang stand er erstarrt, und sie fürchtete schon, er hätte sie nicht verstanden, oder es war ihm egal. Dann spürte sie seine Arme um ihren Oberkörper. Er hob sie halb hoch und presste sie an sich, das Gesicht in ihren Haaren vergraben, ohne ein Wort. In seinem Griff lag dieselbe Kraft wie damals, als er sie entführt hatte und sie das erste Mal gekämpft hatten. Selbst wenn sie gewollt hätte, hätte Sumelis sich ihm nicht entwinden können.
    Nandos Finger glitten über ihren Rücken, fassten in ihre Haare und zwangen ihren Kopf zurück. Er setzte sie ab, dabei hätte Sumelis ihm am liebsten zugerufen, er solle sie nicht loslassen, doch dann waren auch schon seine Lippen auf ihrem Mund, warm und von beinahe verzweifelter Wildheit. Sumelis schmiegte sich an ihn, seine Küsse ebenso hungrig erwidernd. Weggeblasen waren auf einmal alle Unsicherheit und Angst. Erleichterung ließ ihre Knie weich werden, so zog sie ihn mit sich zu Boden, ungeachtet der Gräser und kleinen Sträucher, die sie unter ihrem Gewicht zusammendrückten. Ein leichter Wind kam auf, ließ die Blüten des Weißdorns tanzen, bevor er weiter über die Lichtung zu den Eichen zog, ein wisperndes Versprechen der Geister und Gottheiten, die in ihnen wohnten. Nando hörte es, und in diesem Moment, mit Sumelis’ Körper unter seinem, mit ihren forschenden, noch unerfahrenen Berührungen und der Spur ihrer Lippen auf seiner Haut, vergaß er sein Zögern, seine Zweifel und die aus Blut und Treue geschmiedete Kette, die ihn mit seinem König verband.
     
    »Es tut mir leid. Ich schätze, ich bin wohl nicht der richtige Mann für …« Nando zögerte. »Für Jungfrauen.«
    Sumelis ließ Nandos Hand los, die sie gerade zum wiederholten Male daran gehindert hatte, zwischen ihre Schenkel zu gleiten, und wälzte sich herum, bis ihr Kopf auf seiner Schulter zu liegen kam.
    »Nein, du bist wunderbar, das ist es nicht. Ich will nur, dass es – dass es perfekt ist.«
    »Deine Blutung stört mich nicht.«
    »Aber mich. Es ist der stärkste Tag.« Ihre Hand spielte mit seinen Fingern, dann hob sie das Kinn, um ihm einen Kuss zu geben. »Ich will nur, dass es perfekt ist«, wiederholte sie.
    Nando legte einen Arm in Sumelis’ Nacken, um ihre Lippen auf seinen festzuhalten. Gleichzeitig verschlang er die Beine mit ihren und zog sie auf sich. Das zusätzliche Gewicht drückte seine Schulter gegen einen Ast auf dem Boden, was er jedoch kaum bemerkte, da Sumelis’ Zunge erneut seinen Mund erforschte, neugierig, hingerissen, wie sie es schon die halbe Nacht über getan hatte, bis sie endlich an ihn geschmiegt in erschöpften Schlaf gefallen war. Nando war aus mehr als einem Grund froh darüber gewesen, denn ihre Leidenschaft hatte alle Gedanken ausgeschlossen – darunter das drängende Gefühl, ein Verräter zu sein.
    Er konnte noch immer zurückkehren.
Allein.
    »Was ist?« Sumelis hatte sich auf die Hände gestützt und blickte auf ihn hinunter. Vor dem heller werdenden Morgen hoben sich ihre Umrisse deutlich ab: Nase, Augenbrauen, Kinnlinie und die Ahnung ihrer geschwungenen Lippen zwar bereits erkennbar, der Rest ihrer Züge jedoch noch in verschwommenes Halblicht gekleidet. »Bin ich zu schwer?«
    Nando lächelte. »Nein, das ist es nicht. Ich würde nur gerne mein Pferd vor die Sonne spannen und sie wieder zurück unter den Horizont ziehen.«
    In der Nacht war alles so einfach gewesen, so klar. Jetzt, mit dem Morgengrauen, wurde es … komplizierter. Er war dabei, seinen König zu verraten, dem er Treue geschworen und von dem er im Gegenzug Treue erhalten hatte. Er gab alles auf, was ihm etwas bedeutete, sich selbst, so flüsterte ein Teil in ihm, eingeschlossen. Und das für eine Frau. Um sie zu retten. Um sein Versprechen ihr gegenüber zu halten.
    Wollte er das wirklich?
    Das ist nicht der einzige Grund.
    Er könnte sie in Sicherheit bringen, dann mit irgendeiner Ausrede zum Zug zurückkehren. Er könnte seinen König anlügen, weitermachen wie bisher, alles haben.
    Nein, nicht alles. Nicht Sumelis. Nicht – das.
    Im Grunde hatte er seine

Weitere Kostenlose Bücher