Der Fluch der Druidin
Heer sein mag, es wird von unseren Legionen zermalmt werden! Ihr sagt, ihr wollt Land? Nichts als Bauern seid ihr! Ihr glaubt, gegen die Größe Roms bestehen zu können? Rom geht über euer Fassungsvermögen! Roma aeterna!
Und ihr? Seht euch doch an, eure dreckigen Gestalten, eure jämmerlichen Wägen, euer mageres Vieh! Die Kloaken Roms wären noch zu gut für euch! Dreht um und kehrt zu euren Schafen und Rindern zurück, bevor unsere Soldaten euer stinkendes Fleisch in Blut waschen!«
Die Nordmänner, die gerade noch vor Scaurus’ Füße gespuckt hatten, murrten aufgebracht. In Boiorix’ seltsam glatten, faltenlosen Gesicht zuckte es einmal, als das Wort Bauer fiel, ansonsten blieb es reglos.
»Deine Zunge hat dir gerade keinen guten Dienst erwiesen, Römer!«, sagte er leise. »Jene, die du Bauern nennst, halten dein Schicksal in ihren Händen.«
Nando, der meinte, seinen König besser zu kennen als jeder andere, beobachtete, wie sich die Finger seiner rechten Hand spreizten, und wusste, der Römer würde seine tapfere Unverschämtheit bitter bereuen.
Marcus Aurelius Scaurus hob die Schultern und ließ sie langsam wieder fallen, bevor er sich umdrehte und Boiorix betont den Rücken zuwandte. »Ich dachte mir, dass Ihr nichts als ein blinder Barbar seid, der zu dumm ist, die Wahrheit zu erfassen. Und Ihr meint, Rom erobern zu können!« Sein Lachen war beredter als tausend Worte.
Boiorix zog dem römischen Legaten die flache Seite einer Axt über den Schädel, ohne das Blatt überhaupt aus seiner ledernen Scheide zu nehmen. Scaurus ging zu Boden wie ein gefällter Baum. Die Anführer, die die Szene beobachtet hatten, spuckten noch einmal auf seinen reglosen Körper, dann verstreuten sie sich, um sich wieder zu ihren Männern zu gesellen und sie für den bevorstehenden Kampf aufzuhetzen. Derweilen warf Boiorix die Axt achtlos beiseite und zwirbelte die Enden seines Schnurrbarts. Er schien mit den Gedanken bereits weit entfernt.
»Er lebt noch«, sagte Nando.
»Ich weiß.«
»Er ist mutig.«
»Solche Feinde sind uns am liebsten, nicht wahr?« Boiorix bleckte die Zähne. »Es ist gut, uns zu reizen! Wütende Bären kämpfen besser. Merk dir das, Nando!«
»Das werde ich, Herr.«
»Dein Blut ist kalt, mein Sohn. Es sollte heißer brennen.«
»Noch mehr Hitze, und ich würde an Eurer Stelle König werden.«
Boiorix grunzte anerkennend und schlug ihm auf die Schulter. »Einem anderen Mann würde ich für diesen Scherz möglicherweise den Kopf abschlagen.«
»Mein Kopf gehört Euch. Tut damit, was Ihr wollt.«
»Nun, wie es der Zufall will, kann ich ihn gerade auch gebrauchen.«
»Was soll ich für Euch tun, Herr?«
»Sieh zu, ob du nicht noch ein paar Informationen aus unserem römischen Legaten herausbekommst.«
»Er wird nichts verraten.«
»Ich habe vollstes Vertrauen in dich, Nando.«
Also schaffte er Scaurus in ein Zelt am Rande des Lagers. Erwartungsgemäß erfuhr er nicht viel, lediglich eines schien ihm interessant: die Feindschaft der beiden Feldherren, welche die römischen Heere befehligten. Nando trug diese Information – kein Geheimnis in den römischen Reihen, wie er vermutete – zu seinem König, dann kehrte er zum Zelt zurück. Vom Eingang aus musterte er Scaurus, die verklebten braunen Locken, das geschwollene Auge, die Haut, so gebräunt wie seine eigene und doch einen Stich dunkler. Scaurus wälzte sich auf dem festgetretenen Boden herum und sah zu ihm auf. Er murmelte etwas. Der Dolmetscher musste dicht an ihn herantreten, um ihn zu verstehen.
»Wenn du noch mehr erfahren willst, musst du mich richtig foltern!«, übersetzte er schließlich. »Nicht dieses Kitzeln, das dir mehr Schande bereitet als mir, Kimber!«
»Selbst wenn ich dir jeden Finger einzeln abschneiden würde, würde ich nicht mehr erfahren.«
Scaurus’ geschwollene Züge verzogen sich zu einem wilden Grinsen, noch bevor der Dolmetscher seine Übersetzung begann. Nando winkte den Mann hinaus, dann riss er den Römer in die Höhe.
»Zeit, das Ganze abzukürzen. Unsere Priesterinnen wollen, dass ich dich zu ihnen bringe. Ich hoffe, dein Gott Mars ist dir gnädig gestimmt – unsere Götter werden es wohl nicht sein!«
Nando brachte Scaurus zu der kleinen Erhebung, auf deren Kuppe die Priesterinnen bereits den großen Kessel aufgestellt hatten. Ihre leinenen Oberkleider leuchteten weithin sichtbar in der Sonne, und ihre bloßen Füße tanzten auf dem satten Gras zum Takt der Gebete, die ihre Gesänge zum
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