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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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die Welt des Sterblichen zu rücken schien. Verstanden die Druiden mit ihrer zwanzigjährigen Ausbildung die Geheimnisse der Seele gut genug, um erfassen zu können, was Talia ihnen antun konnte? Atharic war sich nicht einmal selbst sicher, ob seine Frau tatsächlich wusste, was sie tat – oder tun konnte.
    Talia nahm ihre Hände trotz des Aufschreis des Geweihten nicht weg. »Wo ist Sumelis?«
    »Ich weiß es nicht!«
    Talia nickte Atharic zu. »Halt ihn fest!«
    »Nein, wartet! Ich sagte doch, ich erzähle Euch alles! Ich habe sie nicht entführt!«
    »Wer dann?«
    »Es war ein Fremder, ein, ein …«
    »Ja?«
    »Ein Nordmann! Ein Kimber! Wie Euer Mann!«
    Das war das Letzte, was Atharic erwartet hatte. Er ignorierte die Tatsache, dass der Druide ihn für einen Kimbern hielt, und vergewisserte sich: »Ein Kimber? Seid Ihr sicher?«
    »Ja, das sagte er selbst! Und dann war da noch dieser Akzent – wie bei Euch! Ich irre mich nicht.«
    »Das würde ich Euch auch nicht raten.«
    Atharic bedeutete Talia zu schweigen. »Sprecht weiter!«, forderte er seinen Gefangenen auf. »Mein Eheweib ist nicht sonderlich geduldig, wie Ihr vielleicht schon gemerkt habt. Was hat Euch dieser Kimber gesagt?«
    Suagrius hielt seinen Blick starr auf Atharic gerichtet, so als hoffte er, wenn er Talia nicht ansähe und ihre brennenden Augen mied, würde sie ihm auch kein Leid zufügen können – ungeachtet dessen, dass ihre Handflächen noch immer seine Schläfen zusammenpressten.
    »Er sagte, er sei auf der Suche nach der mächtigsten Zauberin unseres Volkes. Er hat sofort nach Carans Tochter gefragt! Ich sagte, die Druiden seien die mächtigsten Männer unseres Volkes, aber das hat ihn nicht interessiert. Keine Druiden!, befahl er. Er hat mir Gold gegeben, und da habe ich mich etwas umgehört. Wie groß war meine Überraschung, zu erfahren, dass Eure Tochter bei Caran weilte! Ich dachte, ich würde ihn unverrichteter Dinge fortschicken müssen, aber nein, als ich ihm sagte, er könne Sumelis haben, dass sie hier sei, war er sofort einverstanden! Das war die Gelegenheit!« Suagrius’ Worte überschlugen sich beinahe. »Ich meine, ich wollte doch nicht, dass eine Hexe wie Sumelis in Alte-Stadt ist! Ientus hat uns noch auf dem Totenbett vor Euch und Eurer Tochter gewarnt! Aber wie sie loswerden, ohne Caran gegen uns aufzubringen? Ich dachte, dies wäre eine gute Gelegenheit! Sollen sich doch die verdammten Kimbern mit der Hexe abgeben!«
    »Wieso sollten die Kimbern sie wollen?«
    »Das hat er nicht gesagt. Ich schwöre es! Ich habe ihm nur noch geholfen, sie aus der Stadt zu schaffen. Ich weiß auch, dass er sie nach Süden gebracht hat, dass die Berge sein Ziel waren. Das ist alles! Das müsst Ihr mir glauben!«
    »Wer weiß noch davon?«
    »Niemand.«
    »Was ist mit anderen Druiden?«
    »Ich habe ihnen nichts gesagt. Sie hätten Sumelis sonst womöglich für sich selbst gewollt. Wer weiß, welche Konsequenzen das für die Stadt und uns alle gehabt hätte! Vielleicht hätten sie mich auch bestraft? Ich habe uns doch nur beschützen wollen!«
    »Und auf diese Art habt Ihr das Gold des Kimbern für Euch selbst behalten können«, warf Atharic leise ein. »So ist es doch, nicht wahr?«
    Der Mann antwortete nicht. Der Stoff seiner Hose hatte sich zwischen den Beinen dunkel gefärbt, und zu seinem fauligen Atem gesellte sich der Gestank von Urin.
    »Ich glaube, wir sind hier fertig.«
    »Ja, das sind wir.« Talia verstärkte ein letztes Mal den Druck ihrer Hände auf Suagrius’ Schläfen und zwang ihn, sie anzusehen. »Hört mir gut zu, Druide! Wenn Ihr ein Wort über das sagt, was heute hier geschehen ist, wenn Ihr von Sumelis erzählt, von mir oder meinem Mann, dann werde ich Euch finden! Versteht Ihr, was ich sage? Ein Wort von Euch zu einem Druiden, irgendjemandem, und ich werde Eure Seele aufspüren, egal wo sie ist. Noch in der Anderen Welt werde ich sie jagen! Und wenn ich sie gefunden habe, wird die Ewigkeit Euch nicht mehr kennen. Eure Seele wird verloren sein. Für immer. Habt Ihr mich verstanden?«
    »Ja.« Der Druide flüsterte das Wort nur.
    Talia nickte zufrieden. »Gehen wir!«
     
    In der großen Halle von Carans Hof warteten Caran, Catuen und Samis bereits ungeduldig auf Talias und Atharics Rückkehr. Kaum hatten die beiden die Tür hinter sich geschlossen und waren alle Bediensteten und Gefolgsleute aus der Halle geschickt, wurden sie mit Fragen bedrängt. Talia und Atharic berichteten in knappen Zügen, was sie in

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