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Der Fluch der Druidin

Der Fluch der Druidin

Titel: Der Fluch der Druidin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Jaeckel
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Anerkennung zweier Mächte, die im Flug aneinander vorüberziehen. Ein Fußabdruck in einer Straße, die sich unter Sumelis’ Schritten verlor.
    Sumelis blinzelte, und die Verbindung zerbrach. Übrig blieb ein Hauch von Feuer und verlorener Zeit, das Geräusch von schlagenden Flügeln und die Berührung einer Feder an ihrer Stirn. Zwar war ihr nicht ganz klar, was gerade geschehen war, dennoch schien es ganz natürlich, die Hand zu heben und das Nicken des Mädchens zu erwidern. Bevor sie die Geste jedoch zu Ende führen konnte, drehte sich die Gestalt um und verschwand in einem Wirbel aus Blau und Rot im Inneren des Gebäudes.
    Sumelis sah sie nicht wieder.
    »Wer war das Mädchen, das auf dem Turm stand?«, fragte sie Nando, als er sich schließlich schwitzend zu dem kleinen Wasserlauf am Rande der Wiese aufmachte und dabei an ihr vorbeikam. Sein Übungspartner hatte sich da, wo sie ihren Kampf beendet hatten, fallen gelassen und betastete vorsichtig sein malträtiertes Fleisch.
    »Welches Mädchen?«
    »Ein rothaariges. Es war gekleidet wie ein Geweihter. Vielleicht war es eine Seherin der Tiguriner.«
    Nandos Gesichtsausdruck verdüsterte sich. Er warf das Holzschwert und seinen Schild zu Boden und ballte die Fäuste. »Vergiss sie!«, befahl er ihr barsch.
    »Das kann ich nicht. Sie strahlt eine Macht aus, wie sie mir noch nie begegnet ist. Ich – sie kommt mir vor wie eine Schwester!«
    »Ich sagte, du sollst sie vergessen!«
    »Aber …«
    »Sumelis!«
    Sie presste die Lippen zusammen. Nando griff nach dem Krug Wasser neben ihr und goss sich dessen Inhalt über den Kopf. Tropfen blieben in seinen Wimpern hängen, während das Wasser seine Wangen hinabrann und auf seinem nackten Oberkörper perlte. Er wandte sich ab. Obwohl alles in ihr danach verlangte, mehr über das geheimnisvolle Mädchen zu erfahren, suchte Sumelis nach einem unverfänglichen Thema. Frieden mit Nando zu schließen, war ihr wichtiger. Sie wollte nicht, dass er sie hier alleine sitzen ließ, wo die Tiguriner sie von der Umwehrung herunter anstarrten. Einladend klopfte sie neben sich aufs Gras. »Du hast deinen Gegner ja ganz schön übel zugerichtet. Es wundert mich, dass er den Kampf nicht schon vorher abgebrochen hat.«
    »Er will ein guter Krieger werden und weiß, was dazu nötig ist. Heute hat er viel gelernt.«
    »Wo es am meisten weh tut?«
    »Wo er seine Deckung vernachlässigt.« Nando streckte sich und kreiste mit den Schultern, um die Muskeln zu lockern, dann ließ er sich tatsächlich neben sie sinken und legte den Kopf in den Nacken. »Er ist jung und stark, vielleicht wird er sogar noch etwas wachsen. Er muss eigentlich nur noch schneller werden, dann wird er ein ernstzunehmender Gegner sein. Ich habe ihm gezeigt, welche Waffenübungen er ab jetzt jeden Tag machen soll. Das wird ihn weiterbringen.«
    Sumelis wusste, wovon Nando sprach. Seit er sich von seinen Verletzungen erholt hatte, hatte sie ihn jeden Abend dabei beobachten können, wie er seine Übungen absolvierte – mit Schwert, kurzem Wurfspieß, Dolch und einem langen Stock in Ermangelung einer schweren Lanze, die ihn auf seiner Reise zu sehr behindert hätte. Es waren die Momente des Tages, auf die sie sich am meisten freute, denn trotz des kriegerischen Zwecks brachten sie einen seltsam tänzerischen Frieden, nur unterbrochen von Nandos Atem und den Geräuschen der durch die Luft schneidenden Waffen.
    »Ich habe meinem Vater auch oft bei seinen Übungen zugesehen«, erzählte sie. »Früher hat er sie jeden Tag gemacht, jetzt aber weniger.«
    »Wie alt ist er?«
    »Mitte vierzig? Ich glaube, er weiß es selbst nicht genau.«
    »Die meisten Männer werden mit dem Alter träger.«
    »Daran liegt es nicht. Er meint, ältere Männer kämpfen anders als jüngere, es sei denn, sie sind Narren. Sie würden wissen, dass es immer einen geben wird, der schneller, stärker, besser und jünger ist als sie. Deshalb würden sie sich nicht auf lange Kämpfe einlassen, komplizierte Finten, Herumtänzeln und so weiter. Sie warten auf ihre Chance und nutzen sie. Schnörkellos.«
    Nandos Mundwinkel verzogen sich verächtlich. »Alte Krieger mögen ein paar Tricks kennen, aber damit sollten sie lieber Kinder unterhalten. Ich bin auch kein Anfänger mehr; ihre Erfahrung gibt ihnen keinen Vorteil über mich. Diese Männer bereiten mir keine Kopfschmerzen.«
    »Du hältst dich für unbesiegbar?«
    »Nein, nicht grundsätzlich. Eine solche Arroganz wäre tödlich.« Nando steckte sich

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